29. März 2018

Picea Cardigan und Agnes Pattern Hack

Hallo ihr Lieben!


Manchmal machen Menschen Dinge, die nicht ihren Gewohnheiten entsprechen. Essen morgens Müsli statt Brot. Fahren einen anderen Weg zur Arbeit. Nehmen Pommes mit Mayo anstatt mit Ketchup. Kaufen Stoff, ohne ein Projekt dafür im Kopf zu haben. Ratet, um welchen der Fälle es heute gehen soll.


Gut geraten! Vor einigen Wochen ist mal wieder die durchaus seltene Begebenheit geschehen, dass ich einen Stoff sah und ihn mitnahm, ohne genau zu wissen, was ich daraus nähen möchte. Viel mehr, ohne das Geschäft auf der Suche nach diesem Stoff betreten zu haben! Gesucht hatte ich nämlich Material für mein Latzkleid, war fündig geworden und stolperte dann bei den Angebotsstoffen über diesen schönen grünen Strickstoff. Reduziert, fühlte sich toll an, Plastikanteil gering. Zack, mitgenommen. Zuhause habe ich dann überlegt, was es werden soll und mich nach einigem Abwägen für den Picea Cardigan entschieden, da ich durchaus Bedarf im Bereich kurze und schlichte Cardigans habe.


Picea gibt es in zwei Längen und mit zwei Ausschnittformen, die sich kombinieren lassen. Ich habe die kurze Länge gewählt, jedoch um 5cm verlängert und den V-Ausschnitt genommen, weil er auf der technischen Zeichnung so nett aussah und ich den Cardigan sowieso offen tragen wollte, was bei einem eher engen Rundhalsausschnitt meistens seltsam aussieht, finde ich. 
Viel spannender ist aber die Größe, in der ich genäht habe. 38! Ich habe noch nie etwas in 38 genäht! Beim Vergleichen der Fertigmaße mit meinen Maßen stellte ich nämlich fest, dass die vorgeschlagene 40/42 vermutlich einem Zelt ähneln würde und habe mich dagegen entschieden. Mit dem fertigen Stück stelle ich fest, dass ich je nach Stoff wohl auch die 36 nehmen könnte, besonders die Ärmel sind doch ganz schön weit. Irre. 36. Im Leben nie getragen. Das ist keine Kritik am Schnittmuster, es steht extra in der Beschreibung, dass der Cardigan locker sitzt und auch so designt ist, nur für meine Zwecke war es nicht das, was ich wollte.


Was mich wiederum ein wenig an der Anleitung gestört hat, ist fehlende Bügelanleitung. Ich weiß, dass viele Jersey und Sweat vernähen und die Nähte nicht bügeln. Meiner Meinung nach macht es aber für den ordentlichen Sitz eine Menge aus, dass die Nahtzugaben gebügelt sind. Im schlimmsten Fall hat man sonst wellige Nähte, was nun wirklich nicht schön aussieht. Ich finde es immer besser, wenn die Anleitung angibt, wie gebügelt werden soll. Dann kann ja immer noch jeder frei entscheiden, ob der dies befolgt oder nicht. So habe ich es einfach wie gewohnt gemacht, was nun auch nicht weiter schlimm ist, jammern auf hohem Niveau und so. Aber für mich wirkt es immer weniger wertschätzend dem Kleidungsstück gegenüber, weil die Sorgfalt ein bisschen fehlt.


Für die Taschen habe ich das allererste Mal eine Overlock benutzt. Also, um die Nähte zu versäubern bevor sie auf die Jacke aufgesteppt wurden. Das war ziemlich aufregend, sag ich euch. Danke nochmal an dich, goldengelchen! Und ja, ich musste die Overlocknaht fotografisch festhalten. Da sich mein Nähplatz innerhalb der nächsten zwei Jahre nicht vergrößern wird, gibt es auch so lange keine Overlock im Hause Tüt, also muss ich mich damit begnügen.


Die Verarbeitung der Blenden wird im Ebook auf mehrere Weisen erklärt, ganz sauber mit Handnähten zum Abschluss oder mit offenen Kanten und dem üblichen annähen, wie bei Bündchen. Ich habe mich für einen Hybrid entschieden, die Nahtzugaben zwar versteckt, aber dann mit der Nähmaschine drüber gerattert. Sieht nicht ganz so schön aus wie Handnähte, ist aber völlig ausreichend für einen eher lässigen Cardigan, finde ich.


Tja, in diesem Post hat sich aber gleich noch etwas versteckt, und zwar direkt unter der Jacke. Ich habe ja schon länger das Bedürfnis nach Shirts mit Rollkragen, mein erster Versuch war aber ernüchternd. Saß nicht so, wie ich wollte, stand im Nacken sogar doof ab. Also habe ich gedacht, wenn das schon die Zeitschrift nicht kann, dann versuche ich es halt selbst. Ich habe mir die Schnitteile vom Agnes Shirt von Tilly and the Buttons geschnappt, die geringelte Version davon angezogen und mich damit vor den Spiegel gestellt um am vorderen Halsausschnitt, am hinteren Halsausschnitt sowie an den Schultern auszumessen, wie weit ich die jeweiligen Teile erhöhen muss, damit sie möglichst halsnah sind. Das habe ich dann angezeichnet, den neuen Halsausschnitt ausgemessen und entsprechend dieser Länge ein Rechteck für den Kragen konstruiert.


Die erste Version des Schnittes war grauenhaft. Lag aber gar nicht an meiner Konstruktion, sondern am Jersey. Der war kaum dehnbar, was mir aber erst aufgefallen ist, als ich das Shirt anzog und mich kaum bewegen konnte. Wie so ein muskelbepackter Bodybuilder im XS-Shirt habe ich mich gefühlt. Nur ohne Muskeln. Aber ähnlich eingeengt. Reinfall, obwohl ich den Rollkragen nichtmal dran genäht hatte, aber mir war schon klar, dass da mein Kopf nicht durchpasst. 
Der zweite Jersey, dieser schwarze hier, ist zum Glück etwas dehnbarer, wenn auch nicht so sehr, wie ich es gerne hätte. Der Kopf geht durch, aber die Brille muss vorher ab und ich halte jedes Mal die Luft an und horche, ob eine Naht platzt. Dafür liegt er genau so, wie ich es wollte, schön kuschelig am Hals.


Mir ist vorher nie so deutlich aufgefallen, wie unterschiedlich dehnbar so Jerseys sind. Aber ihr seht schon auf den Bildern, dass das Shirt sich so über der Brust rafft, was eigentlich für zu eng spricht. Was wiederum nicht sein kann, weil zwei andere Versionen in genau derselben Größe super sitzen. Also, schon zu eng, aber halt weil der Stoff sich nicht so sehr dehnt. Für weitere Rollkragenshirts, die ich wirklich gerne hätte, muss ich mich also nach gut dehnbaren Stoffen umschauen.


Aber es erfüllt seinen Zweck, und wenn ich es ab und an runterzuppel fallen auch die Falten nicht mehr auf. 
Ich finde die Kombination der beiden Stücke eigentlich sogar ziemlich gelungen, ich glaube, das ziehe ich demnächst öfter mal an. Der Frühling lässt ja sowieso noch auf sich warten, also kann ich mich auch noch weiter in kuschelige Sachen hüllen.


Wenn ihr Stoffempfehlungen habt, dann bitte, ich freue mich über alle Vorschläge!

Happy sewing, 

Julia 



Verlinkt mit RUMS.

2 Kommentare:

  1. Ui, schick! Auch der Rollkragenpulli! Eine Lösung für dein Stoffproblem habe ich leider nicht, habe noch nie einen Rollkragen genäht. Aber ich habe hier einen seeehr dehnbaren Strickstoff liegen, Viskose mit Elasthan. Vielleicht wäre das etwas passendes?
    Ich überlege selbst noch, was ich aus dem Stoff nähen könnte. Eigentlich hatte ich an ein Tellerrock-Kleid gedacht. Aber ein Tellerrock wird sicher viel zu schwer und den Stoff total verziehen...

    Liebe Grüße!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Viskose könnte gehen, das stimmt. Der fühlt sich nur manchmal echt nicht so schön an. Und ist oft so dünn...
      Wenn du in der Taille ein Gummiband mit einnähst? Das stabilisiert dann die Naht und könnte helfen?

      Löschen

Ein Blog lebt durch die Kommunikation. Ich freue mich über jeden Kommentar, jede Frage, jede Idee und antworte so schnell es geht darauf.

Dieser Blog ist mit Blogspot, einem Googleprodukt, erstellt und wird von Google gehostet.

Es gelten die Datenschutzerklärung und Nutzungsbedingungen für Googleprodukte.

Wenn du die Kommentare zu diesem Beitrag durch Setzen des Häkchens abonnierst, informiert dich Google durch eine Mail an die durch dein Profil hinterlegte Mail-Adresse.
Durch Entfernen des Hakens löscht du dein Abbonement und es wird dir eine entsprechende Vollzugsnachricht angezeigt. Du hast aber auch die Möglichkeit dich in der Mail, die dich über einen neuen Kommentar informiert, über einen deutlichen Link wieder abzumelden.