Heute zeige ich euch zum Me made Mittwoch nach langer Zeit mal wieder einen wolligen Neuzugang in meinem Kleiderschrank. Vorhang auf für Loppa:
Ich muss sagen, ich bin selbst ziemlich stolz auf dieses Werk. Fair Isle habe ich bisher nur in kleineren Teilen gestrickt - ein Tuch, ein paar Mützen, Handschuhe. Aber ich maag die Optik, das Stricken, dass man damit quasi malen kann, und deshalb musste unbedingt ein erstes richtiges Kleidungsstück her. Gewählt habe ich Damejakka Loppa, denn die stand seit dem Exemplar von Maschenfein auf meiner Liste.
Das Stricken hat zu Anfang unglaublich viel Spaß gemacht, da von oben nach unten gestrickt wird gibt es erstmal einen schönen, bunten Chart mit ganz viel Abwechslung. Anders als bei vielen RVO sind hier die Abnahmen nicht in jeder Runde, sondern immer alle paar Runden gestrickt worden. Angegeben war nur "m1". Ich habe in der ersten Runde, wie meistens auch, den Querfaden benutzt um eine Masche zu bilden. Das sah aber leider ziemlich bescheiden aus - eigentlich logisch, denn weil es nunmal Fair Isle gibt, ist da mehr als ein Faden im Spiel und alles verzieht sich unschön. Ich habe dann kfb genutzt, also dieselbe Masche zweimal gestrickt, und das war deutlich besser!
Nach dem schönen Fair Isle Teil wurden dann auch flott die Ärmel abgetrennt, da waren dann weniger Maschen auf der Nadel und ich konnte relativ stumpf vor mich hin stricken. In der Taille habe ich mich für Abnahmen entschieden, das ist in der Anleitung optional angegeben, aber da ich eine Taille besitze, wollte ich die auch zeigen. Dadurch musste man die kleinen "Fleas" (Flöhe) ein wenig versetzen und ein bisschen aufpassen, aber auch das war machbar, und schneller als ich gucken konnte war ich schon beim verhassten Bündchen.
Und dann kamen die leidigen Ärmel. Hätte ich die tollen Sockenwundernadeln doch schon früher gehabt! So war ich mit den Nadeln vom Nadelspiel und den zwei Garnknäulen, von denen eins nur alle drei Runden benötigt wurde, ein bisschen frustriert. Ich habe eine längere Pause eingelegt. Dann kamen fünf Nachtdienste und ich habe mich mal wieder selbst überlistet und nur den Cardigan mitgenommen. So haben sich beide Ärmel fast wie von allein gestrickt, denn eine Alternative hatte ich ja nicht. Ich habe die Ärmel auch verlängert, etwa um 6cm. Affenarme und so, jetzt sind sie genau lang genug.
Es gibt einen Chart für das Muster vor dem Bündchen, den ich irgendwie fehlerhaft finde, aber das kann ich nicht erklären ohne die Anleitung zu zeigen, und das geht natürlich nicht. Hätte ich das Farbschema, für welches ich mich im oberen Teil entschieden habe, befolgt, wäre hier kein schönes Gelb zu sehen sondern dunkelblau. Also quasi Einheitsbrei, denn dunkelblau und anthrazit sind sich viel zu ähnlich. Gelb ist viel toller! A pro pos anthrazit, das hätte ich fast zweimal nachlesen müssen, war ziemlich haarscharf. Aber zwei Knäul haben dann doch gereicht, zum Glück!
Eine Strickjacke in Fair Isle erfordert natürlich auch, dass man ein Schnäpschen trinkt und dann mitten in sein wochenlang hergestelltes Gestrick schneidet. Zum Glück habe ich das nicht zum ersten Mal gemacht. Hat alles ohne Katastrophe geklappt, und die Blende war dann dank Ich-will-es-fertig-haben auch schnell drangestrickt. Knöpfe aussuchen, annähen, waschen, ab in die Sonne damit!
Ich glaube nicht, dass das Garn, Alpaca von Drops, gewachsen ist, die Jacke scheint mir ziemlich ähnliche Maße zu haben wie nach der Fertigstellung. Aber der gemusterte Teil hat sich nochmal ein bisschen entspannt und ist gleichmäßiger geworden.
Schlimm wäre es nicht gewesen, wenn ein, zwei Zentimeter dazugekommen wären, denn die Jacke sitzt schon ganz schön körperbetont. Nicht zu eng, sehr bequem, aber so eine Strickblende hält nunmal nicht viel Zug aus. Ihr könnt auf den Bildern erahnen, dass sie sich etwas auseinanderzieht und die obere Blende auch ein wenig absteht. Entweder nähe ich da noch einen Stoffstreifen hinter, oder, was wahrscheinlicher ist, ich trage den Cardigan offen, das mache ich nämlich eigentlich immer mit Cardigans. Wenn ich was geschlossenes will, ziehe ich einen Pullover an.
Ich bin ja hyperempfindlich und finde fast alles außer Merino und Baumwolle kratzig. Das Alpaca ist da ganz knapp über die Grenze zu Ich-krieg-nen-Rappel-alles-piekst gekommen. Ich kann es tragen, vermutlich besser mit höher geschlossenen Shirts drunter, aber es ist nur ein bisschen pieksig und wird vermutlich auch nach und nach weniger werden. Hoffentlich. Bestimmt.
Hier nochmal die mühsam erarbeiteten Ärmel und Bündchen. Es gibt ja nichts ätzenderes zu stricken als Bündchen, finde ich. Grauenhaft.
Nach diesem Projekt kann ich behaupten, dass Fair Isle mich voll gepackt habe. Aktuell verstricke ich einen winzigen Teil der Reste von diesem Cardigan, aber da ist noch mehr als genug für weitere kleine Projekte, juhu!
Wenn ihr mehr zu den ausgewählten Farben oder der Anleitung an sich sehen wollt, schaut auf meiner Projektseite bei Ravelry vorbei.
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