13. Dezember 2017
Medalje Kofte - Kofteboken
Hallo ihr Lieben!
Es ist schon lange her, dass ihr hier etwas gestricktes in Erwachsenengröße zu sehen bekommen habt. Daraus schließt mancher vielleicht, dass ich mehr nähe und daher weniger Zeit zum Stricken finde, aber dem ist nicht so. Während ich das Nähen für seine schnellen Ergebnisse liebe, hat Stricken doch eine ganz andere Bedeutung. Es ist gemütlich, ich kann mich auf dem Sofa mit Decke, Tee und Kerzenschein einmummeln, eine schöne Serie schauen und dabei Masche um Masche stricken. Nähen dagegen ist zumindest in meinem Fall unbequem, mein Stuhl ist zu hoch für den Tisch an dem ich nähe, dementsprechend habe ich schnell Rückenschmerzen. Dann noch das dauernde aufstehen, auf den Boden setzen um größere Sachen zu stecken, in die Küche latschen um dort zu bügeln ... ne, nicht bequem. Trotzdem toll, aber eben in einem anderen Bereich.
Weil Stricken für mich mehr mit Gemütlichkeit und Entspannung verbunden ist, versuche ich natürlich auch, es ruhig angehen zu lassen. Das zu stricken, wonach mir gerade ist. Dann liegt die angefangene Socke mal ein paar Wochen, weil ich grad so Lust auf diese Mütze habe, was solls. Erfahrung zeigt, dass ich jedes Projekt irgendwann fertigstelle, und irgendwann heißt innerhalb von einigen Monaten. UFOs (= unfertige Objekte) gibt es bei mir nicht.
Aus dieser entspannten Haltung heraus kommt es dann auch manchmal dazu, dass ich antizyklisch stricke. Beispiel für dieses verrückte Wort? Diese Strickjacke habe ich von Ende Februar bis Ende Mai gestrickt. Dann war es natürlich deutlich zu warm für eine Wolljacke, also kam sie in den Schrank. Und dementsprechend ist sie schon ewig fertig, wird euch aber heute erst präsentiert. Und auch da gab es ein Hindernis: Der Kragen war nicht wirklich gut geworden. Zu viele Maschen, sodass er nicht anlag, sondern viel mehr abstand. Das sah überhaupt nicht gut aus, und ich wusste schon, dass ich den nochmal neu stricken muss. Den Sommer über habe ich mich gesträubt vor der Arbeit: Das richtige Fadenende finden, aufribbeln, Maschen neu aufnehmen, stricken, wieder annähen, da es sich um ein doppeltes Halsbündchen handelt, das innen umgeschlagen und festgenäht wird.
Dann kam mein Dezemberurlaub und mit ihm meine kleine Liste. Wenn ich nämlich im Urlaub nicht wegfahre, versuche ich einige ungeliebte Aufgaben zu erledigen. Darauf stand unter anderem der Kragen dieser Jacke. Als es dann gestern mal wieder schneite und schneite, fiel der Groschen: Wie toll wäre es, meine Jacke im Schneetreiben zu fotografieren! Also ging es der Kofte an den Kragen. Erfolgreich, er liegt nun deutlich besser, nur leider hatte es aufgehört zu schneien, sodass mein Konzept nicht ganz aufgegangen ist.
Nunja, was solls. Vielleicht kann ich das noch nachholen, mir fällt nämlich gerade auf, dass ich keinerlei Detailbilder vom Innenleben gemacht habe, und die sind ja durchaus interessant.
Aber nun mal zurück zum Anfang, ich erzähl hier von meinen kleinen Komplikationen und ihr wisst gar nicht, wie die Jacke entstanden ist.
Im Februar rief Sophia zum #Kofteimrudel auf, ein gemeinsames Kofte-stricken, also eine Jacke oder ein Pullover im Norwegermuster. Da Sophia mich stets mit Inspiration versorgt, hatte ich schon vorher mal einen Blick in ihre Kofteboken geworfen und war sofort Feuer und Flamme, wälzte die Bücher, erhielt schließlich eigene, direkt importiert aus dem Schwedenurlaub, denn in Deutschland sind sie deutlich teurer. (Kofteboken, Kofteboken 2). Nach langem Überlegen entschied ich mich dann für die Medalje Kofte. Ich wollte ein durchgehendes Muster, nicht zu weihnachtlich, nicht zu blumig. Medaillen also. Das Garn ist Lamana Como, reine Merinowolle, aber nicht wie gewohnt super glatt, sondern tatsächlich mit ein wenig "Gripp", was für eine Kofte schon auch wichtig ist, schließlich wird hier später ins Gestrick reingeschnitten. Farblich habe ich mich nach laaangem Überlegen - es gibt so tolle Kombinationen - für Bordeaux und mittelgrau entschieden.
Gestrickt wird die Jacke zunächst in Schläuchen mit diversen Umfängen von unten herauf. Ich habe mit den Ärmeln begonnen, um schnell ins Muster hereinzukommen. Diese werden dann erstmal beiseite gelegt und der Körper, ebenfalls in der Runde, gestrickt. Wenn eine gewisse Höhe erreicht ist, die ich natürlich im Vergleich zur Anleitung deutlich verlängert habe, wird alles auf eine Nadel gefummelt und mit Hilfe von Raglanabnahmen auf den Halsausschnitt zugearbeitet. Dann wird der Steek in der Mitte aufgschnitten, Knopfleisten und zuletzt das Halsbündchen angestrickt. Klingt alles ziemlich easy, so als Text. Dass ich drei Monate dafür gebraucht habe, beweist das Gegenteil, so eine komplett gemusterte Kofte nimmt schon viel Zeit in Anspruch. Natürlich hatte ich alle Zeit der Welt, wusste ich ja, dass ich die Jacke erst im kommenden Winter anziehen würde. So habe ich auch mal das ein oder andere Projekt dazwischen geschoben.
Meine fertige Kofte mag ich sehr. Noch sitzt sie etwas spack, aber ich habe sie auch noch nie getragen und gehe davon aus, dass das mit der Zeit noch ein wenig nachlässt. Da ich Jacken aber eigentlich immer offen trage, stört mich das auch nicht so. Die Ärmel sind in ihrer Länge perfekt, was mich sehr glücklich macht. Mal nicht über das Ziel hinausgeschossen vor lauter Angst, wieder freie Handgelenke zu haben.
Das Garn ist übrigens ziemlich toll für so eine Kofte. Ich habe sie nach der Fertigstellung gedämpft, sodass sie schon leicht angefilzt ist, sprich, die Maschen haben sich miteinander ein wenig verbunden, dass Material ist ziemlich dicht und hat eine total interessante Struktur. Ich bin gespannt, wie es sich auf lange Zeit verhält mit der Jacke.
Wie immer hat mir das Stricken viel Freude gemacht. Muster zu stricken ist nochmal was ganz anderes als einfarbig, irgendwie beruhigt es mich total, Reihe für Reihe zu sehen, wie sich wieder ein Bild zusammensetzt. Meiner Mama habe ich die Bücher vorgelegt mit er Bitte, dass sie sich doch eine Kofte aussucht, die ich ihr dann stricken kann.
Falls ihr bis hierhin durchgehalten habt: Vielen Dank! Ich hoffe, ihr könnt mit allen Begrifflichkeiten hier etwas anfangen, sonst fragt gerne nach.
Meine Kofte habe ich auch auf Ravelry verewigt, dort gibt es auch noch andere Projekte zur Anleitung, falls ihr das Modell mal in anderen Farben sehen wollt.
Beim Me Made Mittwoch zeigt Nina heute einen tollen Rock, der mich tatsächlich überlegen lässt, ob ich es nicht doch nochmal mit Röcken probieren soll. Bisher ziehe ich einfach lieber ein Kleid aus dem Schrank, damit ist man dann sofort fertig...
♥
29 Kommentare:
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Sehr schöne Strickjacke hast du da gefertigt, das sieht nach viel Arbeit aus. Das Medaillen-Muster passt sehr gut für den Winter und die Knöpfe hast du auch gut ausgesucht. Toll :)
AntwortenLöschenWOW!!!! Die Jacke ist der absolute Wahnsinn. Für mich als untalentierte Strickerin sieht sie wie ein Kunstwerk aus, auch die Farbkombi ist ein Traum. Und sie sieht sehr kuschelig und warm aus
AntwortenLöschenDie Jacke sieht einfach fantastisch aus :) da hat sich die Kragenfummelei doch gelohnt.
AntwortenLöschenSowas kann man einfach nicht kaufen (und da ärgere ich mich wieder, dass ich nicht stricken kann - ich würds ja lernen, aber mich reizen (zum Benutzen) nur die schwierigen Dinge und auf langweilige einfarbige Anfängerprojekte hab ich keine Lust *gg*)!
Wenn deine Ambitionen so groß sind, dann fang doch ruhig direkt mit was großem an. Mein erstes Strickstück war eine Patchworkdecke, ich war also mit einem öden Schal auch nicht zufrieden zu kriegen :D Einen einfachen Pullover zum Beispiel kann man immer gebrauchen, und sooo schwer ist das nun wirklich nicht. Es gibt Trilliarden Videos und und und, da kann eigentlich nicht schief gehen. Viel Erfolg :)
LöschenWunderschön!! Farben, Muster - muß ich gleich bei ravelry schauen ;)
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Sandra
p.s.: dieser Wollladen-Link (Buch)...wohnst Du in der Nähe *flöt*??
Liebe Sandra,
Löschennein, verlinkt habe ich das auch nur, weil es der einzige Shop ist den ich gefunden hat, über den man das Buch überhaupt in Deutschland bekommt. Ich selbst habe die Bücher von einer Freundin aus Schweden mitgebracht bekommen.
Schade ;)
LöschenEin Traum.
AntwortenLöschenDie Jacke ist wunderschön. Ich finde es sehr inspirierend, wie du den Entstehungsprozess deiner Kofte beschreibst. Das klingt so wunderbar gelassen und wenn dann noch so ein tolles Ergebnis rauskommt, ist das perfekt.
Das ist eine wunderbare Inspiration für ein Jahresprojekt für 2018. Danke dafür.
LG,
Claudia
Liebe Claudia,
Löschenvielen Dank für deine lieben Worte, es freut mich sehr, wenn ich inspirieren kann :)
Wow, die ist Dir sehr gut gelungen! Ich beneide Dich darum. Stricken kann ich ja auch, aber an so ein Muster hab ich mich noch nie ran getraut und dann auch noch aufschneiden - huch!
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Juliane
Liebe Juliane,
Löschenso ein Muster kann man auch super erstmal an einem Paar Handstulpen ausprobieren, zum Beispiel. Oder an einer Mütze. Da muss man dann auch nicht aufschneiden ;)
Deine Jacke ist wunderschön. An zweifarbiges Stricken habe ich mich noch nicht heran getraut, aber das kommt sicher im nächsten Jahr, so lange stricke ich ja auch noch nicht. Viel Spaß mit deine Jacke, sie steht dir wirklich gut.
AntwortenLöschenLiebe Grüße und entspannte Feiertage
Sandy
Liebe Sandy,
Löschenwenn du noch nicht so lange strickst, ist es völlig verständlich, dass du das bisher noch nicht probiert hast. Irgendwann kommt dann der Punkt, an dem es dich reizt ;)
Du bist der Hammer, liebe J., haust hier einfach mal so ne Kofte raus ... Sie ist superschön geworden, bin voll neidisch. Aber ich könnte ja einfach meine zwei Colorwork-Projekte rausholen und fertig stricken bzw. anfangen ... Aber zuerst muss ich den Pieceful Cardigan fertigstricken, der zieht sich ganz schön.
AntwortenLöschenIch denke, an dieser klassischen Jacke hast du lange Freude. Und Deine Mum kann sich auch glücklich schätzen.
Schöne Feiertage und liebste Grüße
Bine
Na dann hast du ja schon eine Planung für nach dem Pieceful Cardigan ;)
LöschenDanke für deine lieben Worte!
Wow, ein echtes Kunstwerk! Mein größter Respekt. richt toll ist Deine Jacke. Ich bin begeistert. LG Kuestensocke
AntwortenLöschenDie sieht super aus! Das Muster gefällt mir richtig gut. Und die Farbkombi sowieso!
AntwortenLöschenIch bin echt ganz neidisch auf deine Geduld... ich habe hier seit Jahren zwei Knäule Wolle liegen und wollte endlich mal wieder ein paar Socken stricken. Aber ich kann mich einfach nicht überwinden anzufangen... aus Angst mittendrin die Lust zu verlieren :D
Liebe Grüße!
Dankeschön! :)
LöschenEs wäre doch gar nicht schlimm, wenn du die Lust verlierst. Dann legst du es halt wieder weg, notfalls ribbelst du und nutzt das Garn für etwas anderes. Im Besten Fall gewinnst du Freude daran.
Ja, das stimmt wohl :) Vielleicht versuche ich das im neuen Jahr mal.
LöschenWas für ein wunderschönes Stück! Toll, dass Du das Stricken so gelassen angehen kannst, so kannst Du den Entstehungsprozess genau so genießen wie das Tragen später.
AntwortenLöschenSo ein Langzeitprojekt mit Muster aus dünnem Garn will ich auch unbedingt bald angehen - wären da nur nicht die vielen Wollvorräte, die ersteinmal reduziert werden wollen...
LG Petra
Oh wow, die Kofte sieht SO TOLL aus! Ich bin ganz doll verzückt!
AntwortenLöschenWahnsinnsjacke! Unglaublich wie viel Arbeit und Geduld darin steckt. Und Du siehst toll damit aus.
AntwortenLöschenLG von Ina
Wow- das sieht toll aus!
AntwortenLöschenDas Muster gefällt mir super gut und auch die Farbkombination.
Ich beneide dich wirklich um dein Strickkönnen. Ich bin schon froh, dass ich bei meinem Schal nur ein Loch produziert habe... ;-)
Liebe Grüße Miriam
Liebe Miriam,
Löschenich bin auch nicht mit den Fähigkeiten geboren worden. Wurde alles fleißig geübt, meine ersten Socken zum Beispiel konnte niemand anziehen :D Und die ersten Pullover sind auch allesamt aussortiert. Übung macht den Meister ist tatsächlich wahr!
Einfach nur WOW. Ich versuche mich nach 10 Jahren auch wieder am Stricken, aber ich denke von einem so aufwendigen Stück lasse ich vorerst mal die Finger, bei mir würde das nicht 3 Monate sonder 3 Jahre dauern, bis da was fertig wird.
AntwortenLöschenlg Sabine
Liebe Sabine,
Löschennach drei Jahren wärst du bestimmt nochmal stolzer als ich nach drei Monaten ;) Aber ich kann gut verstehen, dass du es erst einmal mit einfachen Dingen probierst, man braucht ja auch ein Erfolgserlebnis.
soooooooo schön!!!!
AntwortenLöschenJetzt hab ich mir direkt Garn rausgesucht für eine Kofte für mich, eine für den Neffen, und vielleicht auch noch eine für meine Mama :-o Aber erstmal mehr Garnpakete für alle Koftewilligen im Shop geschnürt, schließlich inspirierst du mich hier einfach zurück ;-)))
Sehr sehr schön, auch die Farbkombi. Da juckt es mich gleich in den Fingern mir auch so ein Teil zu stricken. Kommt man mit der norwegischen Anleitung gut klar oder ist es sehr frickelig? Vor dem Stricken hätte ich keine Angst, eher dass ich mit der Anleitung nicht klar komme und dann auch noch aufschneiden.... Danke für eine kurze Rückmeldung und guten Start in ein kreatives Jahr 2018 wünscht Dir Alexandra
AntwortenLöschenOh nein, entschuldige meine späte Reaktion! :(
LöschenIch kam mit der Anleitung gut zurecht. Ein gewisses Sprachverständnis ist vermutlich schon hilfreich... aber auch so ist es möglich. Wenn du vor dem Stricken selbst keine Angst hast, brauchst du vermutlich nur die nötigen Anweisungen was Zu- und Abnahmen angeht, und das solltest du schaffen rauszufiltern :)
Dir ebenfalls einen guten Start!