24. Februar 2016

Von der Sonne geküsst - Portage Cardigan

Hallo ihr Lieben,

einen wunderschönen Me Made Mittwoch euch allen! Bei mir mehren sich die Tage, an denen ich me-made herumlaufe merklich - toll, oder? Endlich kommt was dabei herum, was auch noch gern getragen wird. Beispiel gefällig?



Eine wärmende Jacke, in vielerlei Sinne: Ersteinmal Merinowolle, warm, weich, schön. Dann: Selbstgemacht, wärmt das Herz mit Stolz. Die Farbe: Wie die Sonne. Ich schaue ihn an und bekomme gute Laune, mir wird warm. Ein Multifunktionskleidungsstück!
Das Garn ist Malabrigo Rios in der Farbe Sunset - wie treffend. Erstanden habe ich es bei Lanade, und dort sehr lange geschwankt zwischen dem Comfortzone-Grau und diesem schönen Farbton. Der Herzmann sagte dann treffend, wenn ich schon ewig daran arbeite, soll es mir auch Spaß machen. Gesagt, getan. Die Wolle war reduziert als ich bestellte, trotzdem haben die veranschlagten 900 Gramm ein kleines Loch ins Portemonnaie gerissen. Das habe ich aber jetzt, zum Zeitpunkt des Tragens, schon längst vergessen.
Noch eine wichtige Anmerkung zur Wolle: Sie färbt ab wie Hulle. Über Wochen hatte ich nikotingelbe Finger und Fingernägel, Pfui. Man muss bei Malabrigo damit rechnen, und es gibt extra einen beigelegten Zettel, aber ich wasche lieber das Endprodukt als die Wolle. Das soll somit keine Kritik an der Wolle sein, nur eine Warnung. Wen sowas nervt, lieber die Stränge waschen bevor ihr sie wickelt.

Die Anleitung gibt es auf Ravelry zu kaufen, und ich finde, dass sich der Preis lohnt. Ich habe 1,5 Monate daran gestrickt, einige neue Art und Weisen des Abkettens gelernt und nur in einem Punkt auf dem Schlauch gestanden. Da stand ich aber feste, sag ich euch. Und zwar geht es um das Muster im Rückenteil, das quasi aus Minizöpfen besteht. Diese kann man ohne Zopfnadel stricken, doch auf die in der Anleitung beschriebene Weise hat es bei mir nicht funktioniert. Im Ravelry-Thread zur entsprechenden Anleitung konnte man mir dann erklären, dass ich die Maschen bei der einen Verzopfung zuvor tauschen muss. Das steht meiner Meinung nach so nicht in der Anleitung, was schade ist. Aber ich bin ja zum Ergebnis gekommen. 

Wie ihr seht, hat die Jacke Taschen - und die sind ziemlich cool. Sie hängen quasi am Schalkragen dran und werden unten und hinten festgenäht. Dadurch hängen sie etwas zipfelig, aber das gefällt mir gut. Und sie bieten mir Möglichkeit, Kleider ohne Taschen zur Arbeit anzuziehen. Brave Jacke!

Gestrickt wird in einem Stück von oben, dabei bietet das Rückenteil ordentlich Abwechslung, sodass es schnell voran geht. Dann kommt unten ein elendig langes Bündchen - ich hasse Bündchen unglaublich - und dann gehts mit dem Schalkragen und den Taschen weiter. Zuletzt kommen dann die Ärmel, ebenfalls mit elendigen Bündchen, fertig. Okay, das klingt schneller als es letztlich ist. Ich habe, weil das Garn nunmal handgefärbt ist, mit zwei Knäulen abwechselnd gestrickt, immer je zwei Reihen. Das hat mir dann bei meiner zweitverhasstesten Tätigkeit des Strickens Schwierigkeiten gemacht: Fäden vernähen war nicht mal eben gemacht, 30 Enden hatte ich da rumfuddeln.

Bei diesem Projekt habe ich wie immer artig eine Maschenprobe gemacht. Und weil es Merinowolle ist, habe ich die sogar gewaschen. Allerdings sperre ich mich da sonst immer gegen, weil ich die panische Angst habe, genau die Meter, die in der Maschenprobe stecken, könnten mir später fehlen. Und dann muss man nachbestellen, und warten, und dann gibt es die Partie nicht, oder das Garn nicht, und das Stück wird NIEMALS FERTIG!
Gut, Trick 17: Metallnadeln nehmen und die Maschenprobe samt Nadeln am Knäul hängend ins Waschbecken schmeißen. Nach dem Trocknen und messen aufribbeln und verstricken.
Es sind übrigens über 100 Gramm übrig geblieben ...


Jedenfalls zeigte mir die Maschenprobe, dass ich die kleinste Größe würde stricken müssen und außerdem mit anderen Nadeln. Im Nachhinein hätte eine Größe größer auch nicht wehgetan, die Ärmel waren nach dem Waschen ganz schön eng und das Bündchen am Arm ist eigentlich zum Umklappen. Aber sie passt und sitzt, es handelt sich da eher um 1, 2 Zentimeter.

Ich mag die verschiedensten Muster in der Jacke sehr. Da wäre Bündchenmuster, glatt rechts bei Ärmeln und Seitenteilen, Blende und Tasche dagegen kraus rechts. Nicht zu vergessen das Muster im Rücken. Und als Grenze gibt es quasi noch einen ganz engen Zopf, der eine schöne "Seitennaht" ergibt.

Mit den Fotos bin ich immer noch nicht so richtig zufrieden. Es gibt im Garten nur wenig Möglichkeiten die Kamera aufzustellen, ich habe nämlich nur ein Mini-Stativ und brauche daher eine Fensterbank oder einen Tisch. Und meistens scheint die Sonne dann von hinten gegen die Kamera und die Bilder werden verwaschen. Hier in der Nähe habe ich auch noch nichts passendes gesehen. Ich weiß noch nicht, wie ich das in Zukunft löse, aber ihr werdet es wohl mitbekommen.

Die Jacke passt prima in meine Garderobe und ist auch schon mehrfach zum Einsatz gekommen. Ganz sicher wird sie mich nächste Woche begleiten, da kann ich euch nämlich trotz vorhandener fertiger Klamotten nichts zeigen: Ich fahre mit meiner Mama nach Norderney! Wir werden stricken, lesen, quatschen und viel spazieren gehen. Und das ist nur der Beginn von 20 freien Tagen, mehr als die Hälfte davon durch Überstunden, hui, so viel Zeit zu nähen und zu stricken! Obwohl, der Garten ruft, und ein Frühjahrsputz schadet bestimmt auch nicht ... ihr werdet sehen, was mich mehr überzeugt.

Wir lesen uns aber am Wochenende nochmal bevor ich mich in den kleinen Urlaub verabschiede. Machts gut ihr Lieben, fleißiges Handwerken!



PS: Wer mehr Zahlen und Fakten zur Jacke sucht: Hier ist das Projekt auf Ravelry zu finden.




20. Februar 2016

Quietschbunter Sockhead Hat

Hallo ihr Lieben,

ich hoffe ihr seid gut ins Wochenende gekommen und habt Zeit, um kreativ zu werden. Ich habe endlich meine fünf Nachtdienste hinter mir und werde die Tage wohl brauchen um vom depressivem Vampir zurück zu mir zu finden. Im Winter ist das Ganze echt fies, so ohne Sonne und Farben und Menschen (die fehlen mir auch im Sommer im Nachtdienst). 

Was da hilft: Anders Farbe ins Leben bringen!


So, gute Laune ist zurück. Herrlich, dieser Effekt, den die Mütze auf mich hat. Auch das Stricken war eine Freude: Im Dezember hatte ich mir selbst ein Geschenk gemacht und zwei Stränge Baerfoot Sock bestellt. Der eine ist dann sofort zu Socken verstrickt worden, der andere grinste mich eine Weile bunt aus meinem kleinen Regalfach an. 

Denn: Ich war mir doch ein bisschen unsicher. Ich weiß nicht, ob ihr das kennt, aber manchmal macht die Farbzusammenstellung, dass man ein bisschen sein Gehirn verliert. In diesem Fall ähnlich, was mir der Herzmann bewies, als ich die beiden Stränge auspackte.
"Das hast du bestellt?"
"Ja!"
"Da ist Orange drin. Du magst kein Orange. Und Pink. Du findest Pink doof."
"Ja ..."

Ehrlich, so hatte ich das nicht betrachtet. Ich mochte- und mag - einfach das fröhliche Zusammenpsiel der Farben, und in dem Fall ertrage ich auch pink und orange.
Trotzdem wollten es keine Socken werden: Einerseits ist der Grundton nunmal weiß, was ich bei Socken eher ungünstig finde, und andererseits wollte ich gerne mal einen Sockhead Hat stricken. Passte gut zusammen, und da ist er. 

Ich habe brav nach Anleitung gestrickt und bin mit Form und Sitz der Mütz sehr zufrieden. Sie hält mich warm, sie bringt Farbe in den Winter und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, weder mit Baerfoot noch mit dem Sockhead Hat.

Ein schönes Wochenende euch, wir sehen uns am Mittwoch mit mehr Strick!





17. Februar 2016

Geblümte Ginger

Hallo ihr Lieben,

gestern habe ich schon kurz angedeutet, dass es da ein kleines Trauma bezüglich Hosen bei mir gibt. Wenn große Menschen Hosen kaufen wollen, das ist das noch schlimmer als wenn etwas kleinere Menschen Hosen kaufen wollen (ich bin ja der Meinung, dass Umkrempeln eine durchaus akzeptable Tragevariante ist, Hochwasser dagegen gleicht Bauchfrei - geht für mich nicht). Wenn das leidliche Thema also mal wieder anstand - und das immer erst, wenn nur noch zwei, drei tragbare Hosen im Schrank zu finden waren und auch diese kurz vor der Auflösung in Staub standen - ging ich schon sehr demotiviert los. Manchmal ging ich aus Geschäften raus ohne eine Hose anzuprobieren, das lag dann an Einheitslängen oder dem Mangel an Hosen mit Länge 34 - die brauche ich mindestens. Und dann muss die Bundweite ja auch noch dazu passen!
Glücklicherweise darf ich verkünden: Nun ist Schluss.


Seht ihr dieses stolze Grinsen? Das bin ich, die weiß, dass sie eventuell nie wieder eine Hose kaufen wird. NIE WIEDER! Außerdem freue ich mich auch kleinkindisch über die gemusterte Hose. Ich glaube, die Zeit von gemusterten Hosen ist schon wieder vorbei, aber auch da ein kleines Trauma: Vor zwei, drei Jahren gab es überall Jeans mit Print, Marmormuster und sonstwas für coolen Mustern. Das war aber auch das Problem: Sie waren cool und deshalb vor allem in trendigen Geschäften zu finden, wo auch Schülerinnern von ihrem Taschengeld shoppen können. Und dort gibt es fast immer Einheitslängen. Oder gab. Jedenfalls war ich traurig, weil ich nur schlichte, einfarbige Hosen hatte. Deshalb war der Entschluss schnell gefasst, als ich auf Stoffsuche war: Den muss ich haben! Gleichzeitig spielte mir das Ganze auch in meine Unsicherheit bezüglich des Nähens einer Jeans, für mich schon eine große Probe, hinein, denn der Stoff war nicht teuer und falls es mir doch zu krass sein sollte wäre es nicht schlimm.


Zu krass ist mir da aber gar nichts, ich liebe diese Hose. Kommen wir mal von den emotionalen Hintergründen zu den eher technischen Fakten: Schon auf vielen der Blogs aus meinem Feedly-Reader habe ich Ginger bewundert und mir diesen Schnitt gemerkt, für den Fall, dass ich  mich endlich bereit fühle eine Jeans zu nähen. Irgendwann Ende letzten Jahres wurde mir dann bewusst, dass nach mehreren Mänteln eine Jeans nun auch nicht mehr so schwer sein könnte, und ich bestellte Stoff. Und es war wirklich nicht schwer, das Nähen. Der Sewalong von Closet Case Files ist super hilfreich und lässt eigentlich keine Fragen offen, sodass ich mich munter durchnähte. Wie vorgeschlagen habe ich erstmal die wichtigen Teile zusammengeheftet und die Hose anprobiert. Sah schonmal gar nicht schlecht aus, nur in der hinteren Mitte klaffte es etwas, bedingt durch Sitzpolster und dann folgendem Hohlkreuz. Das habe ich mir gemerkt und später dort enger genäht, nach einer zweiten Anprobe nochmal je einen cm pro Seite.


Das war logischerweise nicht die einzige Veränderung: An der markierten Stelle im Schnittmuster gab ich 3cm hinzu, und aus der irrationalen Angst vor Hochwasserhosen am Saum auch nochmal etwas. Ich glaube, das habe ich aber letztendlich komplett wieder weggeschnitten. 
Unfreiwillige Änderung: Die Münztasche ist auf der "falschen" Seite. Ist nun natürlich kein Drama und beeinflusst sie in ihrer Funktionalität überhaupt nicht, weil ich die eh nicht nutze. Ich wollte es nur erwähnt haben, da ist mir irgendwie ein Fehler passiert.


Genäht habe ich einen Hybrid aus beiden Versionen: Den tieferen Bund von Version A gemischt mit den engen Beinen von Version B. Bei der Konstruktion der Beinteile hat mir freundlicherweise Katharina geholfen, die eigentlich immer diese Version näht. 
Beim Topstitching bin ich noch bewusst minimalistisch geblieben. Zuerst habe ich das mit dreifachem Geradstich gemacht, das ist aber Mist. Die Maschine zieht ja den Stoff da immer so fröhlich vor und zurück, und bei Kurven wie vorne am Reißverschluss hauts dann manchmal einen Ministich voll aus der Linie, weil man den Fuß schon etwas rumgeschoben hat, der Stoff aber nochmal zurückgezogen wird - über die Linie gemalt quasi. Das sieht doof aus. Etwa ab der Hälfte habe ich dann dickes Garn benutzt, bewusst in blau, dass ich zusammen mit dem Stoff gekauft hatte. Einfacher als gedacht, nachdem ich ein bisschen herumprobiert hatte. Für alle, die auch am Anfang Probleme haben notiere ich mal kurz, was mir geholfen hat: Fadenspannung schön locker - bei mir 5 von 9 möglichen - und den Oberfaden am Anfang festhalten. Sonst haben sich innen unschöne Schlaufenknubbel gebildet, ih. Damit lief es dann ganz gut, ich denke bei der nächsten Hose wird es noch besser laufen. 
Somit hat diese Jeans nun Topstitching in unterschiedlichen Farben und Qualitäten - mir wumpe, sieht man gar nicht bei dem wilden Muster. Aus dem Grund habe ich übrigens auch auf Nieten verzichtet - nicht etwa, weil ich keine gefunden habe.


Kommen wir zum wichtigsten: Dem Sitz. Ihr seht, Quatsch  macht sie schonmal mit. Ich bin immer noch etwas unsicher, wie eng so eine Jeans sitzen muss damit sie auch nach ein paar Stunden eintragen immer noch gut aussieht. Wobei ich diese für eine erste Version schon ziemlich gut finde. Theoretisch hält sie sogar ohne Gürtel, das habe ich bei Kaufjeans ja nie, aber aus Gewohnheit trage ich trotzdem einen. Gehen wir Sitztechnisch mal ein paar Stellen durch.
An den Waden ist sie glaub ich etwas knackig. Deshalb gibt es auch ein paar Falten am Knie, weil der Stoff sich hochschiebt? Es fühlt sich jedenfalls eng an, bei der nächsten würde ich da ein bisschen in die Nahtzugabe reinnähen. 
Länge ist super - allerdings habe ich trotz Abmessen ein beidseitiges Drehbein nach außen. Auf den Fotos hatte ich es grad frisch zurechtgezuppelt, aber nach ein bisschen Rumlaufen sitzen die inneren Beinnähte quasi vorne auf dem Unterschenkel. 
Im Schritt sitzt sie gut, könnte aber eventuell etwas mehr Platz lassen - Ausprobieren.
Den Popo finde ich gut. Also, meinen auch, aber in diesem Fall in der Hose. Da sind Falten, aber ich habe gelesen, dass in so engen Hosen irgendwo der Stoff herkommen muss damit man sich hinsetzen kann. Allerdings ist dieser Jeansstoff auch wirklich dünn - fast dünner als diese dicken Baumwollstoffe vom Möbelschweden. Nicht nur fast, in echt dünner. Geht in Richtung normale Baumwolle. 
Popotaschen etwas höher und etwas mehr zusammen? Was meint ihr?
Den Bund mag ich bisher gerne. Mein Körper ist da ein bisschen witzig, ich versuch es mal zu erklären: Der Po macht ja auch seitlich ein wenig Rundung. Diese nimmt dann aber vor den Hüftknochen, wo die Hose etwa endet, nochmal sehr ab, es gibt dort quasi eine Delle. Dadurch rutscht der Bund auch immer mal runter und macht es sich dort bequem. Ist aber nicht schlimm, oder?
Alles in allem finde ich den Sitz bisher gut. Ich hatte sie nur zweimal an, da der Stoff für derzeitige Temperaturen einfach zu dünn ist, und auch die Blumen passen nicht so hundertprozentig zum Winter. Aber ich werde sie Tragen bis sie auseinanderfällt oder nicht mehr passt, denn sie ist die erste Jeans, die ich genäht habe.


Wie schon im letzten Monat passte auch in diesem Monat die Aktion "12 Letters of Handmade Fashion", denn in diesem Monat ist ein J gezogen worden. Mit meinen Jeans nehme ich also daran teil, und natürlich auch beim Me Made Mittwoch.


Passiert es euch auch manchmal, dass ihr gar nicht glauben könnt, dass ihr das da genäht habt? So geht es mir momentan noch. Aber um mich selbst zu bestätigen ist die zweite Jeans schon fast zugeschnitten - diesmal habe ich den Fadenlauf mit Geodreieck abgemessen, hoffentlich haut das hin.




16. Februar 2016

Von Affenarmen und seltsamen Proportionen

Hallo ihr Lieben,

heute gibt es mal einen rein schriftlichen Beitrag von mir. Angekitzelt durch Meike, auch bekannt als Frau Crafteln. Sie hat sich letztens Gedanken darum gemacht, wie wichtig es ist Schnittmuster anzupassen, da wir nunmal alle anders aussehen, selbst wenn wir dieselbe Konfektionsgröße tragen. Auf Grund von begeisterter Resonanz soll nun ein Austausch stattfinden: Sowohl bei ihr auf dem Blog in den Kommentaren kann gequatscht werden, wer aber das Gefühl hat, ein bisschen  mehr sagen zu wollen darf auch gerne einen ganzen Beitrag dazu verfassen. 

Heute soll es um Längenanpassung gehen, und damit starten wir direkt mit etwas, das ich eigentlich bei jedem Schnitt verändern muss. Mit meinen 1,80 bin ich doch 10-15 cm größer als die Durchschnittsfrau, für die ein Schnittmuster gemacht ist. Und würde ich diese stumpf nachnähen, würde ich weiterhin rumlaufen als wären meine Klamotten gekauft: Nämlich mit Hochwasserhosen und zu kurzen Ärmeln, unfreiwilligem Bauchfrei und Schlüpperblitzern wenn ich mich im Rock vorbeuge. Zum Glück (!) habe ich die Fähigkeit, mir nun meine Sachen an meinen Körper anzupassen. Im Laufe der Zeit habe ich dabei eine Menge gelernt.

1) Ich habe Affenarme.
Das meine ich ganz liebevoll, denn Affen sind unglaublich tolle Wesen. Aber sie haben eben auch lange Arme. Sie können damit eine Menge anfangen und da hat die Evolution sicher mitgedacht, warum das bei mir ähnlich ist, verstehe ich aber nicht so ganz. Nunja, trotzdem weiß ich: Langärmeliges, also Shirts, Pullover, Jacken, erstmal um 10cm verlängern. Je nach Schnitt geht das einfach am Saum, wenn es recht eng ist lieber aufgeteilt zwischen Ellbogen und Saum. Manchmal schneide ich einiges davon wieder ab, manchmal finde ich es aber auch einfach zu geil, dass mir der Ärmel zu lang ist und lasse es so, einfach um mich mal zu freuen. Ausgleich für die jahrelang kalten Handgelenke!

2) Und Giraffenbeine.
Bleiben wir doch in der Tierwelt: Wer auf anderen Nähblogs liest, der merkt schnell, wie andere mit ihrem Plus an Körpergröße umgehen. Dort las ich dann bei Kleidern oft, dass die Taille nach unten verlegt wurde, also das Oberteil verlängert. Ich habe gar nicht groß nachgemessen, sondern das gerade beim Hawthorn blind befolgt. Fehler! Über Umwege und viel Trennerei durfte ich feststellen, dass meine Taille recht hoch ist und meine Körpergröße sich eher in den Beinen befindet. Oder im unteren Oberkörper, das habe ich noch nicht so raus. Jedenfalls muss ich nicht zwingend bei jedem Schnitt die Taille verändern, sondern immer vorher mal nachmessen. Sowieso finde ich, dass die Taille nicht auf den mm festzulegen ist, sondern einen gewissen Bereich von vielleicht 2-3cm bezeichnet. Manchmal sitzt sie dann dort eher hoch oder tief, aber immer noch proportional gut anzuschauen. Finde ich jedenfalls, und das muss reichen. 

3) Jedes Schnittmuster ist anders.
Manchmal verlängere ich vorausschauend ein Shirt oder einen Rock um 5-10 cm und säbel beim ersten Anprobieren doch wieder alles ab. Manchmal ginge es aber auch gar nicht ohne diese Zugabe. Die Firmen unterscheiden sich nunmal, vermutlich auch in ihren Ansichten von einer "guten Länge". Weil ich nicht unbedingt immer nachmessen will hänge ich aus Prinzip was an und schneide es dann halt wieder ab. Das geht schließlich immer, dranbasteln ist dafür viel komplizierter!

Das sind so die Punkte, die mir spontan zum Thema Längenanpassung einfallen. Ich freue mich immer, wenn in Schnittmustern Linien zu diesem Zweck eingezeichnet sind. Was aber, wenn nicht? Nimmt man da die üblichen Stellen? Taille, Ellbogen, Knie, Saum? Woher weiß ich beim Ärmelschnittteil wo der Ellbogen ist? Und wenn man seine gewünschten Zentimeter eingefügt hat, darf man dann wirklich die Kanten einfach nach Gefühl angleichen?

Ich bin gespannt, was andere zu dem Thema denken!





10. Februar 2016

Basicpulli in geteilter Variante

Hallo ihr Lieben!

Schon letzte Woche habe ich euch einen Basicpulli nach dem Schnitt von Lotte&Ludwig gezeigt. Der war aus dickem, warmen Sweat. Nach dem Nähen bin ich mit dem Pulli zum Kleiderschrank, habe ihn reingelegt und einen ollen gekauften dafür herausgeholt. Bei der Gelegenheit habe ich dann auch festgestellt, dass ich da gar nicht so gut ausgestattet bin, im Bereich Pullover. Also direkt zurück zur Nähmaschine und durch die Jerseyreste gewühlt. Das klingt jetzt so, als könnte ich den ganzen Tag nähen, aber das war wohl ein freier Tag oder so, jedenfalls lag der Zuschnitt dann auch erstmal eine Woche unangetastet herum.


Was musste ich meine Qualitäten im Schnittmustertetris üben um das herauszubekommen, was ihr oben seht. Am liebsten hätte ich eine Trennung unter der Brust gehabt, aber dafür reichte der unifarbene Stoff nicht (übrigens das Überbleibsel des Lady Skaters). Ein bisschen traurig, aber nun wo die Stoffkombi so da lag, wollte ich diesen Pulli! Also herumgemessen, die Schnittmusterteile ordentlich getrennt - wenn schon geteilt, dann aber bitte an Arm und Körper gleich. Das hat offensichtlich auch ganz gut geklappt!

Ursprünglich wollte ich die Ärmel komplett aus dem geblümten Stoff und den Körper in dem rotton, aber naja, was solls. Stoff lässt sich nunmal nicht verlängern. Da die Qualität auch sehr unterschiedlich ist - der geblümte ist sehr dünn und flatterig, der unifarbene ziemlich fest und dick - blieb mir nur diese Version. Gefällt mir aber doch ganz gut, muss ich sagen. Ungewohnt bunt und musterig für mich, entwickel ich da etwa neue Vorlieben?
Neeein, natürlich nicht. Aber zur schlichten Jeans darf das ruhig mal sein.

Für Perfektionisten ist der Pulli wohl nicht gut anzusehen. Am Halsbündchen musste ich ganz schön zerren, ich Depp hatte vergessen es länger zuzuschneiden, da nicht aus Bündchenstoff sondern aus dem Jersey selbst. Und auftrennen war irgendwie Todesqual beim engen Zickzackstich, wollte ich dann auch nicht wirklich. Es hat nun eine gerafft-Optik, muss natürlich so, falls jemand fragt. Am Ärmel ging es glücklicherweise ganz gut. 
Eine Frage habe ich an versierte Näherinnen: Der Pulli hat dieselbe Größe wie der aus dem undehnbaren (!) Sweat. Trotzdem habe ich hier mehr Falten am Arm, wie ich finde. Kann das jemand erklären? Ich meine den Bereich der Raglannaht. Dass bei Raglan Falten dazugehören weiß ich, aber das sind schon ordentlich viele, oder?

Nun ja. Der Pulli ist kein Wunderwerk, aber er gefällt mir, passt in meinen Schrank und wird angezogen werden. Nicht unbedingt zu nem Date mit dem Herzmann, aber zur Arbeit und für so 0815-Tage ist er super.


Mehr tolle, selbstgenähte Klamotte gibts wie immer Mittwochs hier.





6. Februar 2016

Auf den Nadeln im Februar 2016


Hallo ihr Lieben,

mal wieder ein Beitrag für die Strickliebhaber unter euch. Das Nähen bekommt langsam ein bisschen mehr Anteil in meiner Freizeit. Trotzdem vergeht eigentlich kein Tag, an dem ich nicht wenigstens zwei Reihen stricke. Gerade abends gibt es für mich nichts besseres.

Meine sonnengelbe, traumweiche Jacke ist endlich fertig! Der Drehteller hat enorm geholfen, das olle Ärmel-Stricken zu überstehen. Jetzt liegt sie seit ner Woche oder so auf den Matten und trocknet vor sich hin. Da teilweise drei Lagen Strick übereinanderliegen dauert das etwas. Die Taschen muss ich noch annähen, dann ist sie fertig und ich kann endlich in ihr Leben, ich freue mich schon darauf. 



Als die Jacke von der Nadel in die Freihheit hüpfte, erlaubte ich mir ein neues Kleidungsstück anzuschlagen. Dafür habe ich den letzten Teil meiner letzten Garnlieferung aus dem November herausgekramt, der sollte nämlich eine Weste werden. Grau und Grau, wie ich es mag, denn eine Weste muss ich über Langarmshirts oder ähnliches ziehen, da muss sie farblich gut kombinierbar sein. 
Westen habe ich sonst gar nicht, kann mir aber gut vorstellen, dass das hier ein Allrounder wird, sowohl für zuhause als auch den Alltag. Hält warm, aber nicht zu warm, dadurch, dass man nicht ganz eingepackt ist. 
Ich bin aktuell etwa bei der Hälfte, es strickt sich sehr flott und gut. Was ja dem Wetter ganz entgegenkommt, das wandert hier im Münsterland schon rüber in Frühling. Ich habe ein bisschen Angst, die beiden Kleidungsstücke gar nicht mehr wirklich anziehen zu können!

Eine letzte Schafmütze hatte ich im Februar auch noch auf den Nadeln, die ist aber auch schon wieder runter davon und mit der Post auf dem Weg zum zukünftigen Besitzer. Dafür habe ich nur Reste genommen.

Hier seht ihr meine Schale voll mit Resten der ganzen Schafmützen. Ich denke zwei Restemützen kriege ich daraus gestrickt, oder eine Mütze und ein Paar Handschuhe, mal sehen. Zu letzterem bin ich nicht so irre motiviert, aber vielleicht versuche ich es. 

Mit Resten geht es auch weiter - ich hatte ja oben geschrieben, dass ich den letzten Teil Wolle angebrochen habe. Hier ist nichts mehr vorhanden, was sich verstricken lässt, außer Resten für meine Decke und ein paar Knäul Sockenwolle, aber die zählen ja nicht wirklich. 
Worauf ich dagegen schon länger Lust habe, sind Socken aus gesammelten bunten Resten. Ich möchte in dem Zuge auch gerne mal das Stricken von zwei Socken auf einer Rundstricknadel ausprobieren. Nadel ist bestellt, ich kann also bald loslegen. 

Und wir bleiben beim Thema Reste: Diese Socken entstehen aus Malabrigo Sock, das rote ist von meinem Dimasq übrig, das blau vom Featherweight Cardigan. Sie sind super weich, werden aber bestimmt nur Haussocken. Die Wolle pillt recht schnell, das möchte ich mir nicht in Schuhen verderben. 

Mehr wollige Schätze wie jeden Monat hier.




3. Februar 2016

Basicpulli in waldgrün

Hallo ihr Lieben,

vor kurzem ist ein neuer Schnitt von Lotte&Ludwig herausgekommen. Bisher haben mir all ihre Schnitte gut gefallen, das Nähen hat Spaß gemacht und gepasst hat es auch gut. Jeder Schnitt ist mehrfach genäht worden: Parka für den Sommer, Winterparka, Jerseykleid, Webwarekleid, Shirt, Ludwig Lässing in lang und Ludwig lässig in kurz sogar zweimal (Vielleicht sollte ich ein Lotte&Ludwig-Label einfügen, das Zusammensuchen der Teile hat ganz schön gedauert). Da war mir klar, dass ich den neuen Schnitt ebenfalls haben muss.
Der Basicpulli ist wie bei Svenja so oft kein Schnittmuster für eine Ausführung. Ich kann gar nicht alles aufzählen, aber "1 Schnitt, 1000 Möglichkeiten" sagt ja schon einiges, oder? Es gibt Schwangerschaftsversionen, Pullikleider, Jacken mit verschiedenen Schließmöglichkeiten, diverse Kapuzen und und und.


Für mich sollte es zu Beginn erstmal nicht zu kompliziert werden. Ich habe mich für eine Kapuze mit Überlappung entschieden und seitlichen Eingrifftaschen. An den Ärmeln Bündchen, am Saum nur umgenäht, da mag ich Bündchen für mich nicht so gerne.
Der Stoff ist ein unelastischer Sweat in schönem Grün, die Farbe kommt auf den Bildern draußen besser raus. Ich hatte ihn ursprünglich für mein Weihnachtskleid gekauft, aber unelastisch ist halt schön blöd. Als Pulli besser geeignet. (Jetzt habe ich allerdings noch eine Menge übrig davon ...). 

Genäht habe ich in Größe 38 (hihi, Freude!) und damit eine Nummer kleiner als sonst bei diesem Label. Das liegt aber nicht an spontaner 0-Diät, bei diesem Schnitt zählen eher die Fertigmaße. Also nicht blind dieselbe Größe nähen, die ihr da sonst habt, unbedingt nochmal nachmessen. 
Der Pulli passt gut, dafür musste ich gar nicht viel ändern. Natürlich habe ich Ärmel und Saum verlängert, aber das ist ja Standard. Bzw. den Saum eigentlich nur, weil ich eben kein Bündchen unten dran machen wollte. 

Bisher hat der Pulli mir schon gute Dienste erwiesen, er ist warm und kuschelig und bequem. Allerdings waren die Nahttaschen nicht unbedingt die beste Entscheidung, sie sind durch den schweren Stoff recht anhänglich im Bereich Erdanziehung und lugen fast unten am Saum raus. Von der Seite gesehen machen sie auch nicht gerade die beste Figur, aber das ist bei so Taschen an Pullis ja oft so und stört mich gar nicht. Der Pulli ist was zum Einkuscheln, für Üsselwettertage oder Nachtdienste oder gemütlich zu Hause sein. Damit bei mir gut aufgehoben. Ich trage ja auch gerne mal was schlabberiges zu engeren Jeans, und figurbetonte Oberteile dann eben zu Röcken oder so.

Die Kapuze habe ich mit einem gemusterten Jerseyrest gefüttert, für ein bisschen Pepp. Das gefällt mir gut - ist ja auch grau, hihi. 
Ich mag noch ein paar Worte zum Ebook sagen: Für die Möglichkeiten, die einem dort geboten werden, ist es wirklich ein Schnäppchen. Und für alle, die von den ganzen Variationen ein bisschen erschlagen sind und sich nicht entscheiden können, hat sich Svenja was neues ausgedacht: Im sogenannten Ideenbuch sind die Ergebnisse der Probenäher vorgestellt. In Stichpunkten werden dann die Teile aus dem Baukasten aufgelistet, die für den Pulli genutzt wurden. Das liefert irre viel Inspiration und zeigt, wie vielfältig das Schnittmuster ist. Schaut mal rein, wenn ihr überlegt den Schnitt zu kaufen.
Es gibt ihn natürlich auch für Kinder, als Kombi und für die ganz winzigen sogar als Freebook. Fehlt nur noch eine Männerversion, dann kann man als ganze Familie im Partnerlook laufen. 

Der Schnitt funktioniert nach dem Baukastenprinzip, jede Variante wird als eigener Teil erklärt. Damit nichts vergessen wird steht zu Beginn der zb gewählten Kapuze, was schon genäht sein sollte. Auch ist notiert, welche Teile ausgeschnitten werden müssen. Alles recht durchdacht, sehr hübsch illustriert und gut erklärt. 

Hier mein Versuch, die Bündchen zu fotografieren. Falls die leicht schief aussehen: Gut erkannt, sind sie. Ich habe sie aus Sweat zugeschnitten aber nicht vergrößert, selbst Schuld! Aber nähen soll Spaß und nicht perfekt machen, also habe ich es so gelassen, sieht eh keiner außer mir.

Verlinkt wie immer Mittwochs hier.

Achso, zu den Fotos: Ich habe nun ein tolles neues Gerät, das mich mit Stativ und Fernauslöser auch dann ablichtet, wenn der Herzmann nicht da ist. Offensichtlich müssen wir uns aber noch ein bisschen eingrooven. Die Bilder draußen waren alle unerträglich zu hell, drinnen war es schwierig, ich habe keine helle Ecke in der Wohnung die halbwegs schlicht ist oder Platz für mich hat. Aber wir üben noch ein bisschen, die Kamera und ich, und dann wird das bald besser.




1. Februar 2016

Gelesen im Januar 2016

Hallo ihr Lieben,

es ist mal wieder Zeit für den monatlichen Einblick in meine abendlichen Leseabenteuer. Von Buch Nummer eins kann ich grad kein Bild liefern: Es liegt bei meinem Brüderchen, der es mir traditionell zu Weihnachten geschenkt hat. Ich bestehe nämlich darauf, dass Menschen, die mir Bücher schenken, dort auch etwas hineinschreiben. 

Hjorth und Rosenfeld - Das Mädchen, das verstummte

Band Nummer vier aus der Buchreihe um Sebastian Bergman und das Team der Reichsmordkommission. Die Autoren kommen aus Skandinavien - das schießt die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um was lesenswertes handelt, schonmal weit nach oben. 
Wer hätte es gedacht, auch hier geht es mit einem Mord los. Eine gesamte Familie wird ausgelöscht, die Suche nach dem Mörder beginnt. Erst nach einiger Zeit stellt sich heraus, dass noch jemand anwesend war - ein Kind, und dieses muss den Mörder gesehen haben. Ein Lauf gegen die Zeit beginnt, denn auch der Täter hat mittlerweile diese Entdeckung gemacht, was man als Leser schön auf die Nase gebunden bekommt. Ich mag ja nicht zu viel verraten, deshalb eher kryptisch: Schon nach der Hälfte hatte ich ein "Ende"- Gefühl. Der Mörder war zwar nicht gefunden, aber es gab eine Art Spannungsauflösung, ein kleiner Teil war geschafft, Erleichterung, Ausatmen. Natürlich ging es dann doch noch wieder hoch auf der Nervenkitzelkurve. 
Nebenbei geht es außerdem auch immer ein bisschen um das Private der teilhabenden Personen - der eine heiratet bald, ist sich dort aber nicht ganz sicher, die andere hat mit ihrer Familie gebrochen, zwei wissen nicht ob sie sich wollen oder nicht und der gute Herr Bergmann knapst immer noch am Verlust seiner Frau und vor allem Tochter. 
Ich habe das Buch gerne gelesen und freue mich auf den nächsten Band. Es ist mal keine von diesen Reihen, wo jedes Buch ein bisschen weniger gut ist als das vorherige.



Susan Abulhawa - Während die Welt schlief

Meine Mama hatte mir empfohlen, dieses Buch zu lesen. Es wäre sehr interessant und man würde viel erfahren, was man noch nicht wüsste.
Ihr schaut euch das Bild jetzt so an, assoziiert vielleicht, dass es irgendwo im Süden spielt, denkt an einen netten Roman, ein süßes Mädchen auf einer Schaukel, Sonne, nette Farben - nix da. Es sind ungefähr 100 Seiten, dann wendet sich das Blatt.
Über vier Generationen wird hier die Geschichte Israels und Palästinensas erzählt, aber ohne irgendetwas zu beschönigen. Ich weiß ja nicht wie euer Stand in dem Bereich ist, meiner war gleich null und ich bin schockiert.
Die Erzählung beginnt in den 40er Jahren bei einer glücklichen Familie, die von den Früchten ihres Landes lebt. Sie haben zwei Söhne, von deinen einer ein Mädchen aus dem Dorf heiratet, die wiederum zwei Söhne bekommen. Zu diesem Zeitpunkt werden sie dann von ihrem Land vertrieben, landen letztlich in einem Flüchtlingslager, verlieren ihren kleinen Jungen, bekommen dort ein Mädchen, Amal. Amal ist die Figur, die der Leser am längsten begleitet. Sie wächst im Flüchtlingslager auf, findet Freunde, erlebt schreckliche Massaker durch die Juden. Verliert ihre Familie, Freunde, irgendwie alle. Sie geht zum Studieren nach Amerika, kehrt aber doch zurück, findet die große Liebe, bekommt eine Tochter. 
Ich habe das Buch ein bisschen verschlungen, die letzten 120 Seiten gestern Abend, und dann musste ich ein bisschen weinen. Ich war entsetzt, dass ich nichts über diesen Krieg wusste. Aber der Geschichtsunterricht in der Schule endet ja auch mit dem zweiten Weltkrieg. 
Ich denke, die Erzählung ist recht einseitig - die Juden haben nicht grundlos gegen die Araber gekämpft, ein Krieg besteht ja immer aus mindestens zwei Parteien. Aber man fühlt mit, mit dem kleinen Mädchen Amal und später der erwachsenen Frau. Das Buch ist sehr gut geschrieben, ganz besondere Wortwahl. Ich empfehle es allen! Man fühlt sich einfach informiert danach, auch wenn es natürlich ein Roman ist. Aber ganz aus der Luft gegriffen ist es nicht, und einige Literaturquellen werden ebenfalls gegeben.