Hallo ihr Lieben,
die heutige Geschichte beginnt schon vor längerer Zeit, ich vermute, sogar im letzten Jahr. Da gab es eine Einladung zur Hochzeit einer Kollegin und Freundin. Das war natürlich erstmal ein Grund zur Freude, bei diesem schönen Anlass. Gleich danach kam die Vorfreude auf ein rauschendes Fest mit den lieben Kollegen, wir sind nämlich eine ziemlich tolle Truppe und verstehen uns sehr gut.
Und natürlich wollte ich auch zu diesem Anlass nähen. Das Kleid vom letzten Jahr kam leider nicht in Frage, da auch dies eine Hochzeit unter Kollegen war. Wäre es etwas unauffälliger, hätte ich es nochmal angezogen, aber so war mir eher nach was neuem. So oft habe ich auch gar nicht die Gelegenheit für etwas Schickeres, also kam mir diese "Ausrede wie gerufen.
Zum ersten Mal war ich aber mit meinen Plänen nicht alleine. Mittlerweile haben einige meiner Kolleginnen auch das Nähen für sich entdeckt, die eine über ihren kleinen Neffen, die andere hat die schon erlernte Fähigkeit wieder aufgefrischt. Eine weitere hat das Nähen ebenfalls neu angefangen und zu viert haben wir begonnen, unsere Hochzeitsgastkleider zu planen. Das war ein Spaß, eine eigene Gruppe gab es dafür, ich habe mein Wissen beigesteuert und nach einiger Zeit stand für alle ein Schnitt fest. Gemeinsam sind wir dann zu Stoff&Stil gefahren und haben eingekauft. Herrlich, da ich sonst dieses Hobby eher für mich auslebe, mal mit anderen darüber zu quatschen und sowas wie Stoff zu besorgen.
Wir haben es dann sogar geschafft, zu dritt an unseren Projekten zu nähen. Eine Kollegin war leider terminlich nicht verfügbar. Zu dem Zeitpunkt war schon klar, dass die Hochzeit nicht wie geplant stattfindet und die große Feier auf das nächste Jahr verschoben wird. Wir hatten beschlossen, unsere Kleider trotzdem zu nähen und sie am Standesamt zu tragen. Zum Glück war dies kurz vorher wieder erlaubt worden! Also, nicht die Kleider, sondern am Standesamt zu gratulieren. Auch hier konnte eine Kollegin leider nicht dabei sein, irgendwer muss ja schließlich arbeiten. In Gedanken war sie aber bei uns. Wir haben anschließend die Gelegenheit genutzt und ein paar Bilder gemacht. Dafür, dass die anderen beiden erst seit kurzem Kleidung nähen, haben sie echt mega schöne Ergebnisse erzielt. Da bin ich ja schon ein bisschen stolz.
So, nun aber wieder zu mir, die anderen sollen sich mal schön selbst ihren Blog aufmachen.
Ich wusste, dass ich wieder etwas langes für die Hochzeit wollte, das trage ich einfach so gerne und viele andere Gelegenheiten dafür gibt es leider nicht. Den passenden Stoff hatte ich schon zuhause: 1,5m Viskose von Stoff&Stil, einer der seltenen "keine Ahnung, was daraus wird, aber der muss mit"-Käufe. Den Stoff gibt es nicht mehr, aber einen ähnlichen mit blauen Streifen und großen Blumen. Beim Schnitt kam dann relativ schnell die Erleuchtung: Das Hinterland Dress sollte es werden. Mit kurzem Rock und Ärmeln hatte ich es schon mal genäht, jetzt wollte ich eine lange Version, ohne Ärmel. Die Größe ist eine 12 geblieben.
Als ich den Schnitt heraus gekramt habe, ist mir direkt positiv aufgefallen, dass der Schnitt für beide Varianten verschiedene Oberteile hat, die Armausschnitte also andere sind, je nachdem ob Ärmel reinkommen oder nicht. Das ist super wichtig für eine schöne Form. Falls ihr einen Schnitt habt, bei dem ihr die Ärmel eliminieren wollt, empfehle ich euch diesen Blogpost von Nina, die hat super beschrieben, worauf zu achten ist.
So musste ich keine Änderungen vornehmen am Schnitt und nur schauen, wie ich alles aus 1,5 Metern herausbekomme für meine 1,80 Körpergröße. Wie ihr seht, hat es geklappt, dafür gab es aber auch ein paar Einbüßungen. Die Rockteile habe ich etwas verschmälert, da sie gerafft werden, ist das nicht weiter dramatisch und der Rock ist einfach nicht ganz so weit. Das Oberteil ist unabsichtlich auch etwas enger geworden ... denn eigentlich ist das Vorderteil ja mit Knopfleiste vorgesehen, bei dem gemusterten Stoff habe ich diese aber eliminiert und dann einfach stumpf das Schnittteil in den Bruch gelegt. Da fehlt jetzt etwas Weite, da halt eigentlich noch Knopfleisten dazukommen. Aber zum Glück passt es und ist nicht zu eng.
Die Nahttaschen waren auch nicht drin im Stoff, das hatte ich aber sowieso nicht vor. ich habe einen schlichten weißen Baumwollstoff gewählt, der recht viel Stand hat. Zu Anfang hatte ich Befürchtungen, dass die Taschen sich so abzeichnen oder irgendwie ungünstig verhalten, aber im Gegenteil, ich finde es sogar praktisch, weil ich sie so viel schneller finde und sie eigentlich auch bleiben, wo sie sind anstatt so herumzuschlabbern.
Hals- und Armausschnitt werden mit einem Streifen versäubert, eigentlich aus dem Originalstoff, aber auch dafür war nichts mehr da. Ich hatte erst mit einem vorhandenen Streifen Schrägband begonnen, aber das warf immer nur Falten. Letztlich durfte ich mich an den Resten von Emilies Kleid bedienen, der Stoff hatte eine ähnliche Qualität und war auch farblich im Bereich rot. So ist es dann ganz gut gelungen. Ich habe mich bemüht, den Außenstoff etwas nach innen einzurollen, damit nichts von der Versäuberung hervorblitzt.
Für die Bewegungsfreiheit hatte ich von Anfang an Schlitze in den Seitennähten vorgeplant. Dazu habe ich mir die gewünschte Stelle markiert, die Seitennähte versäubert, bis zur Markierung zusammengenäht und die Nahtzugabe auseinandergebügelt. Dann habe ich bis zum Saum die Nahtzugabe auf die Rockteile nach innen gebügelt und einzeln festgesteppt. Bei der ersten Anprobe habe ich dann gefunden, dass die Schlitze noch zu kurz sind und sie etwas erweitert.
Und dann war es fertig, mein luftig leichtes Sommerkleid! Vor ein paar Tagen bin ich beim Spaziergang mit dem Hund meiner Mama an dieser tollen Location vorbeigekommen. Wer braucht schon Meer, wenn es einen kleinen Strand an der Ems nur ein paar Minuten vom Haus entfernt gibt? Okay, ist kein Vergleich, aber für die Fotos fand ich es trotzdem sehr passend und eine gute Entschädigung. Wenn ich daran denke, wo ich im letzten Jahr die Bilder vom anderen Hinterland Dress gemacht habe ... da wird es mir glatt wehmütig ums Herz.
Im Schnitt enthalten ist übrigens auch ein Bindeband, um etwas Form in das Kleid zu bringen. Da meines etwas schmaler ist, insgesamt, ist das gar nicht unbedingt nötig, aber die Option wollte ich trotzdem haben. Ich habe es aber deutlich schmaler gemacht, als laut Schnitt vorgesehen.
Es ist schon ein wenig traurig, dass ich das Kleid bisher nur für die Stunde am Standesamt und dann ein paar Mal für Bilder machen getragen habe. Aber mein langer Urlaub kommt jetzt, zusammen mit dem richtig heißen Sommer. Da wird es bestimmt Gelegenheiten für das Kleidchen geben. Ich mag es nämlich sehr!
Ich verlinke mich wie immer am ersten Mittwoch im Monat beim Me Made Mittwoch und bin gespannt, ob dort schon die ersten Herbstteilchen zum Vorschein kommen.
Happy sewing,
Julia
♥