2. Juni 2021

Basics mit einer Prise Glück

Hallo ihr Lieben, 

 

heute möchte ich mal von einem Phänomen beim Nähen berichten, das so tatsächlich in allen Kleidungsbereichen vorkommt: Ich habe kaum gute Basic Schnitte. Also, so Standards, die schlicht und einfach sind, wenig Spaß machen aber dann doch am häufigsten angezogen werden. Es gibt noch immer keinen T-Shirt Schnitt, der mich restlos überzeugt, ich suche weiter nach einer guten Leggings, kurze Hose. Ein wenig habe ich mir das also als Thema für dieses Jahr gesetzt, denn obwohl im Bereich Basics die alte Kaufkleidung noch am längsten hergehalten hat, setzt auch da langsam der Verschleiß ein. 

Nachdem ich recht zufriedenstellend einen Schnitt für Unterhosen gefunden habe (übrigens etwas, von dem ich vor einem Jahr noch behauptet habe, dass ich es nie nähen würde ...) packte mich dann doch wieder die Motivation. Am ärgsten sah es im Bereich Tops aus, also trägerlose Jersey Oberteile. Und die trage ich eigentlich das ganze Jahr, im Sommer einfach so, im Winter untendrunter. Bedarf also groß, Bestand eher minimal. Und vor allem ausgeleiert, ausgedünnt usw. 


Ich durfte dann bei meiner Suche nach einem Schnitt feststellen, dass es das, was ich suche, gar nicht sooo oft gibt. Gerade die großen englischsprachigen Schnittmusterhersteller scheinen ihren Fokus eher auf besondere oder aufwändigere Kleidungsstücke gelegt zu haben. Ich wollte ein Top mit Rundhalsausschnitt, leicht tailliert, nicht hauteng aber auch nicht zu locker. 

Fündig wurde ich dann aber beim Schnittmuster Studio mit der Frau Juno. Obwohl die Namensgebung, also das Frau vor jedem Schnitt, mir stark auf die Nerven geht, sahen die Modellfotos genau nach dem aus, was ich suchte. Also bin ich flott in die Stadt gedüst, habe Baumwolljersey in schwarz und grau besorgt (damals noch an der Tür auf der Straße stehend, jetzt könnte ich auch wieder selbst rein gehen!) und nach dem Vorwaschen direkt mit dem Zuschnitt losgelegt. 

 

Laut meinen Maßen lag ich bei Größe L, für meine zusätzliche Länge habe ich wie folgt ein wenig mehr zugegeben: Jeweils einen Zentimeter an den Trägern und der Taille, der Ausschnitt schien mir ein wenig zu hoch, und dann zwei Zentimeter am Saum. 

 

Das Nähen selbst war dann natürlich kein Hexenwerk, wie es ja so oft mit Basics ist sind die schon fast langweilig. Schulter- und Seitennähte schließen, Bündchenstreifen an die Ausschnitte und Saum, fertig. Abgesteppt habe ich aber mit dem dehnbaren Nähgarn Seraflex, das war eine große Freude! Und in schwarz und grau wird es bei mir auch ständig genutzt werden, also eine gute Sache. So konnte ich die Ausschnitte einfach mit Geradstich absteppen und musste weder mit Zickzack, noch mit der Zwillingsnadel kämpfen. 

Das schwarze Top saß schon wirklich sehr gut, nur der Ausschnitt sollte noch ein bisschen tiefer sein, sodass ich beim grauen Top nochmal ca. 3cm rausgeschnitten habe, einfach einen kleinen Halbmond. Eine weitere Änderung gab es da noch, der Stoff erschien mir nämlich deutlich weniger dehnbar, sodass ich den Schnitt 1cm vom Stoffbruch weggelegt habe, um etwas mehr Raum zu gewinnen. Es gab da mal ein Shirt, das ich kaum angezogen bekam, einfach weil der Stoff weniger flexibel war ... nun ja, hier hätte ich es mir sparen können, es sitzt nicht ganz so gut. Eventuell nähe ich einfach ein kleines Fältchen in den Ausschnitt, oder es wird eher ein Top zum Drunterziehen, mal sehen. 

 

Weil Basics nähen zwar im Ergebnis viel Freude bringt, beim Nähen aber nicht so sehr, habe ich mich im Anschluss mit einem deutlich interessanteren Projekt belohnt: Der Tasche voll Glück von Lotte&Ludwig. Beim Aufruf zum Probenähen habe ich noch abgewunken, ich finde diese quer über der Brust getragenen Bauchtaschen nämlich eigentlich nicht schön. Eine Freundin von mir hat aber mitgemacht, und einen Tag habe ich ihr ein wenig geholfen, dazwischen ein wenig beraten, war also schon im Thema drin. Und Stück für Stück ist mir aufgefallen, dass es zum einen ein perfektes Geschenk ist, zum anderen eine super Lösung für mein Pendel-Problem. Es nervt mich nämlich sehr, dass ich jedes Mal meinen Rucksack absetzen muss um an mein Ticket/Schlüssel/Dienstausweis usw. zu kommen. Gerade im Sommer, wenn ich keine Jacke mit Taschen trage, ist ja wirklich alles im Rucksack, auch das Handy. Und mir dämmerte, dass so eine Bauchtasche die perfekte Lösung wäre. 

Long story short, nach einem kleinen Ausflug zu meinen Resten ist diese Tasche hier entstanden und seitdem bei jeder Fahrt zur Arbeit mein treuer Begleiter. Sie beherbergt Handy, Schlüssel fürs Haus und die Arbeit, Portemonnaie und mein Strickzeug und ist einfach unglaublich praktisch! So kann ich auch schon am Gleis ein paar Maschen stricken, während ich auf den Zug warte, und alles wichtige ist griffbereit. 

 

Der Außenstoff lag hier noch in meiner Resteschublade. Ich habe lange bezüglich der Farbe überlegt, wollte etwas eher schlichtes haben, aber Jeans oder schwarz war mir dann doch zu öde. Kurz dachte ich über Bordeaux nach, aber ich glaube, mit Khaki habe ich eine gute Wahl getroffen. Das Futter ist ein altes Hemd meines Vaters, das ich behalten habe weil ich das Muster so schön fand. Es passt einfach perfekt zum Außenstoff, finde ich! Die kleinen Gurtband-Reste hatte ich auch da, ebenso wie die Reißverschlüsse. Die passen jetzt nicht zueinander, aber das ist mir ziemlich egal. Das lange Gurtband ist tatsächlich ein alter Gürtel vom Freund, so einer mit D-Ringen, den es oft bei kurzen Hosen dabei gibt. Farblich quasi Bestimmung, oder? Ich hatte also bis auf die Karabiner, D-Ringe und die Leiterschnalle alles zuhause, und diese Teile waren dank Impfausweis auch schnell besorgt.

Von der Aufteilung habe ich es sehr schlicht gehalten. Es gibt die (wirklich schöne) Fronttasche nicht, auch nicht die Klappe davor. Innen gibt es ebenso keine Tasche, nur die an der Rückseite habe ich für mein Handy bestimmt. Ich habe insgesamt auch die kleine Version der Tasche genäht, da hatte ich den Vorteil, sie bei meiner Freundin schonmal anprobieren zu können. Die Große finde ich selbst für meine Körpergröße zu wuchtig, aber das ist vermutlich ebenso Gewöhnung wie die Tasche selbst. 

Leider ist mir beim Nähen ein kleiner Fehler unterlaufen, obwohl ich dachte, darauf zu achten, öffnen die Reißverschlüsse zu verschiedenen Seiten. Auch bei Rucksäcken habe ich gelernt, dass ich eine Seite bevorzuge, weil ich sie immer über dieselbe Schulter auf- und absetze, und auch hier, die Tasche würde ich eigentlich vom Gefühl her auf der anderen Schulter tragen. Dann ist die Öffnung vom vorderen Reißverschluss aber unten, was unpraktisch ist. Ein wenig schade, aber erstaunlicherweise habe ich mich da schnell umgewöhnt.

Habt ihr eure Basic-Schnitte schon gefunden? Welche sind es? Und belohnt ihr euch nach "langweiligen" Nähprojekten auch mit etwas spannenderem?

Meine Tops und Tasche verlinke ich beim heutigen Me Made Mittwoch im Juni und freue mich auf das lange Wochenende, wenn ich die anderen Beiträge lesen kann. 

Happy sewing, 

Julia