24. Juni 2020

Vom Jumpsuit, der gar keiner war {Springinsfeld}

Hallo ihr Lieben,

ich grüße euch aus meinem Garten. Da hänge ich im Moment recht häufig rum, denn zum einen ist es warm und dann draußen am schönsten, zum anderen haben meine Eltern es richtig geschickt gemacht und sind im Urlaub, während sie neuen Rasen bekommen haben. Jemand darf nun also zwei Stunden morgens und Abends den Sprenkler laufen lassen ... nunja, es gibt auch deutlich schlimmeres, schätze ich. Und so habe ich nun die Zeit, hier zu sitzen und mal wieder einen Blogbeitrag zusammenzuschreiben. 


Wenn das mal nicht ein Aufhänger-Bild ist, oder? So viel Freude, weil es nämlich einen neuen Schnitt von Lotte&Ludwig gibt: Den Springinsfeld Jumpsuit. Noch mehr Freude, weil ich zum ersten Mal zusammen mit einer lieben Freundin Probegenäht habe. Das hat dann noch eine ganz andere Note als das Probenähen an sich: Es ist genauso aufregend, leicht stressig, aber eben auch verbindend und interaktiver. Wir haben gemeinsam Stoff ausgesucht, und weil sie noch nicht so lange näht, habe ich auch immer mal wieder mit ein wenig Rat zur Seite gestanden. Das hat mir jedenfalls gut gefallen, vor allem das gemeinsame Foto Shooting am Ende. Gerne wieder, meine Liebe!


Ich habe ja schon ziemlich viele Schnitte von Svenja, dem kreativen Kopf hinter dem Label Lotte&Ludwig genäht. Sie trifft einfach immer wieder genau meinen Geschmack, ihre Anleitungen sind übersichtlich und verständlich und sie ist eine super nette Person. In den Probenähgruppen findet immer ein so freundlicher und motivierender Austausch statt, da freue ich mich jedes Mal wieder, wenn ich dabei bin. Als ich ihre erste Version des Schnittes sah, war ich sofort Feuer und Flamme. Locker, Leinen, Lässig. Oh ja, genau meins!


Ziemlich schnell hatte ich ein Bild vor Augen, wie mein Jumpsuit aussehen sollte. Ich wollte Leinen, weil ich das Material sehr schätze auf Grund seiner kühlenden Eigenschaften und Bequemlichkeit, aber auch wie einfach es zu verarbeiten ist und wie langlebig. Und dieses Leinen sollte bitte olivgrün sein. Und damit stand ich dann erstmal vor einem Problem. Für den Schnitt eigent sich Viskose-Leinen am besten, reines Leinen könnte auch schnell mal zu steif sein. Bei Stoff&Stil gab es genau den Farbton, den ich im Kopf hatte, aber alles war ausverkauft, selbst meine zweite Wahl. In drei Geschäften vor Ort gab es entweder gar kein Leinen in Grüntönen, oder sehr blasse Farben, die mir auch nicht zusagten. Wir waren ja wie erwähnt zu zweit auf Stoffsuche und hatten schon eine online Bestellung aufgegeben, aus der Not heraus. Da kam dann aber die Nachricht, dass der Versand aktuell bis zu 14 Tagen dauert. Zu lange für die Deadline beim Probenähen. 


Und dann wurden wir zum Glück noch bei Stoffe Volkermann fündig. Da hätte ich mal direkt schauen sollen, eigentlich haben die immer etwas, was mir gefällt. Und noch dazu ziemlich gute Qualität, was sich dann auch am Preis bemerkbar macht. In dem Moment war mir das dann aber auch egal, ich wollte jetzt endlich den Stoff haben und loslegen können, also habe ich mir das reine Leinen für 18 € den Meter eingepackt. Drei Meter sind es geworden, obwohl der Schnitt nur 2,5 verlangt, denn ich hatte Pläne. Und ich bin groß, da kann man auch besser auf Nummer sicher gehen. Normalerweise kann ich die benötigte Stoffmenge gut einschätzen, aber hier haben mir die abgefahrenen Schnittteile für die Träger keine Möglichkeit gegeben, das vorher zu wissen.


Der Schnitt besticht durch viele gut durchdachte Details: Das Oberteil mit Knopfleiste wird mit Belegen versäubert, entweder wie bei Jerseyshirts und Bündchen, Beleg zur Hälfte gebügelt dran, oder aufwändig, wie bei Blusen und Kragensteg oder Manschetten, also erst eine Seite dran, dann umbügeln und die andere Seite. Ähnlich wie Schrägband, eigentlich. Ich habe die aufwändige Variante gewählt weil ich so etwas schon oft gemacht habe und es von innen ordentlicher aussieht. 
Die Träger sind ein wenig das Herzstück des Schnittes und sorgen für den außergewöhnlichen Look. Damit alles gut sitzt, wird übrigens dringend ein Nesselteil empfohlen, was ich auch gemacht habe (da hatte ich einen anderen BH an, dessen Träger auch komplett verdeckt wurden. Der hier sitzt nicht so gut ...). Dadurch lassen sich direkt notwendige Änderungen erkennen und Enttäuschungen vermeiden. Ich habe zum Beispiel bei der Hose schon beim Nesselteil 1,5cm Leibhöhe hinzugegeben und das Oberteil verlängert. Trotzdem musste ich an der Hinterhose die Schrittnaht noch um einen Zentimeter erweitern und hätte auch das Oberteil breiter machen müssen, aber das ist im Rahmen des Probenähens noch geschehen, sodass ich mir das sparen konnte. Außerdem konnte ich durch das Probeteil abschätzen, wie sehr ich die Hosenbeine verlänern  muss (10cm). Ich habe im übrigen im Oberteil eine 42 und in der Hose eine 44 genäht, getreu meinen Maßen. Zwischen verschiedenen Größen zu wechseln ist bei diesem Schnitt kein Problem, das kann man einfach leicht auslaufen lassen zum Bund hin. 


Im Schnitt sind für die Hose Leistentaschen vorgesehen, seitlich genauso wie hinten. Die seitlichen habe ich auch so genäht, aber die hinteren habe ich weggelassen. Nicht, um mir die Arbeit zu sparen (obwohl Leistentaschen echt fummelig sind, sauer darüber war ich also nicht ...) aber ich mag Leistentaschen auf dem Po einfach nicht. Die stehen oft ungünstig auf, der Taschenbeutel schlabbert komisch in der Hose herum und auf so viel Fläche sieht es oft unproportional aus, wenn da nur eine schmale Leiste zu sehen ist. Vielleicht ist das bei kleineren Größen (und Hinterteilen, hehe) anders, aber bei so einer hohen Hose ist das schon viel Raum, der gefüllt werden will, finde ich. Deshalb habe ich mich für aufgesetzte Taschen entschieden. 


Noch ein Vorteil des gemeinsamen Nähens: Es lässt sich wunderbar herumalbern!


Ihr seht, der Jumpsuit macht alles mit :) Ich hatte ihn auch an meiner Geburtstagsfeier an und habe dafür ganz viele liebe Komplimente bekommen, was mich sehr stolz gemacht hat. Ist ja schon eher ein außergewöhnlicher Schnitt und an hohe Hosen taste ich mich ja gerade erst heran, also schön zu hören, dass es nicht nur mir gefällt. 


Total spannend finde ich auch zu sehen, wie unterschiedlich der Schnitt an uns wirkt. Ich bin ein gutes Stück größer und auch breiter, trotzdem finde ich, das wir beide gut angezogen sind. Während ich mich für knöchellange Hosenbeine entschieden habe, hat sie die Wadenlange Version gewählt, um nicht drin zu ertrinken, bildlich gesprochen. Der helle Stoff hat auch einen ganz anderen Look als mein dunklerer. So ein Probenähen ist wirklich praktisch, um alle Facetten von einem Schnitt entdecken zu können! Ich muss auch erwähnen, dass ich sehr stolz bin auf ihr Ergebnis. Gerade ein gestreifter Stoff ist wirklich nicht einfach zu händeln, aber mit den Streifen hat sie wunderbar gespielt. Und trotz des leichten Zeitdrucks, der bei einem Probenähen immer im Hintergrund ist, hat sie es super hinbekommen und sich durch die Anleitung gewurschtelt. Ich hätte mir den Schnitt definitiv nicht zugetraut, als ich auf ihrem Stand war, als: Hut ab. Oder auf?


Wie immer bei Lotte&Ludwig sollte auch dieser Schnitt mit einigen Varianten daherkommen. Svenja hatte schon zu Anfang erwähnt, dass es auch die Möglichkeit gibt einen Zweiteiler zu nähen, und spätestens da war ich dann Feuer und Flamme. Denn eine Hose in diesem Stil wollte ich sowieso für den Sommer nähen, einen schlichten, etwas längeren und geknöpften Rock auch und alles davon einzeln tragen zu können, wie perfekt ist das denn! Trotzdem hatten Oberteil und Hose erstmal Priorität, mit meinen 3m Stoff war ich ja doch eher auf der knappen Seite. Vor dem Zuschnitt dachte ich noch, dass es niemals passen würde, aber dann habe ich ziemlich gut gepuzzlet; und obwohl ich alle Belege auch aus dem Außenstoff zugeschnitten hatte (eigentlich war dafür ein Futterstoff angedacht, aber ich wollte nicht, dass dieser herausschaut) war es mir noch möglich, zumindest einen halblangen Rock zuzuschneiden. 


Allerdings auch nur in einer ganz einfachen Variante: Vom übrig gebliebenen Stoff habe ich einen Streifen für den Bund abgeschnitten, dann die offenen kurzen Kanten zu Knopfleisten umgenäht. Den Bund gekürzt auf die passende Länge, den Rock oben gekräuselt, Bund drum, unten gesäumt, fertig. Keine Taschen, was mir sehr schmerzt, sehr gerne hätte ich große aufgesetzte Taschen gehabt. Aber vielleicht fahre ich dafür einfach nochmal in den Stoffladen und hole mir 20cm davon ... das geht ja nachträglich noch. 
Und somit habe ich ein Oberteil, eine Hose und einen Rock aus 3 Metern Stoff genäht. Alles lässt sich miteinander, aber auch mit 80% meines Kleiderschrankes kombinieren. Wenn ich in den nächsten Tagen mal die Muße (und vor allem Zeit!) habe, werde ich ein paar mögliche Outfits festhalten. 
Übrigens habe ich vergessen, das Oberteil zu verlängern, wenn ich mich nun also mehrfach vorbeuge, rutscht es doch hinten aus dem Rock oder der Hose heraus. Kein Drama, aber ärgerlich, denn es shoppt sich auch nicht ganz so sehr über den Bund, wie es gedacht ist. Muss ich den Schnitt wohl nochmal nähen ... 

Den gibt es übrigens als Ebook und Papierschnitt bei Svenja im Shop. Wenn ihr noch mehr Inspiration sucht, schaut unter dem #springinsfeldebook bei Instagram oder in der Lotte&Ludwig Facebook Gruppe, da werden oft nach der Veröffentlichung alle Beiträge geteilt. Es lohnt sich, den Schnitt näher zu betrachten, es ist wirklich ein schönes Projekt mit so viel Hilfestellung. Verschiedene Rockvarianten werden kurz vorgestellt, Varianten der Hose und unglaublich viele Schnittanpassungen werden erklärt, sodass das fertige Teil eigentlich nur gut sitzen kann. Soweit ich weiß haben selbst die verzweifeltsten Probenäher am Ende ein passendes und schönes Teil genäht, egal wie viele Anpassungen nötig waren. Wenn das mal kein Erfolgserlebnis ist. 


Zum Schluss noch ein Danke: An euch, fürs Durchhalten, da sind ja doch viele Worte aus mir herausgesprudelt, an E. fürs gemeinsame Nähen und an V. für die schönen Bilder. Nähen verbindet, und ich bin sehr glücklich darüber. 

Happy sewing, 

Julia

3. Juni 2020

Blaues Basic Shirt im Lost Place

Hallo ihr Lieben,


es war eine Weile still hier, genau genommen einen Monat. Der Umzug ist erfolgreich absolviert, aber hat auch viele Veränderungen mit sich gebracht. Der Arbeitsweg ist länger, wodurch der Tag gefühlt weniger Stunden hat, und natürlich ist unendlich viel zu tun im neuen Heim. Die wenige Freizeit, die mir da noch für mich bleibt, nutze ich lieber fürs Stricken und Nähen als um darüber zu schreiben. Denn ersteres ist für mich Akku aufladen, Erholung und Entspannung, das Bloggen ein netter Zusatz, der mir aber nicht so viel bringt. Noch dazu ist ja die Interaktion auf Blogs weiterhin im Rückzug, was ich traurig finde, aber andersherum auch gut verstehen kann. Ich tippe auch lieber flott eine Antwort auf Instagram anstatt auf einem Blog erstmal umständlich Namen, Website und Email anzugeben damit ich dann einen Kommentar hinterlassen kann. Der soll dann natürlich auch aus mehr bestehen als nur zwei Worten, also lese ich auch oft, ohne zu reagieren. Deshalb kann ich niemandem da etwas vorwerfen, aber schade ist es schon. Ich bin jedenfalls in all den Jahren des Bloggens das erste Mal soweit, zu hinterfragen, ob und wie lange ich das noch machen möchte. Aber erstmal geht es weiter, allein schon, weil es für mich eine tolle Möglichkeit ist, meine eigenen Projekte festzuhalten.

So, nun aber zum Handwerk!



Mitgebracht habe ich heute ein eher "langweiliges" Projekt. Dafür ist die Location ein ausgleichender Inhalt, denke ich. Und, so langweilig diese Basics auch zu nähen und zu zeigen sind, sind es doch die Stücke, die in Dauerschleife getragen werden, zu allem passen und sich so gut im Kleiderschrank machen. Also müssen sie definitiv auch gezeigt werden, diese Alltagshelden!
Ich habe mir aus einem schönen hellblau melierten Jersey den ich auf irgendeinem Reste-Ständer im Stoffladen fand ein einfaches Shirt genäht. 


Der Schnitt kommt aus dem Buch "Alles Jersey - Shirts und Tops" und wird vermutlich mein Standard-Schnitt für T-Shirts dieser Art werden. Es ist jetzt schon das vierte, welches ich aus diesem Schnittmuster mache, und ich trage sie alle unglaublich gerne. 
Dieses bestimmte T-Shirt ist ein Ersatz für ein altes Kaufshirt, dass ich viele Jahre sehr geliebt habe. Es sitzt zwar etwas anders, deutlich lockere und ist auch dünner, aber die Farbe war es, die ich daran so mochte. Ich habe es deutlich länger angezogen als ich wollte, einfach, weil sich kein Ersatz fand. Da habe ich über Pilling großzügig hinweg gesehen.


Aber wie so oft hat sich das Warten bezahlt gemacht und der passende Stoff lief mir über den Weg. Nun ist das alte Kaufshirt zum Sportshirt degradiert worden und darf dort seinen Ruhestand genießen, bevor es irgendwann vollständig ausgedient hat. Und für den Alltag habe ich mir meinen neuen Helden kreiert.


Entstanden sind die Bilder bei dem Besuch eines Lost Places. Das ist ein super spannendes Hobby, bei dem verlassene Gebäude besucht werden. Zusammen mit zwei Freundinnen mache ich dies ab und an, und beim letzten Mal ließ ich den Gedanken fallen, dass diese verfallenen Häuser teilweise super wären um dort Bilder zu machen. Beide stimmten mir zu, und so habe ich für diesen Lost Place dieses Outfit gewählt und die Kamera mitgenommen. Die entstandenen Bilder mag ich sehr, mein liebstes findet ihr auf Instagram. Ich würde es auch gerne hier zeigen, habe es aber irgendwie in den Tiefen meines Computers vergraben und finde es gerade nicht wieder. 


Zum Shirt trage ich übrigens gekaufte Jeans, Second Hand geshoppte Schuhe und meinen selbst gestrickten Cardigan

Der Beitrag wird wie immer am ersten Mittwoch im Monat beim Me made Mittwoch verlinkt, wo es noch viel tollere selbstgeschneiderte Kleidung zu sehen gibt. 

Happy sewing, 

Julia