Deutlich aufregender war da schon die Delari Bag, mein erster Rucksack. Lange lag sie nach der Vollendung im Schrank, weil ich der Handnaht, die oben alles zusammenhielt, nicht zutraute alles zu halten. Total ärgerlich, aber es hat ein paar Wochen gedauert, bis ich es zum Schuster geschafft habe, der mir die Naht mit seiner schicken Maschine nochmal neu nähte (Danke nochmal an die liebe Leserin, die mir diesen Tipp gab!). Dann musste ich nur das Futter wieder zusammenfügen und seitdem trage ich den Rucksack rauf und runter.
Obwohl er also heiß geliebt wird, passt er nicht zu jeder Gelegenheit. Mein üblicher Tascheninhalt, Portemonnaie, Taschentücher, Schlüssel, Kalender und ein bisschen Kleinzeug passen rein. Sobald aber Strickzeug mitgeführt werden soll, oder mein Mittagessen zur Arbeit, brauche ich einen extra Beutel, und das nervt meistens. Also habe ich mich auf die Suche nach einem etwas größeren Modell gemacht, und natürlich wollte ich auch dieses wieder nähen. Bei Fredi von Seemannsgarn bin ich schon vor langem auf den Vicky Backpack von I Think Sew aufmerksam geworden, bei Maria von Fadenwechsel ist er mir dann nochmal begegnet. In beiden Fällen sprach mich vor allem die Form an, wobei mir schon klar war, dass ich farblich sowohl schlichter als auch dunkler werden würde. Ein Gebrauchsgegenstand muss bei mir dunkel sein, sonst ist er häufiger in der Wäsche als an der Frau.
Wo ich nun also den einen Rucksack so gerne trug und als Alternative nur noch einen sehr großen gekauften hatte, machte ich mich auf die Suche nach Stoffen. Nun muss ich noch eine weitere Anekdote einstreuen.
Auf der Arbeit haben wir immer wieder Praktikanten und Schüler, und wenn es Praktikanten aus sozialen Bereichen sind, bin ich eine derjenigen, die die Anleitung übernimmt. Meine letzte Praktikantin brachte wie so viele Studierende ihren Fjällräven Rucksack mit, welcher nach einigen Wochen als "Zauberrucksack" tituliert wurde. Immer, wenn es stressig war, jemand genervt oder maulig, zauberte sie eine Süßigkeit daraus hervor. Ich war ein bisschen neidisch auf diesen Rucksack, zum einen wegen der Optik, aber auch wegen dieser Fähigkeit. Im Ernst, der hat doch da irgendwo ein Fach, das Süßkram produziert.
Zu dem Zeitpunkt war mir dann ziemlich klar, wie der Rucksack aussehen sollte. Ich kaufte das Schnittmuster und begann besagte Stoffsuche. Bei Aktivstoffe habe ich mal ganz frech angefragt, welche Stoffe sie mir für einen Rucksack empfehlen können, die ähnliche Eigenschaften haben wie die der bekannten Marke. Eine nette Rückmeldung später hatte ich einige Auswahlmöglichkeiten und habe mich für Cordura Titan entschieden, in Anthrazit. Für das Futter hingegen bin ich bei Stoff+Stil fündig geworden, ebenso was Reißverschlüsse, Gurtband, Schieber und Verstärkung. Diese habe ich nur auf den Außenstoff aufgebügelt und damit, finde ich, ein gutes Mittelmaß erreicht. Zu fest sollte es nicht werden, aber schon alleine stehen können.
Die Anleitung habe ich ein bisschen an meine Bedürfnisse angepasst. Die obere Reißverschlusstasche, da wo ich das schöne Label platziert habe, ist offensichtlich eliminiert, die brauche ich nicht, da hätte ich immer Angst, dass da jemand reingreift. Die beiden Fächer an der Seite, außen, sind ganz nett für Kleinkram der nicht wichtig ist, mal ein Schirm oder Taschentücher oder so. Die darüberliegenden Schlaufen sind glaube ich eher Dekoration, aber diesen Job erfüllen sie meiner Meinung nach ganz gut.
Das Label habe ich von einer lieben Freundin zu Weihnachten bekommen und mir für besondere Werke aufgehoben. Das hier ist ganz bestimmt so eins, also habe ich es auf ein Stück Snap Pap aufgenäht und dann auf das Vorderteil.
Die beiden Haltegriffe, die laut Schnittmuster aus Gurtband einfach aufgenäht werden, habe ich auch modifiziert, und zwar folgendermaßen: Vor dem Annähen an den Rucksack habe ich sie zur Hälfte längs gefaltet und mit etwa 5cm Abstand zum oberen und unteren Rand zusammengenäht. Das ist zum einen stabiler, zum anderen sieht es besser aus, finde ich. Und greift sich auch schöner.
Auch die Innenaufteilung habe ich lustig durcheinandergeworfen, wie es mir halt so passte. Im hinteren Teil gibt es ein kleines Reißverschlussfach mit farblich abgesetztem Reißverschluss, finde ich persönlich ja ziemlich witzig. Vorne dann zwei Fächer, die mit Gummiband zusammengezogen werden. Das reicht mir auch schon, das meiste schmeiße ich eh so komplett rein.
Spannend fand ich auch die Versäuberung innen, aber da komme ich später nochmal zu.
Die fertige Größe finde ich übrigens wunderbar! Er ist eventuell etwas größer als vorgesehen, weil zwischen Zuschnitt und Nähen einige Wochen lagen. Ich hatte auf anderen Blogs gelesen, dass die Nahtzugabe an einigen Stellen ziemlich knapp wird und daher mehr dazugegeben - mir aber nicht notiert, wie viel und daher einfach mal geraten. Aber ich bin ja auch ein großer Mensch, wenn der Rucksack nun rundherum 1cm mehr hat, ist das vermutlich eher positiv als negativ. Und weil ich eh nicht so genau nähen kann, vor allem nicht bei dreihundert Lagen, war das bestimmt auch ganz gut, dass ich da ein bisschen mehr Spielraum hatte.
Für die Fotos habe ich einfach mal in die Tasche geworfen, was grad so greifbar war. Acht Knäul Wolle, die 1,5 Liter Flasche vom Herzmann (ich trinke nur Leitungswasser), Stricknadelrolle. Immer noch ne Menge Platz darin. Irre! Auch ein Rucksack mit magischen Fähigkeiten?
Hier seht ihr auch nochmal die innere Versäuberung. Anstatt, wie sonst häufig, einen inneren und einen äußeren Rucksack komplett zu nähen, alles zu verstürzen und durch eine Öffnung zu wenden, werden hier die einzelnen Teile aus Außenstoff und Futter aufeinander genäht und die Nahtzugaben anschließend mit Schrägband eingefasst. Das sieht ziemlich nett an, ist aber ein ordentlicher Kampf an der Nähmaschine wenn der Stoff etwas steifer ist - wie bei mir. Stellt euch vor, einen Pappkarton um die Nähmaschine zu manövrieren. Horror. Da ist ne Menge vom Tisch geflogen, ein Teelichtglas liegt nun im Altglas. Vor allem die abgerundeten Ecken haben mir echt den Rest gegeben, und ich gebe zu, ein paar Fältchen existieren, weil ich nicht pingelig genug bin, diese zu korrigieren.
Um also den schweißtreibenden Prozess nicht noch mit schweren Verletzungen abzuschließen habe ich nur eine Seite des Schrägbands mit der Nähmaschine angenäht und die andere dann mit der Hand. Zum einen sieht das ziemlich schön aus, muss ich zugeben, um anderen hat mich das echt runter gebracht und dazu geführt, dass ich den Fertigstellungs-Prozess ganz in Ruhe in mich aufnehmen konnte. Muss ich mir merken. Das ist vermutlich der Grund, warum viele ihre Kleidung mit der Hand säumen?
Zur Anleitung muss ich auch noch etwas sagen: Die ist echt nicht so pralle. Es gibt eine Liste, welche Teile zugeschnitten werden müssen. Einige gibt es als Schnittteil in der Datei, andere muss man ausmessen. Manche Teile stehen zum Ausmessen in der Liste, existieren aber auch als Schnittteil, sodass man im schlimmsten Fall etwas unnötig doppelt zuschneidet und am Ende nicht genug Stoff hat. Ich hatte davon schon gelesen und habe alle Schnittteile ausgemessen, sodass ich direkt sehen konnte, welche doppelt aufgeführt sind.
Auch die Erklärung der einzelnen Schritte fand ich nicht so gut. Da fehlten Wörter, Zwischenschritte, die Bilder waren auch nicht immer klar. Man kommt damit zurecht, aber für das Geld hätte ich durchaus mehr erwartet.
Zum Glück entschädigt mich das Ergebnis total, ich bin wirklich glücklich mit meinem Rucksack.
Nun muss die liebe E., die von Praktikantin zur Freundin geworden ist, nur noch meinem Rucksack beibringen, auch Süßigkeiten auszuspucken. Laktosefrei, wenn es geht.
Bis dahin schicke ich ihn zu RUMS, vielleicht gibt es ja dort auch einen Hauch Magie.
Wow, der Rucksack ist ja genial. So würde ich ihn mir auch nähen. Tolles Schnittmuster mit schickem Stoff kombiniert - kommt genau so auf meine Wunschliste. Grüßle
AntwortenLöschenDankeschön für diese nette Rückmeldung. Es freut mich, dass du nun auch Lust hast einen zu nähen! :)
LöschenEin cooles Teil. Schaut viel besser aus als das Vorbild.
AntwortenLöschenLg Iris
Wow, der sieht toll aus! Bei den Fjellräven Dinger bin ich mir immer noch unsicher, ob ich sie schick finde, oder nicht. Bei dem Vicky gefallen mir die Proportionen auf jeden Fall irgendwie besser. Mal sehen, wie lange ich noch brauche, um endgültig überzeugt zu sein, auch so einen zu brauchen :D
AntwortenLöschenLiebe Grüße!
Hey Katha,
Löschendankeschön! Ich fand auch das Marken-Vorbild eigentlich ziemlich schick, das passte also super. Aber bei so einem Aufwand sollte man sich schon sicher sein, ob das was ist, da hast du recht. ;) Ansonsten gibt es von dem Label noch nen Haufen anderer Schnittmuster für Rucksäcke, vielleicht findet sich da ja noch was.
Liebe Grüße zurück!
Der Rucksack sieht supertoll aus! Vielen Dank für deine ausführliche Beschreibung.
AntwortenLöschenLG Ute
Sehr sehr cool! Ich mag die Taschen/Rucksäcke der bekannten Marke ja nicht so sehr - aber Dein Rucksack sieht irgendwie anders und sehr schön aus!
AntwortenLöschenLG, Uta
Liebe Uta,
Löschenvielen lieben Dank! Noch besser als das "Vorbild", das hört man doch gerne :)
Der sieht klasse aus, die Arbeit hat sich wirklich gelohnt. Ich komm gerade auch auf den Geschmack von Rucksäcken .. vielleicht wär der mal ein Projekt :)
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Ronja
Liebe Ronja,
Löschenes hat bei mir auch ne Weile gedauert, da waren sogar Jeans eher dran. Aber jetzt bin ich echt froh, es gewagt zu haben. Sogar tatsächlich mal günstiger als das Original ;)
Wow! Der Rucksack ist echt genial geworden! Von dem Schnitt hab ich auch schon gehört! Das Ergebnis ist einfach super!!!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Christiane
Liebe Christiane,
Löschendankeschön! :)
Ein sehr schönes Teil!
AntwortenLöschenViel Freude damit!
Liebe Grüsse, ReNAHTe
Oh no...ich hatte letzten Donnerstag nicht bei RUMS geschaut und hab die Galerie jetzt doch kurz überflogen. Und da sieht mein Auge doch tatsächlich einen suuuuper tollen Ruckack (ich liebe Rucksäcke, habe aber schon einen in der Mache nach eigenem Schnittmuster und ein weiteres gekauft). Ich liebe Rucksäcke und deiner ist ja sowas von toll geworden. Da hat sich die Arbeit aber richtig gelohnt. Die Rucksäcke der bekannte Marke haben mich bisher nicht überzeugen können und ich mag auch diesem Hype nicht. Aber dein Modell ist sowas von viel toller. Da muss ich mich leider auch nochmal mit einem neuen Schnittmuster eindecken. Danke für die ausführliche Anleitung. Das wird mir sicherlich helfen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Rike
Liebe Rike,
Löschenvielen dank für diese tolle Rückmeldung, da freue ich mich sehr drüber!
Und schön auch, dass du den Schnitt nun ebenfalls nähen möchtest ;) Rucksäcke sind schon eine ziemlich tolle Sache.
Liebe Grüße!
Wooow, ein sehr schönes Teil! (endlich komme ich auch mal wieder zum Kommentieren ;D). Hast du eigentlich überbreites Schrägband genommen oder hast du einfach eine Seite nicht gefaltet?
AntwortenLöschenLG Maria
PS: Vielen Dank, dass du das mit der Anleitung und den Schnittteilen erwähnt hast, das war der Punkt, an dem ich damals richtig fuchsig wurde... :-P
Liebe Maria,
LöschenIch habe kein Schrägband, sondern einfach einen Stoffstreifen genommen. Musste aber die Nahtzugabe auch zurückschneiden nachdem ich die erste Seite angenäht hatte, dann ging es eigentlich ganz gut, vor allem, wenn man mit der Hand näht, dann kann man ja auch nur ein kleineres Stück umklappen als genau ein viertel ;)
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