27. Februar 2020

Abenteuerliches Sockenstricken

Hallo ihr Lieben,

im Angebot habe ich heute drei Paar Socken und zwei Geschichten. Habt ihr Lust, sie zu hören? Dann lehnt euch zurück und scrollt weiter. 


In meiner Strickwelt gibt es ja einen ganz routinierten Umgang mit Sockenwolle. Zuerst wird aus dem Knäul das geplante Projekt gestrickt, ob Socken oder Babyhose oder Mütze ist dabei zweierlei. Was fast alle Projekte gemeinsam haben: Es bleibt etwas übrig. Und dieses übrige verstricke ich dann in ein Paar Babysöckchen. Mit denen beschenke ich schon seit Jahren alle frisch gebackenen Eltern im Bekannten- und Freundeskreis, da ist also ständig Nachschub von Nöten. Aber meistens bleibt auch dann noch ein winziges bisschen übrig. Und das habe ich gesammelt. Über mehrere Jahre. 


Bis das Sockenwoll-Reste-Glas irgendwann an die 100g auf die Waage brachte. Dann konnte ich endlich mein lange geplantes Projekt starten: Kunterbunte Sockenwollrestesocken. Sagt das mal drei mal schnell hintereinander: Sockenwollrestesocken, Sockenwollrestesocken, Sockenwollrestesocken. 
Mit dem Start zog es sich dann aber doch ein bisschen, denn ich wollte ja zwei gleiche Socken, musste also die Restchen alle halbieren. Das waren viele Restchen! Ich meine, am Ende waren es 160 Fädchen die ich vernäht hatte, also pro Rest zwei Fädchen, macht 80, ich hatte also 40 Garnreste die ich halbiert habe. Und weil ich da schon so schön mit einer Ordnungstätigkeit beschäftigt war, die mir, muss ich ja ehrlich sagen, meistens viel Freude bringt, habe ich das Ganze auch noch grob nach Farben sortiert: Neutral-orange/gelb-rot-rosa/lila-grün-blau.


Und dann habe ich einfach losgelegt. Von der Spitze an, mit einem Faden für die Afterthought-Ferse habe ich nach oben gestrickt. Und irgendwann Zunahmen gemacht, weil es ja so viel Garn war, dass es auf jeden Fall ziemlich lange Socken werden würden. Die erste Socke war noch ziemlich witzig zu stricken, spannend, dass alle paar Minuten ein neues Fädchen kam und sich die Farben geändert hatten. Als sie dann endlich fertig war, war ich trotzdem erleichtert. Und hatte nur mäßig Lust auf die zweite, weshalb ich auch insgesamt ganz schön lange an den Socken gestrickt habe, fünf Monate auf den Kopf. 


Zuerst war ich von den fertigen Socken nur mäßig begeistert. Das war schon alles ganz schön bunt und nicht unbedingt das, was ich mir unter schön vorstelle. Aber was solls, aus einem Haufen Wollreste ist ein Paar Socken geworden, nicht jammern. Bis ich sie dann das erste Mal anhatte, und plötzlich schockverliebt war. Gerade zu Strumpfhose, also Röcken und Kleidern und Shorts, sind diese Socken meine absoluten Lieblinge. Ich mag es, wie sie sich über den Schuhen stauchen (weil bis zum Anschlag hochgezogen nicht so wirklich gut aussieht) und könnte sie andauernd tragen. Auch das kunterbunte gefällt mir dann super, anscheinend habe ich solche Socken schon lange gebraucht. Was soll ich sagen, das Glas mit den bunten Resten füllt sich in freudiger Erwartung...


Kommen wir zum nächsten Paar Socken, das ich in petto habe. Auch die haben eine langwierige Geschichte. Letztes Jahr im März war ich das erste Mal auf der H+H in Köln. Das war eine ingesamt spannende Erfahrung, wie immer hauptsächlich im Gedächtnis geblieben durch die Menschen, mit denen man dort unterwegs ist. Die Messe ist eine Händlermesse, man kann also keine Materialien kaufen. Manche Aussteller dort sind aber so freundlich, neue Qualitäten oder Farben zum Ausprobieren anzubieten, und so kam ich zu einem Knäul Wolle plus passender Anleitung. Dementsprechend ist dieser zweite Teil des Beitrags nun Werbung, denn weder das Garn noch die Anleitung habe ich bezahlt. 


Bei dem Knäul handelte es sich um Merida von Lamana, ein schönes, meliertes Merinowollgarn das in 50g Knäulen daherkommt. Die Anleitung war für eine Socke mit Rautenmuster, nichts kompliziertes. Direkt nachdem die Restesocken abgeschlossen waren, habe ich dann diese blauen Socken angeschlagen und die erste auch recht flott gestrickt. Bei Socken mit Muster beeile ich mich ja immer etwas, damit ich das Muster nicht wieder vergesse nachdem ich es verinnerlicht habe und ohne auf die Anleitung zu schauen stricken kann. 


Bei 50g war natürlich klar, dass das Garn irgendwann alle ist bevor die zweite Socke fertig gestrickt ist. So kam es dann auch, und ich wandte mich an Lamana um mal freundlich zu fragen, ob ich von denen Nachschub bekommen könnte, da mich eine Socke ja nicht ganz so weit bringt. Leider habe ich bis heute keine Antwort auf meine Email bekommen, was ich schon ein wenig schade finde. Selbst ein "Nein, geschenkter Gaul und so" hätte ich besser gefunden als gar keine Antwort. Da ich aber weiterhin zwei Füße besitze, habe ich mir das Garn dann auf dem üblichen Weg besorgt, ist ja kein Drama, und die Socke endlich fertig gestrickt. 


Und dann, ihr müsstet es nach der ersten Hälfte des Beitrags schon erahnen: Habe ich passende Babysocken gestrickt, sogar im Muster. Die sind schon niedlich, oder? Einfarbige Sockenwollreste sammele ich übrigens auch, da werden irgenwann ziemlich coole Ringelsocken draus, aber das dauert noch ein bisschen. 

Bis dahin, 

happy knitting, 

Julia

21. Februar 2020

#Flickenfreitag - Upcycling aus einem alten Hemd

Hallo ihr Lieben,

seit einigen Wochen beschäftige ich mich immer mehr mit dem Thema Kleidung flicken und verändern, sodass sie wieder (zu mir) passt. Auf Instagram habe ich den #flickenfreitag ins Leben gerufen und zeige dort jeden Freitag eine kleine Korrektur, Änderung oder ähnliches. Mittlerweile machen auch viele andere mit, worüber ich mich sehr freue! Nicht nur im Aspekt der Nachhaltigkeit ist das Reparieren eine tolle Sache; es übt auch die Vorstellungskraft und natürlich sorgt es für deutlich mehr Wertschätzung der eigenen Kleidung gegenüber. 

Das sorgt dafür, dass ich mich zum einen über jedes Loch in meiner Kleidung freue, weil das bedeutet, dass ich etwas neues ausprobieren kann, und mir keine Gedanken darüber machen muss, was ich am nächsten Freitag so zeigen könnte. Ich schaue mir meine schon existierenden und Loch-freien Stücke immer kritischer an, hinterfrage, wie ich sie noch besser machen könnte, damit ich sie noch lieber trage. Im Gegensatz dazu habe ich mich vor zwei Wochen von Latzkleidern getrennt, die ich zwar sehr liebe, aber doch eigentlich einen Ticken zu eng sind. Zum Glück konnte ich sie sofort weiter verkaufen, weggeben hätte mir doch ein wenig im Herzen wehgetan. 

Eine dieser kritischen Inspektionen meines Kleiderschrankes hat das Hemd hervorgewühlt, das ich ursprünglich für meinen Bruder genäht und dann ein wenig für mich abgeändert hatte. Ich habe es einige Male getragen, aber irgendwie merkte ich dann am Sitz doch, dass es ein Herrenhemd ist, um die Brust und Hüfte ein bisschen zu wenig Platz bietet. Außerdem ist der Stoff offenbar mit einem recht hohen Polyester Anteil, sodass ich schnell darin geschwitzt und vor allem gerochen habe. Und das gefällt ja wohl niemandem. Bei Sindy hatte ich vor Ewigkeiten mal den tollen Pullover gesehen, den sie mit Manschetten und Kragen eines alten Hemdes gesäumt hatte, und diese Erinnerung kam nun wieder hoch. 


Genau so etwas wollte ich! Blusen trage ich sowieso gerne unter Pullovern, in diesem Fall würde aber das nervige zurecht zuppeln entfallen. Außerdem kein stinkiges Schwitzen mehr, da der Stoff nur noch an den Säumen mit mir in Berührung kommt. Fehlte nur noch der passende Stoff für den Pullover, wie ihr wisst, habe ich da keinen wirklichen Vorrat. Wie so oft in letzter Zeit habe ich zu erst bei Ebay Kleinanzeigen geschaut, da ich grauen Sweatstoff haben wollte, war ich mir sicher, dort etwas passendes zu finden. Und das habe ich, 2mx1,5m eines tollen melierten Sweatshirtstoffs, von innen flauschig, von außen mit schöner Struktur. 


Nach der vorbildlichen Wäsche habe ich aus dem Stoff dann meinen Standard Pullover Schnitt zugeschnitten, den Bloom von La Maison Victor. Den habe ich hier zum vierten Mal genäht, immer noch nicht ein einziges Mal mit seitlichen Reißverschlüssen wie im Schnittmuster vorgesehen. Aber das wäre auch wohl zu viel des Guten. 
Die Bündchen brauchte ich nicht, da ich ja alle offenen Säume mit den Teilen aus dem Hemd versäubern wollte. Erstmal habe ich dann das Grundgerüst genäht, also Schulter- und Seitennähte geschlossen. 


Und dann wurde herumprobiert, eine feste Anleitung kann ich euch gar nicht geben. Ich wusste, dass ich das Hemd am Saum rundum sichtbar haben wollte, habe also entsprechend den Teil abgeschnitten. Dann Pulloversaum und Hemdsaum rechts auf rechts zusammengenäht, versäubert und dann den Pullover nochmal nach innen umgeschlagen, sodass eine Art Saum entsteht und es aussieht, als ob das Hemd darunter hervorschaut. 


Das klingt ziemlich kompliziert, solltet ihr es aber mal nachahmen, wird es sich von selbst erklären wenn ihr vor den einzelnen Teilen sitzt. 


Bei den Ärmeln wollte ich mir die Möglichkeit offen halten, diese noch aufknöpfen und umschlagen zu können, somit habe ich sie ein gutes Stück über der Manschette abgeschnitten und auf die gleiche Weise in die Ärmel genäht. Trage ich sie nun geschlossen, sind die Ärmel kuschelig lang. Aufgeknöpft und umgeschlagen ist es für Hausarbeit und Co praktischer und insgesamt etwas schicker. 


Beide Varianten trage ich gerne und wechsele sich häufig im Laufe des Tages ab. 
Blieb zum Schluss noch der Kragen, an dem habe ich mich etwas ausgebissen. Weil ich nicht ganz wusste, wie ich den aus dem Hemd schneiden sollte damit nachher alles passt, habe ich das Hemd einfach in den Pullover geschoben, alles so festgesteckt wie es aussehen sollte, mit Kreide rundherum angezeichnet und dann entsprechend abgeschnitten. 


Zuerst hatte ich den Kragen geschlossen, also mit überlappender Knopfleiste in den Halsausschnitt genäht. Nur der alleroberste Knopf stand offen. Die Ernüchterung kam dann bei der ersten freudigen Anprobe: Nur mit ordentlich Zerren ging der Pullover über meinen Kopf, und beim Ausziehen dachte ich kurz, dass ich mich jetzt da drausschneiden müsste. Also habe ich den Kragen nochmal rausgetrennt und leicht geöffnet eingenäht. Jetzt komme ich problemlos rein und raus, und zum Glück gefällt mir das auch optisch gut. 



Auf Instagram werde ich euch gleich noch ein wenig mitnehmen in den Nähprozess des Pullovers, falls das euch interessiert. Ansonsten bedanke ich mich für die Aufmerksamkeit und wünsche euch ein schönes Wochenende!

Happy sewing, 

Julia

5. Februar 2020

Manches wird erst im zweiten Versuch gut

Hallo ihr Lieben,

schon hat das neue Jahr seinen zweiten Monat auf uns zugeworfen. Das übliche "wie die Zeit rast"- Gerede erspare ich euch, auch, wenn es sich genau so anfühlt. Aber das ist ja hier kein philosophischer Blog, sondern einer, in dem es um selbstgemachte Kleidung geht. Und genau so ein Teil habe ich heute für euch, was ein Zufall.


Wir müssen jedoch alle ein wenig zurückspulen, um die Geschichte zu diesem Pullover in Gänze genießen zu können. Sie beginnt nämlich schon in 2016, also vor vier Jahren. Zu dieser Zeit habe ich die Wolle gekauft, aus der der Pullover im Bild gestrickt wurde. Die, die mich kennen, werden nun schon die Lunte riechen. Kann ja nicht sein, dass Julia Wolle so lange liegen lässt, die hat doch gar keinen Stash. Richtig! Ich habe das Garn damals gekauft und direkt verstrickt, in einen Cardigan mit Kapuze. Der hat mir aber leider so gar nicht gefallen. Er war labberig, die Kapuze zog alles immer nach hinten, geschlossen sah er auch nicht aus und offen rutschte alles hin und her. Zusammengefasst: Ich zog den Cardigan nicht an.


Ein Zustand, den ich in meinem Kleiderschrank nicht lange zulasse. Nicht getragenes wird entweder verkauft, verschenkt, gespendet oder umgewandelt, sodass es wieder getragen wird. Und das ist bei wolligen Kleidungsstücken das allerbeste: Es lässt sich mit ein wenig Arbeit von ganz vorne wieder beginnen! Während bei genähten Teilen der Stoff nunmal maximal in seine Einzelteile zerlegbar ist und sich dann oft nur noch für Kinderkleidung eignet, kann bei Wolle geribbelt werden und bis auf ein paar Meter das Ursprungsmaterial konserviert. Und genau so habe ich es hier gemacht, den ollen Cardigan geribbelt, das Garn zum Strang gewickelt, gewaschen und neu aufgewickelt. Und dann habe ich nach einer passenderen Anleitung gesucht.


Lustigerweise lief diese mir ziemlich flott über den Weg, und in meinem Geiste manifestierte sich sofort das entsprechende Bild vom fertigen Produkt. Das würde ganz schön gut in meine Garderobe passen, wäre aber auch mal etwas anderes. Die Cumulus Bluse von PetiteKnit kommt mit einem V-Ausschnitt daher, etwas, das es so in meinem Schrank nicht gibt. Ich mag sie nämlich eigentlich nicht, warum auch immer. Aber das hier ist ja auch kein so wirklich spitzer V-Ausschnitt, er ein leicht abgerundeter. Ist auch egal, ich wusste sofort, dass er genau das werden muss. Da konnte ich mir auch 3/4 Ärmel sehr gut vorstellen, falls das Garn nicht reichen sollte.


Um meinen kleinen Tagtraum zu erreichen war aber erst ein wenig Arbeit nötig, weil mein Garn so gar nicht zur vorgesehenen Maschenprobe passte. Ich musste mir also anhand einer anderen Größe meine eigene kleine Anleitung ausrechnen, was gar nicht so leicht war. Im Prinzip läuft das so: Ich suche raus, welche Größe ich gerne am fertigen Teil hätte, hier war es Größe M wenn ich mich recht erinnere. Und dann lege ich los: x Maschen sollen angeschlagen werden, in der Maschenprobe sind das y Zentimeter. Für meine eigene individuelle Maschenprobe bedeutet das also z Maschen. Und so weiter, die ganze Anleitung entlang. Zum Glück habe ich das schon einige Male gemacht und habe daher ein wenig Übung.


Das Stricken selbst war eigentlich ein Kinderspiel. Die Anleitung habe ich ja noch im vorletzten Jahr zu einem Pullover für meine Mama verstrickt, wusste also, wie es ablief. Was ich aber ja gar nicht haben kann, ist der Krimi, ob das Garn reicht. Nachdem die Ärmel abgeteilt waren habe ich erst ein wenig Körper gestrickt, dann einen Ärmel angefangen, dann doch den Körper zuerst zu Ende gestrickt. Auf die minimale Länge, die ich aushalten kann, was noch besser geworden ist, als ich gedacht hätte. Dadurch, dass der Pullover so schön weit ist gefällt mir die kurze Länge total gut, und tief sitzende Hosen trage ich eh nicht, somit ist immer alles auch ordentlich bedeckt (mal ganz davon abgesehen, dass ich ja eh mindestens ein Top unter dem Pullover trage). Zum Schluss habe ich dann das Garn halbiert und die Ärmel so lang gestrickt, wie eben möglich.


Sie haben jetzt eine kreative Zwischenlänge, so drücke ich es aus. Aber auch das stört mich überhaupt nicht. Sobald ich die Arme hebe, rutschen die recht weiten Ärmel eh zurück. Ich habe den Pullover auch schon mit einer langärmligen Bluse drunter getragen, das sieht dann auch echt gut aus wenn die Manschetten noch so hervorschauen. 
Ein kleiner Liebesbeweis an meine Traumvorstellung war zum Schluss noch der I-Cord als Abschluss überall. Der sieht ja wirklich toll aus, finde ich, aber ich HASSE es, ihn zu stricken. Iiih-Cord, heißt es in meinem Kopf. 
Nachdem der Pullover fertig war, habe ich ihn nochmal ordentlich gedämpft. Damit hoffe ich, dem zum Pilling neigenden Garn ein wenig Einhalt zu gebieten. Das Material fühlte sich danach auf jeden Fall deutlich weniger labberig und flexibel an, allein dafür war es die Mühe schon wert.


Ich bin mir sehr sicher, dass es die richtige Entscheidung war, den Cardigan aufzuribbeln und das Garn nochmal zu verstricken. Den Pullover mag ich deutlich lieber, ich habe in den vergangenen Jahren noch mehr über Wolle, meinen Geschmack und meine Garderobe gelernt und so etwas viel besser zu mir passenderes aus dem Garn herstellen können. Hurrah!

Meinen Pullover schicke ich zum Me Made Mittwoch und bin gespannt, ob es dort vielleicht noch mehr gestrickte Teile gibt. Carola zeigt jedenfalls ein sehr lässiges Outfit!

Happy knitting, 

Julia