für den folgenden Beitrag benötigt ihr etwas Sitzfleisch. Ich habe tatsächlich beide Mäntel fertig bekommen und trage beide seit Wochen mit viel Liebe im Herzen herum. Allerdings hat es drei Anläufe gebraucht, bis ich genügend gute Fotos hatte. Letztendlich ist dabei dann viel zeigbares herumgekommen, sodass dies wohl der bilderreichste Beitrag werden wird.
Beginnen wir doch mit dem Mantel aus der Ottobre, Cocoon Shape nennt er sich und wird beim Sew Along noch von zwei anderen Damen gefertigt. Meiner ist aus rotem Walk, gefüttert mit Viskose.
Das Nähen war in Ordnung. Bei den Taschen hatte ich ordentlich Schwierigkeiten, musste eine nochmal heraustrennen. Auch sonst war ich froh, schonmal eine Jacke genäht zu haben und so zu wissen, was wie funktioniert, sonst hätte ich wohl nur mit großen Fragezeichen über dem Kopf - bildlich - vor der Anleitung gesessen. Ebooks verwöhnen.
Die Farbe liebe ich - schon immer wollte ich einen roten Mantel haben. Ich denke, die Stoffqualität ist auch gut, ich habe ihn seit der Fertigstellung fast täglich getragen und bisher keinerlei Gebrausspuren erkannt. Auch bei Regen hält er mich erstmal trocken.
Zum Schnitt selbst: Nochmal werde ich ihn wohl nicht nähen. Er ist einfach nicht so vorteilhaft, wenn man nicht ein kleines, zierliches Persönchen ist. Je nach Foto hatte ich das Gefühl, Monsterschultern zu haben. Die habe ich dann hier natürlich nicht verwendet. Ich ziehe ihn gerne an, werde in Zukunft aber eher auf Modelle mit passend sitzenden Schultern und etwas Taille zurückgreifen.
Hier könnt ihr erkennen, dass ich mit den Knöpfen Murks gemacht habe. Der erste Knopf sollte relativ unters Kinn, okay. Für den untersten habe ich mich am Bild orientiert, der war ungefähr mittig der Taschen. Leider hatte mein Gehirn in diesem Moment freundlicherweise verdrängt, dass ich die Taschen um genau eine Taschenlänge nach unten verlegt hatte, um meine Hände dort gemütlich reinschieben zu können. So sitzt der untere Knopf für meinen Geschmack zu tief, außerdem ist der Abstand zwischen den Knöpfen zu groß, sodass es beim Radfahren aufklappt und reinzieht. Ich habe dafür jetzt Druckknöpfe innen angebracht, was ganz gut funktioniert. Aber daraus habe ich gelernt, ab jetzt den Mantel anzuziehen und die Knöpfe dann nach eigenem Gutdünken anzubringen.
Und das Tutorial zu den Paspelknopflöchern schaue ich mir für die nächste Jacke ebenfalls nochmal an, sieht ja doch um einiges besser aus.
Fazit Mantel Nummer 1: Tragbar und in Ordnung, wird sicherlich noch ein paar Jährchen durchhalten, allein der Farbe wegen. Viel aus diesem Projekt gelernt, was ja doch irgendwie das wichtigste ist.
Mein nächster Mantel ging mir etwas leichter in der Hand, da ich den Schnitt schon einmal genäht habe. Der Wind und Wetter Parka wird ein Dauerbrenner bleiben bei mir. Die letzte Version bestand aus Baumwolle, hier habe ich für den Außenstoff ebenfalls Walk gewählt, innen zwei verschiedene Futterstoffe.
Das Nähen lief fast schon routiniert ab, toll, wenn man etwas zum zweiten Mal näht. Allerdings hatte ich mit dem Stoff etwas Probleme, er war dann doch leicht dehnbar, sodass sich das Einnähen des Reißverschlusses relativ nervenzerreißend darstellte. Ich habe echt oft wieder aufgetrennt, bis der Tunnelzug (den ich um einige cm nach unten verlegt habe) auf derselben Höhe war.
Ansonsten gab es aber keinerlei Probleme. Ich mag den Schnitt für mich total gerne, es ist eigentlich genau mein Stil, geht mit Hose und Kleid, macht ein bisschen Figur, hat Kapuze und Taschen. Alles super. Ich habe mich, wie beim letzten Modell auch schon, für die aufgesetzten Taschen entschieden, die finde ich einfach am schönsten.
Nachdem der Reißverschluss drin war und eigentlich nur noch Futterjacke und Außenjacke zusammengeführt werden wollten - die Jacke hing im Wohnzimmer und winkte mir täglich - hatte ich lange Entscheidungsprobleme. Blende außen? Blende innen? Keine? Knöpfe? Letztlich habe ich für außen eine Blende genäht, als Windschutz. Damit sie nicht zu fett wird, habe ich sie aus Außen- und Futterstoff genäht und verstärkt. Mein Plan war, dass sie festgenäht von selbst flach liegt und ich keine Knöpfe benötige. Es hat geklappt, wie ihr seht, und ich bin damit sehr glücklich.
Für mich mit das Tollste an selbstgenähten Jacken ist, dass ich Länge, vor allem aber Armlänge selbst bestimmen kann. Das ist tatsächlich mein größtes Problem, wenn ich Jacken kaufen möchte, oft sind die Ärmel viel zu kurz. Deshalb habe ich hier bei beiden Jacken die Ärmel ordentlich verlängert, sodass sie kuschelig lang sind und ich selbst beim Radfahren keine nackigen Handgelenke habe. Den Parka habe ich außerdem auch noch um 10cm verlängert.
Weil ich eine sehr warme, gekaufte Jacke besitze die ebenfalls sehr dunkel ist, sollte diese gar nicht so warm werden. Ich habe deshalb Körper und Kapuze mit einem dünnen Steppstoff gefüttert, die Ärmel nur mit Polyesterfutter. Das funktioniert soweit eigentlich gut, allerdings flutscht mir die Kapuze beim Radfahren nun schnell vom Kopf, was ein bisschen schade ist.
Beide Jacken wärmen mich bisher ausreichend, ich habe sie im Wechsel getragen hier im Münsterland und bin gut damit zurecht gekommen. Allerdings muss es für mich auch gar nicht so warm sein, da ich meistens mit dem Rad unterwegs bin. Die ersten fünf Minuten fröstel ich, danach ist mir dann meistens so warm, dass ich das Bedürfnis habe die Jacken aufzureißen.
Fazit Mantel Nummer 2: Absoluter Erfolg, ich hoffe, er wird mich richtig lange begleiten. Die Farbe ist schön zeitlos, der wird also immer zu meiner Garderobe passen. Auch der Schnitt bleibt top, ich habe schon zwei weitere Versionen fürs nächste Jahr fest geplant. Da hat sich der Kauf doch mal gelohnt!
So, ich lege nun eine zweite Backrunde ein, und danach koche ich mir einen Tee und werde jeden einzelnen der anderen Jackenbeiträge anschauen. Schon in der Vorschau sieht man so viele tolle Jacken, ich bin begeistert!
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