im Angebot habe ich heute drei Paar Socken und zwei Geschichten. Habt ihr Lust, sie zu hören? Dann lehnt euch zurück und scrollt weiter.
In meiner Strickwelt gibt es ja einen ganz routinierten Umgang mit Sockenwolle. Zuerst wird aus dem Knäul das geplante Projekt gestrickt, ob Socken oder Babyhose oder Mütze ist dabei zweierlei. Was fast alle Projekte gemeinsam haben: Es bleibt etwas übrig. Und dieses übrige verstricke ich dann in ein Paar Babysöckchen. Mit denen beschenke ich schon seit Jahren alle frisch gebackenen Eltern im Bekannten- und Freundeskreis, da ist also ständig Nachschub von Nöten. Aber meistens bleibt auch dann noch ein winziges bisschen übrig. Und das habe ich gesammelt. Über mehrere Jahre.
Bis das Sockenwoll-Reste-Glas irgendwann an die 100g auf die Waage brachte. Dann konnte ich endlich mein lange geplantes Projekt starten: Kunterbunte Sockenwollrestesocken. Sagt das mal drei mal schnell hintereinander: Sockenwollrestesocken, Sockenwollrestesocken, Sockenwollrestesocken.
Mit dem Start zog es sich dann aber doch ein bisschen, denn ich wollte ja zwei gleiche Socken, musste also die Restchen alle halbieren. Das waren viele Restchen! Ich meine, am Ende waren es 160 Fädchen die ich vernäht hatte, also pro Rest zwei Fädchen, macht 80, ich hatte also 40 Garnreste die ich halbiert habe. Und weil ich da schon so schön mit einer Ordnungstätigkeit beschäftigt war, die mir, muss ich ja ehrlich sagen, meistens viel Freude bringt, habe ich das Ganze auch noch grob nach Farben sortiert: Neutral-orange/gelb-rot-rosa/lila-grün-blau.
Und dann habe ich einfach losgelegt. Von der Spitze an, mit einem Faden für die Afterthought-Ferse habe ich nach oben gestrickt. Und irgendwann Zunahmen gemacht, weil es ja so viel Garn war, dass es auf jeden Fall ziemlich lange Socken werden würden. Die erste Socke war noch ziemlich witzig zu stricken, spannend, dass alle paar Minuten ein neues Fädchen kam und sich die Farben geändert hatten. Als sie dann endlich fertig war, war ich trotzdem erleichtert. Und hatte nur mäßig Lust auf die zweite, weshalb ich auch insgesamt ganz schön lange an den Socken gestrickt habe, fünf Monate auf den Kopf.
Zuerst war ich von den fertigen Socken nur mäßig begeistert. Das war schon alles ganz schön bunt und nicht unbedingt das, was ich mir unter schön vorstelle. Aber was solls, aus einem Haufen Wollreste ist ein Paar Socken geworden, nicht jammern. Bis ich sie dann das erste Mal anhatte, und plötzlich schockverliebt war. Gerade zu Strumpfhose, also Röcken und Kleidern und Shorts, sind diese Socken meine absoluten Lieblinge. Ich mag es, wie sie sich über den Schuhen stauchen (weil bis zum Anschlag hochgezogen nicht so wirklich gut aussieht) und könnte sie andauernd tragen. Auch das kunterbunte gefällt mir dann super, anscheinend habe ich solche Socken schon lange gebraucht. Was soll ich sagen, das Glas mit den bunten Resten füllt sich in freudiger Erwartung...
Kommen wir zum nächsten Paar Socken, das ich in petto habe. Auch die haben eine langwierige Geschichte. Letztes Jahr im März war ich das erste Mal auf der H+H in Köln. Das war eine ingesamt spannende Erfahrung, wie immer hauptsächlich im Gedächtnis geblieben durch die Menschen, mit denen man dort unterwegs ist. Die Messe ist eine Händlermesse, man kann also keine Materialien kaufen. Manche Aussteller dort sind aber so freundlich, neue Qualitäten oder Farben zum Ausprobieren anzubieten, und so kam ich zu einem Knäul Wolle plus passender Anleitung. Dementsprechend ist dieser zweite Teil des Beitrags nun Werbung, denn weder das Garn noch die Anleitung habe ich bezahlt.
Bei dem Knäul handelte es sich um Merida von Lamana, ein schönes, meliertes Merinowollgarn das in 50g Knäulen daherkommt. Die Anleitung war für eine Socke mit Rautenmuster, nichts kompliziertes. Direkt nachdem die Restesocken abgeschlossen waren, habe ich dann diese blauen Socken angeschlagen und die erste auch recht flott gestrickt. Bei Socken mit Muster beeile ich mich ja immer etwas, damit ich das Muster nicht wieder vergesse nachdem ich es verinnerlicht habe und ohne auf die Anleitung zu schauen stricken kann.
Bei 50g war natürlich klar, dass das Garn irgendwann alle ist bevor die zweite Socke fertig gestrickt ist. So kam es dann auch, und ich wandte mich an Lamana um mal freundlich zu fragen, ob ich von denen Nachschub bekommen könnte, da mich eine Socke ja nicht ganz so weit bringt. Leider habe ich bis heute keine Antwort auf meine Email bekommen, was ich schon ein wenig schade finde. Selbst ein "Nein, geschenkter Gaul und so" hätte ich besser gefunden als gar keine Antwort. Da ich aber weiterhin zwei Füße besitze, habe ich mir das Garn dann auf dem üblichen Weg besorgt, ist ja kein Drama, und die Socke endlich fertig gestrickt.
Und dann, ihr müsstet es nach der ersten Hälfte des Beitrags schon erahnen: Habe ich passende Babysocken gestrickt, sogar im Muster. Die sind schon niedlich, oder? Einfarbige Sockenwollreste sammele ich übrigens auch, da werden irgenwann ziemlich coole Ringelsocken draus, aber das dauert noch ein bisschen.
Bis dahin,
happy knitting,
Julia
♥