17. Oktober 2021

Stricken ist Therapie - Teil 2

 Hallo ihr Lieben, 

vor anderthalb Jahren habe ich das erste Mal beschrieben, wie in turbulenten Zeiten das Stricken oder die Handarbeit an sich ein Anker ist. Wenn ich im März 2020 schon gewusst hätte, wie das weitergeht, hätte ich vermutlich herzhaft gelacht. Ja, der Umzug und der Beginn der Pandemie waren hektisch und unruhig, aber die vergangene Zeit war nicht unbedingt besser. Denn auch nach dem Umzug blieb und bleibt viel zu tun, um es wohnlich zu machen, und das ganze wird nicht unbedingt dadurch beschleunigt, dass zwischenzeitlich Möbelhäuser und Co. geschlossen waren. 

Also habe ich auch in den letzten anderthalb Jahren eher auf kleine Projekte gesetzt, die transportabel waren und wenig Konzentration erforderten. Sprich: Kinderkleidung. Und ihr bekommt nun alles zu sehen, was in der Zeit entstanden ist. Bereit? Ich habe jeweils die Projektseite auf Ravelry verlinkt, darüber findet ihr dann auch die entsprechende Anleitung.


Da wäre dieses eigentlich als Set gedachte Arrangement. Nun ja, da liegen wohl einige Größen dazwischen! Die Jacke ist nach einer kostenlosen Anleitung entstanden, ich habe jedoch das Knötchenmuster weggelassen, da mir das zu viel Unruhe im Gestrick gewesen wäre. Zöpfe und Farbverlauf sind vollkommen ausreichend, finde ich. Ich bin gespannt, wie das Jäckchen getragen wirkt, ich erahne schon eine klaffende Knopfleiste da an der Schulter, aber mal sehen. 


Auch die Anleitung zur Bloomer ist gratis, das ziehe ich bei Kinderkleidung ja auch vor, muss ich gestehen. Ich habe die kleinste Größe gewählt, die Maschenprobe stimmt eigentlich auch, ich weiß nicht so ganz, wer dieses Höschen tragen wird, aber mal sehen. Notfalls wird halt geribbelt. Das Bündchen habe ich ein wenig verkürzt, trotzdem war das Garn nach der Hälfte der Hose alle, aber in meiner Wollschublade fand sich dann noch ein von der Garnstärke passender Rest in Grau, der nun dort verbraucht wurde. 


Nächstes Projekt wäre der Emil Body, dieses Mal ohne Ärmel aus zwei Merinowollresten in maritimen Streifen. Für die Ausschnitte reichte das Garn nicht mehr, da habe ich zu einem gelben Sockenwollrest gegriffen. Der Body ist im Frühjahr 2020 gestrickt, also schon ganz schön lange ohne fotografisches Festhalten in meinem Besitz. 


Im Schritt wird er per Druckknöpfen geschlossen, darauf musste er auch einige Monate warten. Die hatte ich zwar noch zuhause, aber während ich das Stricken ja gerne mache, ist Knöpfe annähen etwas, das oft sehr lange dauert. Geht es noch jemandem so?


Eine kleine Kollektion Mützen bzw. Bonnets gab es auch noch, die stelle ich euch kurz im Einzelnen vor.


Ganz rechts liegt eine Mütze, die noch keine Anleitung hat, ein Teststrick quasi. Ich werde sie aber nachträglich verlinken, sobald da was vorhanden ist. Aus Baumwollgarn gestrickt ist sie als Sonnenmützchen für die nicht ganz so heißen Tage gedacht, und die Farbe schreit ja quasi nach Sommer, oder? Der graue Streifen ist quasi ein Tunnel und durch Doubleface erarbeitet, wenn gewollt, kann hier noch ein Band eingezogen werden. 


Ganz links liegt eine schlichte Mütze, zumindest von der Machart, dafür knallt die Farbe. Ich habe mich, glaube ich, grob an der verlinkten Anleitung orientiert, aber glatt rechts gestrickt und auch dickere Nadeln genutzt, weil dickeres Garn. 


Die nächste Mütze ist ein ganz spannendes Exemplar. Zuerst war da das Garn: Eine Kollegin überreichte mir einen Loopschal und Handstulpen, die sie mal geschenkt bekommen hatte, aber gar nicht so ihrem Geschmack entsprachen. Ziemlich viel Lace und filigran, das Etikett noch dran. Bananenfaser. Spannend, dachte ich. Die Handstulpen wollte meine Mama gerne übernehmen, der Loop gefiel aber auch ihr nicht. Also habe ich geribbelt und das Garn für neue Zwecke genutzt: Eine Bonnet. Wenig später habe ich dann bei Jule von Hey Mama Wolf eine Ausgabe des Buches "Natürlich, Baby" gewonnen und mir daraus die Anleitung "Emilias Bonnet" ausgesucht, um die Bananenfaser zu verarbeiten. Leider sieht man das schöne Muster am Rand der Mütze durch das nicht gleichmäßige Garn schlecht, die muss ich also wohl nochmal stricken. 


Einige weitere Projekte aus dem Buch habe ich mittlerweile auch schon verwirklicht: "Leons Pullunder" durfte drei weitere Garnreste vertilgen. Im Buch wird der Pullover in Teilen gestrickt und dann zusammengenäht, das habe ich ein bisschen umgebaut um ihn in Runden stricken zu können. Das Ergebnis finde ich irgendwie ziemlich niedlich, auch, wenn mein Garn wohl mal wieder etwas dicker war, wie Größe 62-68 kommt er mir nämlich nicht vor. 


Und dann wäre da noch das Set aus Mikas Hustenleibchen und Mikas Windelhose. Beide winzig klein und ebenfalls ziemlich niedlich, waren sehr schnell gestrickt. 


Auch hier habe ich statt in Einzelteilen in der Runde gestrickt um mir das Zusammennähen zu sparen. In meiner Knopfkiste fanden sich zwei hellblaue Knöpfe mit einem Anker drauf, die passen perfekt zu dem Leibchen, finde ich. Vermutlich habe ich sie etwas weit oben angebracht, aber das lässt sich ja dann noch anpassen. Ein weiteres Projekt habe ich noch gestrickt aus dem Buch, aber leider einen Fehler gemacht. Da muss ich erst noch ein bisschen ribbeln, dann kann ich es hier zeigen. 


Sockenwolle, die mir zu bunt ist für Socken, finde ich für Kinderkleidung meistens super. In diesem Fall ist aus 100g Wolle ein Pullover entstanden. Das Garn hat mir schon Party genug gemacht, da habe ich das Strukturmuster auf dem Ärmel eliminiert. 



Die Anleitung zu dieser süßen Jacke schlummerte auch schon länger in meiner Queue auf Ravelry, weil ich das Muster an den Raglannähten so schön fand. Das sieht man auf den Bildern jetzt kaum, weil das Garn so dunkel ist, aber in echt ist es deutlicher. Auch hier kam Sockenwolle zum Einsatz, allerdings nur ein Restchen, sodass ich die Banderole nicht mehr hatte. Ich vermute aber, dass es ein Zauberball war. Die Jacke wird von unten an gestrickt, das finde ich immer eher unpraktisch und würde es beim nächsten Mal andersherum gestalten. 


Meine allerliebste Babysockenkundin mit dem Babyboom im Freundeskreis ist nun auch selbst Mutter geworden. Zu diesem Anlass hatte sie mir drei Knäul Wolle geschickt mit der Bitte, zwei Paar Söckchen und eine Mütze zu stricken. Das war schnell erledigt, aber noch massig Garn übrig. Da habe ich noch einen kleinen Overall hinterher geschoben, damit das Kind auch direkt ein stimmiges Outfit hat. In der Anleitung vom Fofo Overall ist eigentlich ein durch kraus rechts gestrickte Maschen entstehendes Muster auf der Brust vorgesehen, aber die Streifen finde ich ebenso schön. 


Davor schon hatte ich aus einem antiken Garn denselben Overall, nur für dickeres Garn, gestrickt. Die Wolle stammt noch aus den Wollresten von meiner Mama, es gibt die Marke nicht mal mehr auf Ravelry. Der Strang schrie irgendwie 90er, aber da es reines Baumwollgarn war konnte ich mir sicher sein, keinem Mottenfraß begegnen zu müssen. Nach dem Overall war dann noch genug Garn für eine kleine Mütze übrig, auch, wenn die am Ende mit einem weiteren Rest beendet werden musste. Das Ergebnis finde ich super cool!


Das Spielhöschen Goldkind aus dem Klompelompe Buch habe ich schon einige Male gestrickt, ist einfach immer eine super Verwendung für Garnreste. In diesem Fall war das Garn deutlich dicker als vorgesehen, also habe ich die nötigen Angaben umgerechnet. Das ist immer ein bisschen knifflig, aber nach den ersten zwei Malen wird es geläufig. Dreisatz ist das, was am häufigsten gebraucht wird. 





Das letzte Kleidungsstück ist ein Cardigan, ebenfalls aus so einem ungeliebten Sockenwollknäul, das ziemlich genau aufgegangen ist dafür. Ihr ahnt schon, wegen der Knöpfe durfte auch dieses Stück lange herumliegen, bevor es wirklich fertig war. 


Und zum Abschluss das süße Püppchen, das ich im Auftrag für meine Mama zur Geburt eines kleinen Mädchens gestrickt habe. Sie hatte noch in Erinnerung, dass ich das mal vor Ewigkeiten gestrickt hatte und wollte es gerne verschenken. 


Und das war die neue Kollektion der letzten anderthalb Jahre! Meine Geschenke-Schubladen sind wieder gut gefüllt und bereit für all die neuen Menschen, die sich im Moment so ankündigen. Ich finde es schön, dann etwas passendes aussuchen zu können. Und es macht mich einfach auch sehr glücklich, meine Wollreste sinnvoll zu verarbeiten und aufzubrauchen. 

Strickt ihr auch gerne Babysachen? Was ist eure liebste Anleitung?


Happy Knitting, 

Julia




6. Oktober 2021

Die Suche nach T-Shirt Schnitten, Teil drölfzig

 Hallo ihr Lieben,

zu Beginn meiner Näh"karriere" (verdiene ja kein Geld damit, nech?) hätte ich nie gedacht, dass ich zehn Jahre später immer noch nach einem universellen Schnittmuster für T-Shirts schaue. So langsam kommt aber auch die Einsicht, dass ich vielleicht zwei Stück brauche, eins für engere Shirts und eins für lockere. Dann wäre ich vom Erfolg nicht mehr ganz so weit entfernt!

Kennt ihr schon die Website Stoffetauschen? Der Name sagt es, aber auch nur halb: Ihr könnt dort Materialien zum Handarbeiten tauschen oder auch kaufen. Ein großer Flohmarkt für Handarbeitsmaterial, quasi. Wenn ich dort einen Stoff entdecke, dann schaue ich immer auch ob die Person noch etwas anderes anbietet, das mir gefällt. In diesem Fall entdeckte ich zuerst den gestreiften Baumwollstoff, aus dem später eine Shorts werden wollte, und dann diesen gerippten grauen Jersey. Der Preis war sehr gering, weil er ein kleines Loch hatte, aber das hat mich nicht abgeschreckt.

Zuerst dachte ich noch, ich könnte bestimmt um das Loch herum arbeiten, das war aber nicht möglich. Also habe ich es mit grauem Garn geflickt und schon so sehr vergessen, dass es mir beim Bilder machen nicht eingefallen ist und erst wieder ins Bewusstsein kam, als ich die entsprechende Notiz in meinem Projektbuch gelesen habe. 

So locker und leicht fallend wie der Jersey in meinen Händen war, wollte ich kein enges Shirt daraus haben. Das neigt ja dann gerne dazu, dass sich alles abzeichnet; dagegen sind Oversized-Shirts aus fließenden Stoffen genau meins. Tja, und warum einen neuen Schnitt suchen, wenn Max von Pattydoo schon vorhanden ist? Genau. 


Für meine Männer (Papa, Bruder, Freund) habe ich Größe L genäht, dementsprechend habe ich auch für mich diese Größe gewählt. Ein paar Änderungen habe ich trotzdem vorgenommen, nachdem ich den engeren Shirt Schnitt (aus dem Buch Alles Jersey) mal drauf gelegt habe: Zur Hüfte hin ein wenig breiter, den Halsausschnitt im Vorderteil etwas tiefer und die Ärmel und Gesamtlänge nochmal um 3-4cm reduziert. Genäht war das Shirt dann schnell, und wird seitdem innig geliebt! Es ist schön luftig, durch die Farbe natürlich zu allem passend und sitzt einfach sehr lässig.


So angetan war ich von der neuen Schnittentdeckung, dass ich den Spaß direkt wiederholen musste. Auch dieser Stoff stammt von Stoffetauschen, ich habe ihn zusammen mit drei melierten Jerseys gekauft um mein T-Shirt Fach wieder etwas aufzufüllen. Obwohl dieser Jersey ebenfalls recht locker fällt, ist er doch ein bisschen fester als der erste. Den Zuschnitt habe ich auf einem gemeinsamen Kreativabend mit Freundinnen gemacht und hatte das andere Schnittmuster nicht mit, habe also per Augenmaß abgeschätzt, wie ich den Halsausschnitt wohl haben möchte. Das ist zum Glück gelungen! Ansonsten habe ich bei dieser Variante die Ärmel um 6cm und die Gesamtlänge um 9cm gekürzt.


 
 
Das gelbe Halsbündchen war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, auch wenn ein passender Rotton und ein Dunkelblau auch noch da gewesen wären. Auch dieses Shirt mag ich sehr gerne leiden, für den Sommer sind so luftige T-Shirts einfach klasse, und zu in der Taille sitzenden Hosen und Röcken finde ich es auch super, wenn das Oberteil ein wenig Weite mitbringt. 
 
Meine Shirts dürfen auf den digitalen Laufsteg des Me Made Mittwoch - mal sehen, was ich dort sonst noch entdecke, vielleicht ja einen schönen T-Shirt Schnitt?
 
Happy sewing, 
 
Julia