28. Oktober 2012

NS mal anders


Ich hab mal wieder was ausgelesen, und möchte es mit euch teilen.

Roman eines Schicksallosen von Imre Kertész




Auf der Rückseite steht geschrieben:

Imre Kertész ist etwas Skandalöses gelungen: die Entmystifizierung von Auschwitz. Es gibt kein literarisches Werk, das in dieser Konsequenz, ohne zu deuten, ohne zu werten, der Perspektive eines staundenden Kindes treu geblieben ist. Wohl nie zuvor hat ein Autor seine Figur Schritt für Schritt bis an jene Grenze hinab begleitet, wo das nackte Leben zur hemmungslosen, glücksüchtigen, obszönen Angelegenheit wird.

 Ich glaube, vielen geht es in dieser Thematik wie mir. Denn sobald Nationalsozialismus Thema wird, denke ich mir: Oh ne. Schon wieder?
Das klingt natürlich jetzt doof. Mir ist klar, dass dies eine wichtige Sache ist, man es nicht auf die leichte Schulter nehmen darf und jeder darüber Bescheid wissen MUSS.
Aber.
Ich glaube allein in der Schule habe ich drei oder vier Bücher gelesen, die zu der Zeit spielten. Die wir dann im Deutschunterricht ausführlichst besprochen haben, mit all ihren Schrecklichkeiten und Grausamkeiten.
Dann in Geschichte, ganz genau alles auseinandernehmen, minutiös behandeln.
In Englisch geht das Ganze auch locker flockig, genauso wie in Französisch.
Und dann noch die Bücher und Geschichten, die man freiwillig liest.
Es ist einfach so: Irgendwann ist man gesättigt.

Jeder weiß doch, dass es schrecklich ist. Viele Deutsche sind heute noch ganz zurückhaltend, kaum einer traut sich zu sagen "Ich bin stolz, deutscher zu sein". Dann ist man nämlich ein Nazi.


Also, wem es so geht wie mir, genau dem rate ich zu diesem Buch.
Ich habe nämlich das Gefühl, dass der Autor mich versteht.
Er erzählt die Geschichte eines ungarischen Jungen, der in verschiedenen Konzentrationslagern lebt. 
Aber: Anstatt das zu beschreiben, was alle wissen, beschränkt er sich auf die Dinge, die ihm wichtig scheinen.
Das Sterben, die Qual, die Krankheiten, der Hunger und das Vermissen der Familie finden zwar Erwähnung, aber nur kurz.
Eben weil er weiß, dass jeder Leser diese Fakten kennt, dass sie nicht noch detailliert wiederholt werden müssen..

Er nennt ganz neue Eindrücke, die Überraschen. Beispielsweise die Langeweile! Noch nie habe ich gelesen, dass die Häftlinge unter Langeweile litten. Aber wenn wir uns mal vorstellen, den ganzen Tag nichts zu tun, und dann in einer trostlosen Baracke, wo nichts besonders ist ... natürlich ist das Langweilig, egal wie schrecklich es ist!

Auch die Schuldfrage versucht der Autor zu behandeln, und zwar auf seine ganz eigene Art und Weise.

Die Schreibweise ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber das Buch ist gar nicht so dick und sollte relativ schnell gelesen sein. Wer also mal einen anderen Einblick in Auschwitz und Co bekommen möchte, dem empfehle ich dieses Buch!

1 Kommentar:

  1. Klingt ja echt nicht schlecht.. den Buchtipp speichere ich mir erstmal ab :D

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