24. Juli 2019

Die Sache mit den Spaghettiträgern

Hallo ihr Lieben!

Bei meinem Beitrag zum Jessica Dress hatte ich ja schon von meiner Ambivalenz zu Spaghettiträgern berichtet. Kurze Zusammenfassung für alle, die nicht dabei waren: Ich habe jahrelang Spaghettiträger für mich aus dem Repertoire gestrichen weil ich der Meinung war, dass sie mir nicht stehen und mich darin nicht mochte. Dann hat mich aber ein Schnitt so überzeugt, dass es mir egal war. Das Ergebnis war weniger schlimm als erwartet und gab damit den Startschuss für weitere Experimente.


Deshalb musste ich die neue vielleicht-Liebe sofort in einem Ogden Cami umsetzen. Diesen Schnitt schmachte ich schon seit Jahren auf Instagram an, weil er einfach immer toll aussieht. Aber sowohl V-Ausschnitt als auch die erwähnten dünnen Träger lagen fern meiner Gewohnheiten, sodass es beim Anhimmeln blieb. Bisschen wie Popstar und Teenie, unsere Beziehung.


Aber jetzt konnte ich mir den Schnitt endlich kaufen, große Freude! Es ist im übrigen der erste Schnitt von True Bias, den ich kaufe, davon abgesehen interessieren mich die meisten Schnitte eher nicht dort. Die Lander Pants wären vielleicht nochmal cool, oder die Hudson Pants, aber sonst habe ich das meiste schon in einer ähnlichen Version in meiner kleinen Sammlung oder mag es nicht.


Schnitte von mir bisher nicht bekannten Labels sind ja immer spannend. Wie ist die Anleitung gestaltet, ist alles verständlich usw. In diesem Fall: Eine solide Anleitung mit anschaulichen Grafiken, die eigentlich keine Frage offen lassen. Es gibt zusätzlich zu den Körpermaßen auch noch Fertigmaße, das finde ich eigentlich immer ziemlich gut, da man sich so besser vorstellen kann, wie das fertige Stück sitzt. Sowohl bei engen Sachen (damit es nicht zu eng wird) als auch weiten Schnitten (wer will schon einen Sack) kann jeder so schauen, das es am besten zu den eigenen Vorstellungen passt.


Die erste Version habe ich dann in Größe 12 zugeschnitten, aus einem Stoff vom Tauschtisch am Nähwochenende. Das tolle rot und das dezente Muster hatten mich sofort angesprochen, außerdem fasste das Material sich toll an, es ist Baumwolle, hat aber einen leichten Glanz und ist ganz seidig.


Das Nähen war dann relativ simpel. Das Top wird mit einem Beleg verstürzt, sodass es einen schönen Ausschnitt ohne abgesteppte Naht gibt. Hier muss ein bischen darauf geachtet werden, wo die Mitte des Ausschnitts ist, damit sich das V auch schön mittig legt. Ich habe dort einen Knips gemacht, meine aber, der ist in der Anleitung nicht vorgesehen.



Unten könnt ihr nochmal sehen, wie groß der Beleg ist. So besteht auch keine Gefahr, dass irgendwo was rausrutscht, finde ich ja immer gut. Noch dazu wird der Beleg an der Nahtzugabe der Seitennaht fixiert, sodass wirklich alles bombenfest sitzt. Sehr cool!
Beim Nähen werden die Träger zuerst nur vorne oder hinten, ich weiß nicht welches von beidem, angenäht, an der anderen Seite dann festgesteckt. So kann man das Top anziehen und individuell schauen, wie lang die Träger sein sollen damit beim tiefen Rückenausschnitt der BH nicht zu sehen ist und auch sonst nirgendwo Körperstellen rausschauen, die man nicht zeigen möchte. Finde ich gut, dass dies extra in der Anleitung steht, ich bin ja immer ein Fan davon, nicht zu viel mitdenken zu müssen, zumindest beim ersten Mal.


Das erste Top gefiel mir dann auch sehr gut, trotz V-Ausschnitt und dünnen Trägern. Manchmal ist es halt doch ganz gut, aus seiner Komfortzone auszubrechen und etwas neues zu probieren. Sonst findet man nie heraus, ob es nicht doch genau DAS DING ist.


Version zwei schwebte mir dann ziemlich bald auch vor, nachdem ich den Tragecomfort von Nummer eins zu schätzen gelernt hatte. Der luftig weite Schnitt ist bei heißen Temperaturen wirklich gold wert, fühlt sich ein bisschen an, als würde man nichts tragen. Auf Teneriffa mochte ich das wirklich sehr gerne. Ich weiß gar nicht mehr wie es dazu kam, vermutlich hat mein innerer Drang nach Resteverwertung mal wieder Oberhand gewonnen und schon lag der Spitzenrest von meiner Kurzjacke neben dem Rest Chambray vom Kielo und ich puzzelte mit den Schnittteilen herum.


Abweichend vom eigentlichen Schnitt wollte ich hier das Teil komplett füttern, denn so transparent wie die Spitze ist, wäre alles andere Quatsch gewesen. Ich musste ziemlich schieben und knobeln bis alles passte. Vorder- und Rückenteil im Futter haben eine Mittelnaht, das Oberteil aus Spitze ist deutlich kürzer, aber so passte es dann. Denn natürlich wollte ich die Saumkante der Spitze auch verwenden (und mir das Säumen sparen, hihi).


Das Ergebnis ist genau so geworden, wie ich es mir vorgestellt habe. Das blau scheint toll durch, alles fällt total weich und es ist verspielt, aber nicht zu niedlich. ich bin richtig, richtig glücklich mit dem Teil und habe verhältnismäßig viele Komplimente dafür bekommen, was ja auch immer eine nette Bestätigung ist.


Für die Träger habe ich übrigens einen kleinen Tip. Die sind ja wirklich schmal, da ist das Wenden eine ganz schöne Fummelei. Es gibt ja extra Wende-Werkzeuge, aber so etwas besitze ich nicht. Ich habe es schon mal auf einem Nähwochenende ausprobiert, kam damit aber eh nicht klar, also lohnt sich die Anschaffung nicht. Viel besser funktioniert für mich eine kleine Sicherheitsnadel. Diese an einem Ende befestigen und dann durchschieben, wenden, fertig! Ich hoffe ihr versteht, was ich meine?


Eigentlich ist das ein toller Schnitt für eine ganze Serienproduktion. Man braucht sehr wenig Stoff, es ist schnell genäht und aus den unterschiedlichsten Materialien sehr vielfältig. Ich finde die Optik vom roten Top ist eine ganz andere also von der Spitzenversion, mag aber beide gerne. Ich gehe davon aus, noch deutlich mehr Versionen dieses Schnittes zu nähen. Vielleicht auch mal ein, zwei mit etwas höherem Ausschnitt, damit sie auch für die Arbeit tauglich sind.


Eine einzige knifflige Stelle gibt es beim Nähen aber schon: Nachdem der Beleg an den Außenstoff genäht ist, wird die Nahtzugabe auf dem Beleg festgesteppt. Man kommt logischerweise nicht hoch bis zu den Trägern, da wird es irgendwann zu eng. Trotzdem sind sowas ja Stellen, die mich herausfordern und ich will möglichst weit nach oben nähen, da fummel ich dann immer länger herum als notwendig, denke ich. Aber das ist vermutlich nicht bei allen von euch so, also definitiv nichts, was abschrecken sollte.



Puh, bei der Bilderflut musste ich ganz schön im Gehirn suchen, bis ich genug Wörter gefunden hatte. Jetzt habe ich glaube ich alles wichtige (und unwichtige) zum Schnitt und meinen beiden Exemplaren erzählt und bin leer. 

Welches ist euer liebster Sommerschnitt? Mögt ihr es auch locker und luftig? Habt ihr das Cami schon mal genäht? Brauchtet ihr auch eine Eselsbrücke um euch merken zu können, ob es "Ogden Cami" oder "Odgen Cami" heißt? (Wie im Alphabet, e kommt nach d). Ich bin jedenfalls jetzt überzeugt von Spaghetti-Trägern und freue mich auf die vielen neuen Möglichkeiten, die sich damit ergeben.

Happy sewing, 

Julia



Verlinkt bei Sewlala

15. Juli 2019

Update No. 42

Hallo ihr Lieben,

es war mir gar nicht so bewusst, aber das letzte Update ist schon über einen Monat her. So lange habe ich euch nicht gezeigt, woran ich gerade nähe und stricke, ihr seid ja absolut nicht auf dem aktuellen Stand der Dinge! Ich habe also heute alles zusammen gesammelt und ein paar Bilder gemacht. 



Neu im Schrank




Durch den langen Zeitraum ist es ein ganzer Stapel an Sachen, die fertig geworden sind. Ein Kinderpullover, einer für mich, zwei Kleider, eine Hose, ein Shirt. Hose und Kleid Nummer eins kennt ihr schon, der Rest folgt dann später. Ach, und ein Schwein habe ich auch genäht! Das ist jetzt alles nur im letzten Monat fertig geworden, nicht unbedingt auch angefangen. Sieht schon echt viel aus ... da war ich selbst ein bisschen überrascht. Immer wieder kommen auf verschiedenen Wegen Fragen auf mich zu, wie ich das alles schaffe. Ich hoffe ich enttäusche euch nicht, wenn ich gestehe, dass ich weder ein zusätzliches Paar Arme, noch mehr Stunden am Tag habe. Nur eine gute Verteilung von Prioritäten, keine Kinder, eine kleine Wohnung und Schichtdienst. Tada!


Auf den Nadeln



Noch immer stricke ich an der unspannenden Restesocke Nummer zwei. Reizt wenig und kommt deshalb auch selten in meine Hände, aber ein paar Zentimeter habe ich seit dem letzten Mal geschafft. 
Darunter ein kleiner Teststrick, ich verrate in ein paar Wochen mehr dazu. Ihr könnt ja schon mal raten, was es werden soll?


Und natürlich musste es auch ein neues Großprojekt geben. Ich stricke mir einen sommerlichen No Frills Cardigan aus meiner Second Hand gekauften Wolle. Die Ärmel sind gerade abgeteilt, jetzt stricke ich noch ein wenig am Körper und werde dann zuerst die Ärmel fertig stellen. Die Farbe ist super schön, und noch macht das Stricken Spaß. Das Teil wird aber insgesamt ganz schön schwer werden, da wird es sicherlich irgendwann unhandlich. Ich bin außerdem sehr gespannt, wie weit das Garn reichen wird. Das Original wird zweifädig gestrickt, ich habe hier nur einen. Theoretisch müsste die Lauflänge passen, aber trotzdem bleibt es spannend.



Unter der Nadel


Ich will es gar nicht aufschreiben, aber ich glaube, ich habe endlich einen passenden Basic Shirt Schnitt gefunden. Die erste Version aus Stoffresten war schon mal vielversprechend, jetzt möchte ich mit den beiden Ringeljerseys ein wenig herumprobieren. Dafür können dann endlich die gekauften und schon mehr als aufgetragenen Shirts (weil Minimum fünf Jahre alt) aus der Schublade verschwinden, denn jetzt kann ich Ersatz produzieren, wenn ich ihn brauche!


Neuzugänge


Neben dem gelb geblümten Stoff oben und dem Fell fürs Schweinchen sowie den Ringeljerseys hat noch diese tolle Viskose ihren Weg zu mir gefunden. Ich war sofort in das Muster verliebt und schmachte es an, weiß aber noch nicht so wirklich, was es werden möchte. Vermutlich ein Kleid, bei so viel Muster. Habt ihr Vorschläge?
Die Wolle rechts daneben ist zum einen für Babysocken gedacht als Auftrag von einer Kollegin, zum anderen für eine Mütze als Auftrag von meiner Mama. Beide haben das Garn auch besorgt und mir gegeben, aus der Babywolle ist auch schon jeweils ein Paar gestrickt, aber auch schon weiter gegeben. Der Rest wird noch für je ein weiteres Paar reichen, darum wurde ich dann auch direkt gebeten. Zum Glück mache ich das gerne. Und, versteht sich von selbst, für meine Mama stricke ich sogar noch lieber. Wir müssen nochmal darüber quatschen, was genau sie sich vorstellt, aber bis die Mütze getragen werden soll vergehen ja auch noch ein paar Monate. 


Und woran arbeitet ihr so? Strickt ihr jetzt im Sommer überhaupt noch?


Happy sewing, happy knitting, 

Julia

8. Juli 2019

Hose Wrapped aka Panzerknackerhose

Hallo ihr Lieben,

mit ein bisschen Verspätung möchte auch ich mich bei der Parade der Wrapped-Hosen einreihen. Wem das nichts sagt: Das Schnittduett hat zum 2jährigen Geburtstag der Hose Wrapped einen kleinen Sew Along veranstaltet, bei dem ich direkt mitgemacht habe, hatte ich doch passenderweise kurz vorher Schnitt und Stoff gekauft und sowieso geplant, die Hose zu nähen. Seit Dienstag sammeln sich nun alle anderen Näherinnen mit ihren Hosen auf dem Schnittduett-Blog und ich habe es auch endlich geschafft, von meinem Exemplar Fotos zu machen!


Bei dieser Hose begann alles mit dem Stoff. Schon einige Male hatte ich ihn bei Stoff und Stil online gesehen und war drumherum geschlichen. Das Bordeaux ist einer meiner Lieblingsfarbtöne und Längsstreifen fand ich auch sehr spannend. Kurz kam er in Frage für ein Hochzeitsgastkleid, aber da die Streifen so breit sind, hatte ich mich doch dagegen entschieden. Dann kam jedoch der zündende Gedanke, eine Hose wäre doch lässig mit Längsstreifen. Zack war der Stoff im Einkaufswagen, bei mir zuhause und gewaschen. Fehlte nur noch der passende Schnitt. Hier habe ich kurz überlegt mal wieder die Lamise von Pattydoo zu nähen, die habe ich ja nun schon öfter im Schrank, aber manchmal soll es ja doch etwas Neues sein, und da dachte ich an die Hose Wrapped, die mich mit ihrem Gürtel schon längere reizte. Auch der Schnitt war gekauft, dank einer kleinen Rabattaktion durfte es dann auch der Papierschnitt sein. Da bin ich ja oft zu knauserig für, aber eigentlich lohnt es sich immer weil die Schnitte sich so viel besser aufbewahren lassen als die selbst geklebten. 


Beim Zuschnitt musste ich ein wenig tricksen. Ich habe nämlich für mich schon länger feste Stoffmengen etabliert: 1,30 für Hosen, 1m für Shirts mit kurzen Armen, 2m für Kleider usw. Laut Ebook braucht man für den Schnitt aber 2,30, und ich hatte da ja auch noch die Streifen auf deren Lage ich achten musste! Letztlich habe ich alles bis auf den inneren Bund und das Taschenfutter auf den Stoff bekommen, und diese Teile sieht man sowieso nicht. Ich habe sie aus einem Rest schwarzen Jersey ausgeschnitten, da freue ich mich sogar das noch verwertet zu haben. 1,50 hätten (mir) aber garantiert gereicht um die Hose auszuschneiden. Und ich habe sie auch noch um insgesamt 10 cm verlängert! Also ist die Mengenangabe sehr großzügig, bedenkt das, falls ihr sie nähen wollt und ein bisschen Erfahrung habt, wer sparen möchte, kann ruhig etwas weniger Stoff kaufen. 


Das Nähen an sich war einfach und unproblematisch, die Anleitung führt einen da ganz gut durch den Prozess und ist mit Bildern anschaulich gestaltet. Ich fand nur die Stoffwahl nicht so ganz praktisch (schwarz), da konnte ich nicht immer alles sofort erkennen. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Ebenso wie folgende Anmerkung: Es wird kaum aufs Bügeln hingewiesen. Ich bin in dem Bereich ein kleiner Monk und bügele eigentich jede Naht nach dem Nähen, bin auch der Meinung, dass es zu einem guten Ergebnis dazugehört. Deshalb mag ich Schnittmuster, die da explizit drauf hinweisen, entweder bei jedem Schritt oder aber vorneweg, das habe ich auch schon öfter gehabt, nach dem Motto: Nähe jede Naht nach deiner Vorliebe, versäubere sie und bügele. Aber gut, wer schon mal ein bisschen genäht hat weiß ja auch so, welche Nähte wohin gebügelt werden und sicherlich gibt es genug Personen, die da nicht so drauf versessen sind wie ich. 


Weil die Hose eigentlich aus Webware genäht wird, mein Stoff aber ein Jersey ist, hatte ich zunächst überlegt, sie eine Nummer kleiner zu nähen. Dagegen gesprochen hat dann aber letztlich meine Faulheit (für eine Version aus Webware hätte ich ja alles nochmal abpausen müssen!) und der Fakt, dass der Jersey gar nicht mal so elastisch war. So ist es eine 42 geblieben, die ich auch aus Webware nähen würde und die meiner Meinung nach gut sitzt. Damit das auch an den Beinen so ist, habe ich sie um 10 cm verlängert und euch in einem Tutorial auch ausführlich aufgeschrieben, wie ich da so vorgehe. Die 10 cm sind nämlich über das ganze Bein verteilt: 1cm im Schritt und je drei an Oberschenkel, Unterschenkel und Saum. 


Die Hose sitzt so bei mir nicht ganz in der Taille, sondern etwas tiefer, aber auch noch nicht hüftig. Eigentlich genau so, wie ich sie haben wollte, yeah!
Bei einer nächsten Version würde ich übrigens den Bund etwas breiter zuschneiden. Ich schaffe es bei so genau passenden Schnittteilen in die Gummiband eingezogen werden soll immer, diese etwas zu eng anzunähen, sodass das Gummiband nicht mehr reinpasst. Jedes. verfluchte. Mal. Und denke trotzdem beim nächsten Mal nicht dran, entweder schmaleres Band zu nehmen oder das Teil einen cm breiter zu machen. Die Hoffnung stirbt aber ja zuletzt; vielleicht hilft es, dass ich es hier aufschreibe. 


 Gestreifte Stoffe laden mich ja immer ein wenig zu Spielereien ein. Vielleicht ist das nur bei mir so? Aber irgendwie reizt es mich, damit Kontraste zu schaffen. So sind die Taschen und Bindebänder quer zugeschnitten, die Gürtelschlaufen auch. Damit ignoriere ich zwar bei diesen Teilen den Fadenlauf, aber das ist es mir wert. Sieht doch witzig aus, oder?


Dafür bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob ich mag, wie die Streifen am Po zusammentreffen. Aber vermutlich stört es mich ein winziges bisschen, dass es nicht genau gleichmäßig ist, und ansonsten fehlt einfach nur die Gewohnheit, Streifen am Po habe ich einfach nicht so oft. 
Ich habe übrigens ein paar Nähte gemacht, die in der Anleitung nicht vorgesehen sind; aus der Erfahrung aber durchaus nützlich sein können. Als erstes wäre da das Absteppen der Schrittnaht, für mich mittlerweile schon Gewohnheit nachdem mal 1-2 Hosen dort gerissen sind. So fühle ich mich einfach sicherer und die Naht wird auch nicht so stark strapaziert. Ansonsten habe ich das Taschenfutter auf die Nahtzugabe gesteppt damit es an der Eingriffkante nicht aus der Tasche herauslugt. Das sieht man von außen nicht, funktioniert aber gut! Und den Bund habe ich auch an der oberen Kante abgesteppt damit das einfarbige Futter nicht hervorkommt. Hätte ich bei Webware vermutlich nicht gemacht, aber Jersey ist ja doch etwas beweglicher, da wollte ich sicher gehen. 


Getragen habe ich sie zum ersten Mal zu meiner Geburtstagsfeier, und nach dem wie immer charmanten Kommentar des Freundes ("Sieht aus wie eine Clownshose") habe ich viele liebe Komplimente meiner Freunde bekommen. Da geht einem ja das Näh-Herz auf, oder? Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber sowas geht runter wie ein guter Cocktail. 

Happy sewing, 

Julia

3. Juli 2019

Jessica Sundress

Hallo ihr Lieben,

traditionell rufen die Damen des Me Made Mittwoch im Sommer zu einer Präsentation der Urlaubsgarderobe auf. Da wir dieses Jahr schon im Sommerurlaub waren, kann ich sowohl mit einer konkreten Sache als auch mehreren Schnappschüssen in Handmade-Kleidung in Action aufwarten. Das ist doch mal was, oder?

Starten möchte ich mit einem Neuzugang, extra für den Urlaub und die darauf folgenden Sommer genäht: Das Jessica Sundress von Sew Sew Def


Der Schnitt ist mir gerade auf den deutschsprachigen Blogs bisher noch nicht über den Weg gelaufen, ich glaube, ich bin über Instagram darauf aufmerksam geworden und hatte ihn mir gedanklich abgespeichert weil einfach schön. Noch im letzten Jahr hatte ich zusammen mit Stoffen für Weihnachtsgeschenke diese gestreifte Baumwolle bei Stoff&Stil mitbestellt (online nicht verfügbar) ohne konkret zu wissen, was es werden sollte. Also, schön für ein Kleid gedacht, aber keinen direkten Schnitt. Vor dem Urlaub passte er dann perfekt zu meinem Kleid-Plan. 


Nach meinen Maßen habe ich Größe M ausgewählt und sogar vorbildlich ein Probeteil vom Oberteil zusammen getackert. Das sah erstmal vielversprechend aus, also habe ich zugeschnitten und genäht. Weil das Bild gerade gut passt überspringen wir die Herstellung mal kurz, denn auf den Bildern ist es noch deutlicher als real: Das Oberteil sitzt doch nicht so ganz. Es hätte entweder ein bisschen tiefer gemusst, oder ich muss an die Rundung/Abnäher nochmal ran, die Falten über der Brust gefalln mir so gar nicht. Zum Glück ist das Oberteil aber nur mit einem Beleg verstürzt und nicht gefüttert, ich komme also relativ einfach da ran und kann ein bisschen herumprobieren. 


Zurück zum Zuschnitt. Hier habe ich mir große Mühe gegeben, den Streifen gerecht zu werden. Gerade in der Mitte der Knopfleiste sollten die Streifen nicht doof aufeinander treffen, da habe ich es auch echt gut hinbekommen, finde ich. Die Taschen passen auch perfekt auf den Rock, was man auf den Bildern aber nur am unteren Rand sehen kann. Da der Rock komplett gerafft wird, habe ich an der Taille natürlich nicht auf den Streifenverlauf achten können. 


Die Länge des Rockes war so ein bisschen Zufall gemischt mit Glücksspiel. Ich habe das Zugeschnitten, was der Stoff zuließ, das war auf jeden Fall kürzer als das Schnittteil, denn eigentlich ist das Kleid eher Maxi-lang. Müssten etwa 4cm sein. Letztendlich gefiel mir aber diese Midi-Länge ganz gut, hatte ich so bisher noch nicht und war mal was anderes, passte insgesamt zum Stil. Und fühlt sich auch nicht so rundherum nackig an, ich trage ja eher selten so schmale Spaghettiträger, da pendelt es sich mit einem etwas längeren Rock ganz gut aus. 


Knöpfe hatte ich natürlich wie immer keine passenden da, sodass das Kleid wieder ein paar Tage an der Tür neben meiner Nähmaschine hing und mir missmutig anstarrte. Also, in meiner Wahrnehmung. Im örtlichen Stoffladen bin ich dann aber zügig fündig geworden und konnte dann das Kleid mit Knopflöchern und Knöpfen ausstatten. Hier habe ich die zwei Knöpfe ober- und unterhalb der Taillennaht ziemlich eng beeinander gesetzt, da dort Kleider sonst gerne unschön klaffen, das wollte ich vermeiden. Ist mir auch gelungen, würde ich sagen. 
Ein paar Worte zur Anleitung: Die ist eher spärlich. Ich meine auch, dass das Ebook mal gratis war, bezahlt habe ich das nämlich definitiv nicht. Dafür finde ich die Anleitung voll in Ordnung. Jetzt ist es ein Kauf-Ebook, also kann es natürlich sein, dass die Anleitung eine andere, ausführlichere ist. Ich spreche also nur für meine alte Variante: Diese war eher knapp gehalten, was für etwas erfahrenere NäherInnen kein Problem darstellen sollte. Manches ist mir trotzdem unangenehm aufgestoßen: Für die Taschen gibt es keine Markierung, wo sie platziert werden sollen, das war ein ganz schönes Gefummel, und ich hatte es dank der Streifen noch recht einfach. Auch sollten die Knopflöcher horizontal genäht werden, was ich ignoriert habe. Ergibt für mich überhaupt keinen Sinn, dann rutschen ja die Knöpfe in die äußerste Ecke bei so einem engen Oberteil und alles klafft unschön. 
Davon abgesehen lässt sich aber nach der Anleitung das Kleid ziemlich einfach und entspannt nähen. Und vielleicht ist sie ja eh abgeändert. 


Ich war mir recht lange unsicher, ob das Kleid mir wohl stehen würde. Spaghettiträger und ich, wir haben eine jahrelange Beziehungspause gehabt. Meiner Meinung nach habe ich nämlich recht breite Schultern und darauf sehen dünne Träger meistens nicht so gut aus, irgendwie unproportional und die Schultern noch breiter. Aber da das ja eigentlich auch gar nicht so wichtig ist, habe ich es mal ignoriert und bin froh drüber, denn das Kleid mag ich trotz ungewohnter Proportionen sehr gerne an mir! Und darauf folgend habe ich noch ein wenig mehr mit Spaghetti Trägern experimentiert, ihr dürft gespannt bleiben.  
Die Träger habe ich übrigens mit so einer winzig kleinen Sicherheitsnadel gewendet, das ging eigentlich ganz einfach und kein spezielles Wendewerkzeug war nötig.


 Die riesigen Taschen finde ich total super. Nehmen dem Kleid das super schicke, weibliche und machen es etwas lässiger, genau meins. Außerdem passt da so ungefähr alles rein, Handy, Portemonnaie, Taschentücher, die Katze, Strickzeug für unterwegs, Wasserflasche .. kein Problem, alles dabei.


Nochmal kurz zurück zu den geplanten Änderungen an den Abnähern: Falls da jemand von euch konkrete Tipps hat, immer her damit. Ich bin mir nämlich unsicher, ob die Falten davon kommen, dass es an der stärksten Stelle der Brust zu eng ist und ich da etwas rauslassen sollte, oder ob oben drüber zu viel Stoff ist und ich die Abnäher dort etwas vergrößern sollte. 

Nun zu ein paar Urlaubs-Schnappschüssen in eigener Klamotte. 


Fangen wir doch gleich mal mit dem letzten Tag an, da war es nämlich etwas frischer und ich habe meinen mintgrünen Baumwollpullover getragen, darunter das gleiche selbst genähte Top wie im Beitrag zu dem Pullover auch. 


So richtig viele Bilder vom Alltag im Urlaub gibt es nicht, hauptsächlich von unseren Unternehmungen. Wir waren viel Wandern, dementsprechend sind die Sachen etwas sportlicher: Hier trage ich meine Milchmädchen Shorts am westlichsten Zipfel von Teneriffa. Durch den Gummizug und die lockeren Beine ist die Klasse zum Wandern. 


Weshalb ich eine andere Version davon an einem anderen Tag getragen habe. Hier haben wir fast 20 Kilometer gemacht (also noch nicht auf dem Foto, da waren wir noch eher am Anfang) und das dünne und kurze Höschen hat sich sehr bewährt. 


So ungerne ich auch meine selbst genähten Shirts zum Wandern trage (weil Wandern im Sommer = Transpiration, da ziehe ich lieber olle Kaufshirts an), mein Mittsommer aus Viskose ist dank seiner luftigen Eigenschaften perfekt für so etwas und durfte dementsprechend mit auf die 2000 Höhenmeter an diesem Tag.


Und zum Schluss noch ein Milchmädchen, in Schwarz mit grauem Bündchen, einen Blogpost gibt es dazu bisher nicht, aber auch diese Hose ist sehr bequem und flexibel. 

Weitere Teile meiner Urlaubsgarderobe wie das Hinterland Dress habe ich euch schon präsentiert, zwei weitere sind ebenfalls dort fotografiert worden, hier aber noch nicht aufgetaucht. Kommt noch!

Happy sewing, 

Julia