5. Februar 2020
Manches wird erst im zweiten Versuch gut
Hallo ihr Lieben,
schon hat das neue Jahr seinen zweiten Monat auf uns zugeworfen. Das übliche "wie die Zeit rast"- Gerede erspare ich euch, auch, wenn es sich genau so anfühlt. Aber das ist ja hier kein philosophischer Blog, sondern einer, in dem es um selbstgemachte Kleidung geht. Und genau so ein Teil habe ich heute für euch, was ein Zufall.
Wir müssen jedoch alle ein wenig zurückspulen, um die Geschichte zu diesem Pullover in Gänze genießen zu können. Sie beginnt nämlich schon in 2016, also vor vier Jahren. Zu dieser Zeit habe ich die Wolle gekauft, aus der der Pullover im Bild gestrickt wurde. Die, die mich kennen, werden nun schon die Lunte riechen. Kann ja nicht sein, dass Julia Wolle so lange liegen lässt, die hat doch gar keinen Stash. Richtig! Ich habe das Garn damals gekauft und direkt verstrickt, in einen Cardigan mit Kapuze. Der hat mir aber leider so gar nicht gefallen. Er war labberig, die Kapuze zog alles immer nach hinten, geschlossen sah er auch nicht aus und offen rutschte alles hin und her. Zusammengefasst: Ich zog den Cardigan nicht an.
Ein Zustand, den ich in meinem Kleiderschrank nicht lange zulasse. Nicht getragenes wird entweder verkauft, verschenkt, gespendet oder umgewandelt, sodass es wieder getragen wird. Und das ist bei wolligen Kleidungsstücken das allerbeste: Es lässt sich mit ein wenig Arbeit von ganz vorne wieder beginnen! Während bei genähten Teilen der Stoff nunmal maximal in seine Einzelteile zerlegbar ist und sich dann oft nur noch für Kinderkleidung eignet, kann bei Wolle geribbelt werden und bis auf ein paar Meter das Ursprungsmaterial konserviert. Und genau so habe ich es hier gemacht, den ollen Cardigan geribbelt, das Garn zum Strang gewickelt, gewaschen und neu aufgewickelt. Und dann habe ich nach einer passenderen Anleitung gesucht.
Lustigerweise lief diese mir ziemlich flott über den Weg, und in meinem Geiste manifestierte sich sofort das entsprechende Bild vom fertigen Produkt. Das würde ganz schön gut in meine Garderobe passen, wäre aber auch mal etwas anderes. Die Cumulus Bluse von PetiteKnit kommt mit einem V-Ausschnitt daher, etwas, das es so in meinem Schrank nicht gibt. Ich mag sie nämlich eigentlich nicht, warum auch immer. Aber das hier ist ja auch kein so wirklich spitzer V-Ausschnitt, er ein leicht abgerundeter. Ist auch egal, ich wusste sofort, dass er genau das werden muss. Da konnte ich mir auch 3/4 Ärmel sehr gut vorstellen, falls das Garn nicht reichen sollte.
Um meinen kleinen Tagtraum zu erreichen war aber erst ein wenig Arbeit nötig, weil mein Garn so gar nicht zur vorgesehenen Maschenprobe passte. Ich musste mir also anhand einer anderen Größe meine eigene kleine Anleitung ausrechnen, was gar nicht so leicht war. Im Prinzip läuft das so: Ich suche raus, welche Größe ich gerne am fertigen Teil hätte, hier war es Größe M wenn ich mich recht erinnere. Und dann lege ich los: x Maschen sollen angeschlagen werden, in der Maschenprobe sind das y Zentimeter. Für meine eigene individuelle Maschenprobe bedeutet das also z Maschen. Und so weiter, die ganze Anleitung entlang. Zum Glück habe ich das schon einige Male gemacht und habe daher ein wenig Übung.
Das Stricken selbst war eigentlich ein Kinderspiel. Die Anleitung habe ich ja noch im vorletzten Jahr zu einem Pullover für meine Mama verstrickt, wusste also, wie es ablief. Was ich aber ja gar nicht haben kann, ist der Krimi, ob das Garn reicht. Nachdem die Ärmel abgeteilt waren habe ich erst ein wenig Körper gestrickt, dann einen Ärmel angefangen, dann doch den Körper zuerst zu Ende gestrickt. Auf die minimale Länge, die ich aushalten kann, was noch besser geworden ist, als ich gedacht hätte. Dadurch, dass der Pullover so schön weit ist gefällt mir die kurze Länge total gut, und tief sitzende Hosen trage ich eh nicht, somit ist immer alles auch ordentlich bedeckt (mal ganz davon abgesehen, dass ich ja eh mindestens ein Top unter dem Pullover trage). Zum Schluss habe ich dann das Garn halbiert und die Ärmel so lang gestrickt, wie eben möglich.
Sie haben jetzt eine kreative Zwischenlänge, so drücke ich es aus. Aber auch das stört mich überhaupt nicht. Sobald ich die Arme hebe, rutschen die recht weiten Ärmel eh zurück. Ich habe den Pullover auch schon mit einer langärmligen Bluse drunter getragen, das sieht dann auch echt gut aus wenn die Manschetten noch so hervorschauen.
Ein kleiner Liebesbeweis an meine Traumvorstellung war zum Schluss noch der I-Cord als Abschluss überall. Der sieht ja wirklich toll aus, finde ich, aber ich HASSE es, ihn zu stricken. Iiih-Cord, heißt es in meinem Kopf.
Nachdem der Pullover fertig war, habe ich ihn nochmal ordentlich gedämpft. Damit hoffe ich, dem zum Pilling neigenden Garn ein wenig Einhalt zu gebieten. Das Material fühlte sich danach auf jeden Fall deutlich weniger labberig und flexibel an, allein dafür war es die Mühe schon wert.
Ich bin mir sehr sicher, dass es die richtige Entscheidung war, den Cardigan aufzuribbeln und das Garn nochmal zu verstricken. Den Pullover mag ich deutlich lieber, ich habe in den vergangenen Jahren noch mehr über Wolle, meinen Geschmack und meine Garderobe gelernt und so etwas viel besser zu mir passenderes aus dem Garn herstellen können. Hurrah!
Meinen Pullover schicke ich zum Me Made Mittwoch und bin gespannt, ob es dort vielleicht noch mehr gestrickte Teile gibt. Carola zeigt jedenfalls ein sehr lässiges Outfit!
Happy knitting,
Julia
♥
24 Kommentare:
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Die Mühe hat sich auf jeden Fall gelohnt! Der Pulli hat das Zeug zum Lieblingsstück!
AntwortenLöschenDiese Anleitung muss ich mir merken! Danke fürs Zeigen.
Herzliche Grüße Irene
Danke dir Irene! Ja, vielleicht würde ich den sogar nochmal stricken :)
LöschenKlasse, der Pulli schaut wirklich toll aus. Da ist es erst recht super, dass du dir die ganze Arbeit gemacht hast.
AntwortenLöschenLg Iris
Danke Iris. Ja, das Ribbeln hat sich wirklich gelohnt!
LöschenSuper, der lässige Pulli gefällt mir und sieht so aus als wäre er ein Teil das man immer wieder anziehen möchte! Die Vorstellung ein handgestricktes Kleidungsstück wieder aufzuribbeln ist etwas scary, meinen Respekt für diese Geduld!
AntwortenLöschenJa, schwarz geht halt irgendwie immer, nicht wahr? Ich glaube auch, dass der in heavy Rotation sein wird, wie man so schön sagt.
LöschenEs ist nur so lange gruselig, wie man es noch nie gemacht hat. Wie so oft bei ersten Malen ;) Liebe Grüße!
Steht dir ausgezeichnet, die Mühe hat sich gelohnt! Liebe Grüße Christiane
AntwortenLöschenDankeschön!
LöschenDas Trennen und neu stricken hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die größte Hürde ist meines Erachtens ja immer, sich einzugestehen, dass anders besser wäre und dann tatsächlich aufzutrennen oder zu ändern, obwohl man genau weiß, dass man hinterher glücklicher ist.
AntwortenLöschenViele Grüße,
Malou
Hey Malou, da hast du es wirklich auf den Punkt getroffen. Wenn man im Kopf erstmal soweit ist, sich das einzugestehen, dann ist das schon die halbe Miete. Das Ribbeln selbst hat dann etwas sehr befreiendes.
LöschenRibbeln und neu stricken würde ich vermutlich nicht übers Herz bringen. Aber toll dass du dir die Mühe gemacht hast. Das Ergebnis ist super gelungen.
AntwortenLöschenLieber Gruß
Elke
Hallo Elke,
Löschendas ist ja auch nur eine Option. Man kann ein ungeliebtes Teil ja auch oft super weiter geben, aber hier wollte ich das Garn einfach selbst nutzen :)
Richtig toll! Strickmuster ist gespeichert! Bei der Umrechnerei wäre ich schon raus gewesen und ein altes Teil aufribbeln usw, auf die Idee wäre ich nie gekommen... sehr konsequent! LG Sarah
AntwortenLöschenHallo Sarah,
Löschendas Umrechnen ist tatsächlich gar nicht so schwer. Eigentlich braucht es dazu nur einen Dreisatz, und schon kann es los gehen. Aber klar, erstmal wirkt das ganz schön überwaltigend.
In dieser form überzeugt Dein schöner Pulli auf ganzer Linie bzw. auf jeder Masche ;-) Sehr schön und zu Jeans mit Top drunter perfekt und herrlich lässig. LG Kuestensocke
AntwortenLöschenVielen Dank dir! :)
LöschenDu hast das genau richtig gemacht! Der Pulli ist toll geworden und steht dir wunderbar!
AntwortenLöschenLiebe Grüße von Doro
Dankeschön Doro, das freut mich!
LöschenVon ungeliebt zum Lieblingsstück - Was für eine gute Entscheidung! Ich finde den neuen Pulli so toll (und glaube, ich er kommt auf meine Stickliste). Wie gut, dass es mit der Garnmenge gepasst hat. Das Umrechnen finde ich immer so kompliziert :-) Ich kann mir vorstellen, dass der Pulli mit einer Bluse darunter auch sehr schön aussieht.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Christiane
Liebe Christiane,
Löschenbis ich mit dem Rechnen starte braucht es auch immer etwas Überwindung, aber dann geht es eigentlich ;)
Ich bin gespannt, wann ich deine eigene Kumulus Bluse sehe!
Ein zeitloser Klassiker, der sich zu vielem kombinieren lässt. Ich habe gerade zu stricken lernen angefangen. Insofern kann ich mir nun vorstellen, was aufribbeln und neu stricken bedeutet. Deine Selbstdisziplin hat sich aber mehr als gelohnt. Liebe Grüße Manuela
AntwortenLöschenHallo Manuela,
Löschenschön, dass du das Stricken für dich entdeckt hast! Ich wünsche dir viel Freude beim Entdecken all der Möglichkeiten.
Ich bin ja keine Strickerin und ziehe den Hut vor allen, die das können und machen. Aber mein Respekt vor denjenigen, die auch noch aufribbeln und neu stricken, ist nahezu grenzenlos! Da gehört ja unendlich viel Geduld und Ausdauer dazu. Toll ist er geworden, Dein Pulli und in Kombi mit weißer Bluse bestimmt richtig edel.
AntwortenLöschenLiebe Grüße von Ina vom Fitzladen
Manchmal muss man eben nochmals ganz von vorne anfangen damit es gut wird. Das kenne ich auch von meinen Bastelarbeiten.
AntwortenLöschenViele liebe Grüße
Wolfgang