4. November 2017

Kunstleder Rucksack für den Stadtbummel

Hallo ihr Lieben!

Während ich im nähen jeglicher Oberbekleidung schon recht versiert bin, ist mir neben Wäsche ein weiteres Gebiet noch sehr fremd: Das Nähen von Taschen. Bei allem anderen entstand irgendwann der Wunsch, es mal selbst auszuprobieren, gepaart mit Unzufriedenheit der in Geschäften verfügbaren Waren. Zum Beispiel zu kurze Jacken. Die endlose Suche nach einer passenden Jeans. 
Bei Taschen habe ich dieses Problem nicht: Ich bin zum einen recht minimalistisch, mir reichen meine drei Umhängetaschen eigentlich aus. Dazu ein großer Rucksack für mehr Gepäck. Außerdem zweifelte ich immer daran, ob ich (Kunst)Leder mit meiner Haushaltsnähmaschine wohl gut verarbeiten könnte. Und trotzdem habe ich mir einen Rucksack genäht. 


Wie stolz ich auf das Ergebnis bin, ist wohl an meinem Grinsen erkennbar, oder?

Inspiration - Die fand ich bei Nina auf ihrem Blog vervliest und zugenäht, denn sie hat den Rucksack dort gezeigt und erzählt, dass es gar nicht so schwer war wie gedacht. Seitdem schwebte die Idee in meinem Hinterkopf herum und ich fing an, nach Begründungen zu suchen. Rucksäcke haben gegenüber Umhängetaschen ja den großen Vorteil, dass sie weniger im Weg sind und komfortabler. Und ich besitze ja nur den großen Rucksack, für den ganz normalen Arbeitstag völlig übertrieben. Ja, und so dachte ich dann vor mich hin, und als ich dann bei meiner letzten Jacke nochmal gemerkt habe, wie viel Freude mir längerwierige Nähprojekte machen, auch wenn sie anstrengend sind, habe ich mir das Material zusammenbestellt. 


Material - Ich habe alles notwendige bei Stoff und Stil gefunden: Kunstleder, Futterstoff, Karabiner, Reißverschlüsse, D-Ringe und diese netten Schieber. Das Leder fühlt sich gut an und scheint mir für eine Tasche genau die richtige Dicke zu haben. Zusätzlich habe ich noch Vlieseline gekauft und damit alle Futterteile bebügelt, so wird es in der Anleitung empfohlen. Obwohl ich Vlieseline ja gar nicht zuschneiden mag, war das in diesem Fall gar nicht das schlimmste: Viel ätzender waren die Teile aus dem Außenstoff. Winzigste Schnitteile sollten im Stoffbruch zugeschnitten werden, was bei meinem Stoff schwer war, denn der legte sich maximal in eine Kurve, nix mit Bruch. Nadeln stecken geht ja auch nicht, also habe ich es so gut es ging versucht, war nach den drölfzig Teilen aber trotzdem erstmal entnervt und habe für den Tag Schluss gemacht.


Das Nähen  - Damit habe ich dann am nächsten Tag begonnen. Meine Hoffnung, dass zuerst das Futter zusammengefügt wird und ich darüber schonmal in Ruhe in die Anleitung reinkomme, hat sich nicht erfüllt, es ging direkt mit den Außentaschen los. Also durchatmen, Ledernadel raussuchen und ab dafür. Es klappte alles erstaundlich gut und ich war super motiviert. Alle Absteppungen habe ich mit dickem schwarzen Garn und langer Stichweite, 4 glaube ich, gemacht. Das sieht sofort professioneller aus und hält bestimmt auch länger. Ich nähte also fröhlich vor mich hin, Schritt für Schritt, eine kurze Naht nach der anderen. Bis es dann an der Reihe war, den oberen Teil zu schließen. An der Stelle gab es dann so viele Schichten an Futter, Kunstleder und Vlieseline, dass ich den Teil nicht mehr unter die Nähmaschine bekam. Mit ziehen und Zerren habe ich es versucht, zwei Nadeln zerstört und dann mit Handnaht und Fingerhut inklusive Wutanfall weitergemacht. Das rächt sich schon jetzt, die Naht oben ist nicht so stabil, dort hängt aber das ganze Gewicht. Den Vorschlag aus dem Ebook, mit einem Hammer die Lagen etwas zu plätten, habe ich versucht, hat aber nicht funktioniert. Schade! Deshalb weiß ich auch aktuell nicht, wie ich es löse. Eventuell mit einer dickeren Ledernadel und ein wenig Gewalt, mal sehen. 


Die Anleitung - Fand ich in Ordnung. Die Designerin hat in ihrem Shop noch nicht so viele Schnittmuster, deshalb vermute ich, dass sie noch nicht so erfahren ist in diesem Bereich. Schriftlich war alles gut verständlich, aber die Bilder fand ich an einigen Stellen nicht gut. Entweder war es zu weit weg um wirklich was zu erkennen, oder die Stoffe waren ungünstig gewählt. Und manche Nähte waren einfach nicht gut genäht. Alles kein Drama, aber ich habe an einigen Stellen die Bilder vergrößert und viel nachgedacht, bevor ich mich getraut habe zu nähen. Wiederum positiv finde ich die Variationen, die einem möglich sind: Drei Träger Varianten und die Möglichkeit einer zusätzlichen Tasche im Rückenteil des Rucksacks. 


Besonderheit - Was mich daran hindert, nur noch mit den bequemeren Rucksäcken rumzulaufen: Die Paranoia, dass ich nicht mitbekomme wenn ihn jemand öffnet und meine Wertsachen rausholt. Ich hab schließlich keine Augen auf dem Hinterkopf. Dafür bietet dieser Rucksack einen ganz besonderen Clou: Den Karabiner am Ende des Reißverschlusses kann man nicht nur unten an der Tasche befestigen, sondern auch oben, versteckt unter der Lasche (warum auch immer ich auf dem Bild den Karabiner am Reißverschlussfuß befestigt habe, so gehört es nicht). Somit ist der Reißverschluss verborgen und der Weg für die Langfinger deutlich beschwerlicher. Juhu!


Fazit - Der Herzmann sagte, der Rucksack sähe aus wie gekauft. Das machte mich schonmal sehr stolz. Auch von Kollegen und Freunden habe ich schon viel Zusprache bekommen. Ich bange noch um die Haltbarkeit der oberen Naht, ansonsten glaube ich aber, wird er gute Dienste Leisten. Ein bisschen getäuscht habe ich mich in der Größe. Vom Fassungsvermögen schaffen zwei meiner Handtaschen deutlich mehr, und durch die Form des Reißverschlusses lässt sich der Rucksack auch eher umständlich befüllen. Mein ursprünglicher Wunsch, an Tagen an denen ich zusätzlich zum normalen Tascheninhalt auch noch mein Mittagessen, Obst und Strickzeug einpacke den Rucksack nutzen zu können, hat sich wohl leider erledigt. Kein Weltuntergang, denn damit habe ich wohl die Berechtigung, noch einen Rucksack zu nähen. Wie schade. 


Er macht ganz schön was her, finde ich. Es erstaunt mich immer wieder, was sich aus plattem Stoff, Nadel und Faden so schaffen lässt. 

Anleitung: Delari Bag
Pullover: Handgestrickt





5 Kommentare:

  1. Hallo Nina,
    der Rucksack schaut super aus!
    Wg. der zu vielen und zu dicken Schichten: Meine Idee wäre, beim Schuster deines Vertrauens vorbeizuschauen. Meistens sind die total nett und nähen eine solche Naht einfach schnell mit ihrer mega starken Nähmaschine :-)
    Viele Grüße, Heike

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    1. Liebe Heike,
      das ist eine super tolle Idee, vielen Dank dafür! Ich glaube, so mache ich es :)

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    2. Freut mich, wenn ich helfen konnte :-)

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    3. Oh weh, wie peinlich...
      Falsche Anrede. Ich bitte vielmals um Entschuldigung, liebe Julia!

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