4. November 2020

Folksy

Hallo ihr Lieben, 

schön, dass wir uns an diesem Me Made Mittwoch wieder lesen! Wie geht es euch? Bedeutet der aktuelle Lockdown mehr Zeit für die kreativen Hobbies? Bei mir nur minimal, arbeiten muss ich ja trotzdem und pendeln, also fallen nur Verabredungen und das Bouldern weg. Erzählt gerne mal in den den Kommentaren, wie es bei euch aussieht.

 

Heute trage ich neben meiner schon etwas älteren Ginger Jeans einen neuen Pullover. Nach ziemlich langer Zeit habe ich mal wieder ein Kleidungsstück für mich fertig gestrickt. Vor dem Umzug war in der Renovierungsphase keine Gehirnkapazität für ein großes Projekt wie dieses, daher habe ich eher Reste in Babyzeug verstrickt. Aber als wir dann in der neuen Bleibe waren, habe ich direkt diesen Pullover angeschlagen, darauf hatte ich mich schon so lange gefreut!

Die Anleitung Folksy von Melody Hoffmann schlummerte zu dem Zeitpunkt schon länger in meiner Warteliste bei Ravelry mit dem Plan, diesen irgendwann zu stricken. So wie die anderen unzähligen Projekte dort. Tatsächlich kam die Idee aber aus dem Garn heraus auf mich zu, und das führt in diesem Pullover schon sein zweites Leben. Das erste verbrachte es in Form dieses Pullovers, der aber aus mehreren Gründen einfach nicht mehr gefiel: Ich hatte, ohne die Nadelstärke zu verändern, im Laufe des Körpers immer lockerer gestrickt, der Anblick der Maschen am Saum hat mir überhaupt nicht gefallen, ebenso wie die dadurch enstandene A-Form. Auch saß der Halsausschnitt sehr hoch und eng, und das Garn piekste mich in meinen leider sehr empfindlichen Hals. In einem Rettungsversuch hatte ich den Halsausschnitt von oben geöffnet und etwas geribbelt, hatte dadurch aber einfach einen weiten U-Boot Ausschnitt. Es war einfach nicht mehr zu retten, also habe ich den kompletten Pullover geribbelt.

Nach dem Waschen und Trocknen lag das Garn dann also länger in meiner Schublade. Und passte irgendwann so perfekt zu einem Rest Regia Sockenwolle, dass ich wusste, daraus muss etwas werden. Kurzer Blick in die Warteliste und der Kreis schloss sich zum neuen Projekt: Dem Folksy Sweater in grün und beige. Super motiviert hatte ich angeschlagen, habe die Zacken mit Freude gestrickt, die Noppen mit weniger davon, mich aber über die Optik sehr gefreut. Und dann festgestellt, dass ich die untere Zackenreihe falsch gestrickt hatte. Auf den Bildern seht ihr, dass die weiten und engeren Stellen quasi gegenüber liegen, bei meinem ersten Versuch war das versetzt, die Spitze der unteren zeigte in den Hohlraum der oberen, wenn das verständlich ist. Ich habe mich kurz ein wenig geärgert, und dann geribbelt. Und das sollte nicht das letzte Mal sein ...

Zum Glück stricke ich sehr gerne mehrfarbig, eigentlich hat es sogar Spaß gemacht, die Zacken nochmal zu stricken. Danach war es dann auch schon vorbei mit der zweiten Farbe und ging einfarbig weiter. Der Körper strickte sich flott weg, dann ging es los mit den Ärmeln.

Seit ich das Sockenwunder kenne, stricke ich Ärmel ja eigentlich ganz gerne. Ist man erstmal bei den Ärmeln, ist das Projekt nämlich schon über die "halb fertig" Grenze geschritten und die Neugier auf das fertige Projekt ist groß. Ich musste jedoch nach etwa der Hälfte des Ärmels feststellen, dass sich das Garn dort ringeln wollte, also durch seine nicht ganz gleichmäßige Färbung Ringe aus dunkel und hell bildete. Das bei Handfärbungen übliche Stricken mit zwei Knäulen, also jede oder jede zweite das Garn zu wechseln, brachte auch nicht den gewünschten Erfolg. Und so habe ich aus einer dumpfen Erinnerung das Helical Knitting gelernt. Ich versuche, es zu erklären, aber eine kurze Suche in eurer Suchmaschine bring vermutlich verständlichere Videos zu Tage.

Beim Helical Knitting wird auch mit zwei Knäulen gestrickt, aber der Wechsel zwischen den beiden findet nicht immer am Anfang der Runde an, sondern wird jede Runde um drei Maschen versetzt. Ich stricke also mit Knäul 1 bis drei Maschen vor dem Faden von Knäul 2, hebe die drei Maschen ab ohne sie zu stricken und stricke dann mit Knäul 2 weiter, bis 3 Maschen vor Knäul 1, usw. Das braucht etwas Gewöhnung und ein bisschen Aufmerksamkeit, sonst hat man die drei Maschen aus Versehen mit gestrickt. Das merkt man dann aber direkt am Maschenbild bzw an der Fadenspannung, nicht weiter schlimm. Dafür gibt es keinen sichtbaren Übergang, der sich sonst immer wie eine Naht an meinen Ärmeln entlangzog. Und eben auch keine Ringel! Für das Stricken mit zwei verschiedenen Farben und Ringeln soll es wohl auch super sein, da es keinen Versatz gibt. Das habe ich aber noch nicht ausprobiert.

Angefeuert durch die neue Technik wurden die Ärmel dann flott fertig, obwohl ich ja den einen erst wieder halb aufmachen musste. Dann kam der Pullover in sein verdientes Bad und auf die Fußbodenheizung und war fertig. Und ich liebe ihn! Er sitzt hervorragend, die Länge ist perfekt (die bestimme ich durch wiederholtes Anprobieren, Angaben aus der Anleitung ignoriere ich immer). Oh, ein Satz noch zu den Ärmeln: Ich verlängere die immer schon während der Abnahmen um eine Reihe. Wenn ich alle 8 Runden zwei Maschen abnehmen soll, mache ich das alle 9 Runden. Nur am Ende den Ärmel zu verlängern ist nämlich unsinnig, ich habe zwar lange Arme, aber die sind logischerweise auch anders proportioniert und nicht einfach ab Mitte Unterarm so dünn wie mein Handgelenk. Bei Strickpullovern geht das meistens klar, wenn man erst nach den Abnahmen die fehlende Länge hinzufügt, aber für mich macht es so mehr Sinn und ich muss nicht mehr so lange Stücke ohne Abnahmen stricken.

Das herrliche Grün ist übrigens Rowan Fine Art in Hornbeam, die Kontrastfarbe Schachenmayr Regia in Holz. Die Anleitung ist mit einer weiteren Kontrastfarbe geschrieben, ich habe mich aber nur auf diese beiden beschränkt. Auch die Bündchen sind nicht in dem Holz gestrickt, davon hatte ich nicht so viel. Im Nachhinein eine super Entscheidung, ich mag es so minimalistisch, wie es ist. Auch, wenn ich dazu noch einen Strang von dem Rowan nachbestellen musste, den hatte Sophia aber glücklicherweise noch übrig.


 So, nun haben die vielen Worte ihr Ende gefunden. Ich verlinke euch das Projekt noch auf Ravelry, falls ihr mir dort ein Herzchen hinterlassen wollt, und werde dann gleich beim Frühstück mal schauen, was für inspirierende Projekte ich so finden kann beim Me Made Mittwoch. 

Happy knitting, 

Julia