7. April 2021

Sweatjacke mit Teddyfell


 Hallo ihr Lieben, 

im letzten Monat war hier viel los, deshalb gab es seit dem letzten Me Made Mittwoch bis zum heutigen auch keinen anderen Beitrag. So langsam ruft der Garten, ich hatte wenig freie Tage, ihr kennt diese Phasen sicherlich. 

Zum Glück dümpelten die Bilder für den heutigen Artikel schon länger auf meiner Festplatte herum, sind sie doch beim letzten Lost Place Ausflug entstanden. Mittlerweile denke ich sogar immer daran, etwas anzuziehen, was ich auf dem Blog noch zeigen möchte, falls sich eine tolle Kulisse ergibt. So wie an diesem Tag. 

 

Industrie-Charme könnte man auch sagen. Zu zeigen habe ich meine neue, flauschig warm kuschelige Sweatjacke, und dieser Kontrast macht sich doch ganz gut, oder? 

Ich habe jetzt viele, viele Jahre ohne Sweatjacke gelebt. Irgendwie hatte ich mal beschlossen, dass mich die Kapuze nervt, die man immer nach dem Jacke anziehen herausfummeln muss und dann in die Kapuze der Jacke manövrieren, und an mir fand ich diese Jacken irgendwie auch nicht gut. Tja, und dann stellte ich irgendwann fest, dass ich eine olle, total ausgewaschene Sweatjacke vom Freund (die dieser aussortiert hatte) immer wieder überzog, weil praktisch, weil gemütlich, weil Wohlfühl-Faktor. Und ich die Optik an mir eigentlich auch mochte. Und damit war das Bedürfnis nach einer eigenen geboren.


 In dieses Bedürfnis spielte dann noch ein Gespräch unter Kollegen rein, in dem wir über Nachtdienst und das damit unweigerlich verbundene Frösteln sprachen. Irgendwann, wenn die Müdigkeit überwiegt, wird es einfach kalt, auch im Sommer. Eine Kollegin erzählte von ihrer Nachtdienst Jacke, eine Sweatjacke mit Flausch innendrin. Und zack hatte ich das Bild von dem olivgrünen Teddystoff vor Augen, der noch in meiner Schublade rumlag. Den hatte ich ursprünglich mal als Futter für eine Winterjacke gekauft und auch schon dafür zugeschnitten, dann aber beim Nähen der eigentlichen Übergangsjacke festgestellt, dass diese mehr als warm genug ist für den Winter. Also habe ich umdisponiert, neues Futter für die andere Jacke gekauft und das Teddyfell eingetütet.


In meiner Bestellung, die ich vor Weihnachten für das Nähen von Geschenken bei Stoff&Stil machte, hüpfte also auch dunkelgrüner Sweat und das passende Bündchen. Das Material lag dann natürlich bis nach Weihnachten hier, um genau zu sein bis Mitte Februar. Erst waren die Geschenke vorrangig, dann kam das mir bekannte Nähtief nach der Geschenkeproduktion. Vor allem hatte ich ja noch keinen Schnitt herausgesucht, sodass ich nicht sofort loslegen konnte. 

Mit einer Freundin sprach ich dann aber über das Projekt, und ihre Begeisterung für meine Idee löste dann wieder die Nählust aus. Ich überlegte, welchen Schnitt ich nehmen könnte, suchte ein wenig im Internet herum. Nur um festzustellen, dass die Jacke, die ich so gerne trug, ja ein Herrenmodell war, ich also auch einen Herrenschnitt nehmen könnte? Und klar, da war doch Jordan von Pattydoo, für den Bruder genäht, bereits vorhanden. Ich habe die alte Jacke ausgemessen und mit den Fertigmaßen im Schnittmuster (das Beste, was ein Schnittmuster haben kann!) verglichen. Und war erstmal so irritiert, dass ich einen Tag Pause machen musste. Von S bis XL waren die Maße des Kaufmodells nämlich vertreten, sodass ich mich nicht sofort festlegen konnte.

 

Letztendlich ist es dann L geworden - hauptsächlich, weil ich die Schnittteile bereits für den Bruder abgepaust hatte und es halbwegs passen sollte. Nur die Länge der Jacke habe ich in der kleinsten Größe belassen. 

Die Schnittteile waren schon da, zugeschnitten war dann auch schnell, Vorder- und Rückenteil aus Teddyfell habe ich aus den vorhandenen Schnittteilen vom Parka herausbekommen, auch, wenn das Rückenteil eine Naht hat, das ist ja im Futter nicht wichtig (und kann man in dem Flausch eh kaum sehen). 

Einen passenden Reißverschluss hatte ich ebenfalls im Fundus, hurra, es konnte direkt losgehen. Dachte ich. Und saß dann erstmal zehn Minuten vor meinen Schnittteilen, um herauszufinden, wie ich die nun zusammenbekomme ohne unschöne Nahtzugabe innen zu haben. Die Jacke ist nämlich mit Raglan konstruiert, und das war mir bisher noch nicht über den Weg gelaufen.

Ich habe gegrübelt und gesteckt und herumgewurschtelt, und mich dann für folgende Reihenfolge entschieden:

- Zuerst habe ich beide Kapuzen genäht. Für die innere Kapuze (und auch für den Körper) hatte ich zuvor einen Beleg konstruiert, damit der Flausch nicht im Reißverschluss hängen bleibt und ich die Ösen besser reinbekomme. 

- Bauchtaschen aufgenäht

- Dann habe ich die Seitennähte vom Körper geschlossen und die Rückennaht vom Futter. 

- Das Bündchen aufgeklappt und jeweils mit einer langen Seite an Außenteil bzw. Futter genäht. Aufgeklappt hatte ich dann quasi die äußere Jacke vor mir liegen, unten dran das Bündchen und am anderen langen Ende vom Bündchen die Futterjacke verkehrt herum.

- Dann habe ich beides zusammengeklappt, rechts auf rechts, die Reißverschlussbänder dazwischen genäht und hatte eine oben offene Weste.

Kommt ihr noch mit? Ich hoffe es... mir hätte sowas jeweils geholfen, also halte ich es hier fest.

- Ich habe dann beschlossen, dass mir Nahtzugabe am Ärmel nicht erspart bleibt ohne möglicherweise trennen zu müssen, weil irgendwas nicht klappt, also habe ich das in Kauf genommen. 

- Die Ärmelnähte geschlossen. Bündchen dran.

- Die Raglannähte am Körper, also Futter und Außenstoff, knappkantig aufeinandergesteppt damit sich nichts verschiebt

- Die Ärmel eingenäht, und dann die Kapuze wie einen Blusenkragen dran, also erst am Futter entlang der Halsnaht, dann die Nahtzugabe vom Außenstoff umgebügelt, auf die Halsnaht gesteckt sodass die Nahtzugabe innen liegt und dann abgesteppt von außen.


Mit dem Ergebnis bin ich sowohl sehr glücklich, als auch sehr stolz. Da habe ich schon einiges rumkonstruiert, bis das alles richtig war, eine Herausforderung würde ich sagen. Einige Nähte, die ich mit der Overlock gemacht habe, sind nicht ganz so schön geworden, da habe ich schon mit der Nähmaschine nachgebessert. Aber ansonsten ein Projekt, dass ich definitiv wiederholen würde, einer zweiten Sweatjacke (ohne Futter) steht also nichts im Wege. Sie ist ordentlich warm, das Gefühl im Rücken ist echt mega. 

Und nun husche ich rüber zum Me Made Mittwoch Blog und schaue mal, was es dort zu sehen gibt. 


Happy sewing, 

Julia