11. Mai 2016
Ginger mit Teilungsnähten
Hallo ihr Lieben!
Nach meinen ersten Jeans war mir klar, dass ich das unbedingt nochmal machen möchte, noch besser. Und ich wollte gerne die zweite Bundvariante des Schnittmusters ausprobieren, die macht eine schöne Silhoutte, dachte ich. Stoff war schnell bestellt, schwarzer Jeansstoff, diesmal wesentlich dicker als bei der ersten Jeans. Dann habe ich zugeschnitten und mein Gehirn beiseite gelegt, denn als ich anfangen wollte zu nähen hatte ich zwei rechte Vorderbeine und zwei rechte Hinterbeine. Eine halbe Sekunde drüber nachgedacht ein Bein mit der linken Seite nach außen zu nähen, dann irre gelacht und verworfen. Genug Stoff für zwei neue Beine war da, das hatte ich ausgetestet. Allerdings ging mir der Fadenlaufkram auf die Nerven, sodass ich erstmal ein großes Linealding bestellt habe um das besser und genauer ausloten zu können. Das dauerte, ich hatte auf die Jeans keine Lust mehr.
Genau das ist mir zum Verhängnis geworden, denn ich hätte die Beinschnittteile in einer bestimmten Weise auf den Reststoff auflegen müssen, um die fehlenden Teile herauszubekommen. Das hatte ich vergessen, als die Disziplin einschlug und ich die Hose unbedingt fertig haben wollte. Erst also das fehlende Vorderteil zugeschnitten, dann beim Rückteil gescheitert. Letzte Hoffnung - Stoff nachbestellen - ging nicht mehr, er wird nicht mehr hergestellt. Ich war ein Minimü davor, alles wegzuschmeißen, zu verbrennen, zu zerreißen. Und dann kam die Idee mit den Teilungsnähten.
Hinten, da würde ich es auch nicht so sehr sehen. Ich habe ein wenig gebraucht um mich für die Form der Nähte zu entscheiden (und eure Ideen), und dann ein "V" gewählt, unterm Popo zulaufend, so mittig auf dem Oberschenkel. Das eine Bein hatte ich ja zweimal, da konnte ich vom einen den oberen, vom anderen den unteren Teil nehmen und hatte es so trotz der zusätzlichen Naht und entsprechend Nahtzugabe lang genug. Das zweite Bein habe ich dann passend zugeschnitten.
Als dann die "neuen" Hinterteile erstmal fertig waren, ging es halbwegs zügig voran. Jeans ist eben aufwändiger als ein Shirt. Beim Topstitching habe ich mir diesmal viel Mühe gegeben und alle Nähte genommen, die vorgeschlagen waren. Bei meiner ersten Jeans ist mir nämlich am Pöter schon eine Naht gerissen - ja, auf der Arbeit, und ja, ich habe es erst später bemerkt - weil ich dort nicht abgesteppt hatte. Hier also von vorneherein sowas vermeiden. Garn habe ich in grau genommen, sieht fast weiß aus und verzeiht kaum Fehler, aber sowas guckt sich außer mir halt auch niemand an, also ist das nicht so schlimm, wenn es ab und an mal krumm wird.
Ich bin ja mega begeistert davon, dass die Teilungsnähte innen am Bein perfekt aufeinandertreffen. Hier stehe ich etwas schief, aber es ist so. Schön auch, wie sich der Rand vom Schlüpper durchdrückt. Ein Traum. Nicht.
Bei dieser Jeans wollte ich dann auch unbedingt richtig echte Nieten haben, an den Taschen. Das war eine Quälerei! Die Löcher gingen mit meiner Zange ganz leicht rein, aber die Nieten haben sich einfach nicht zudrücken lassen, haben sich immer wieder gelöst. Und das obwohl ich den Stoff schon plattgehämmert habe. Der Freund hats dann letztlich geschafft, hat wohl mehr Kraft. Aber nervig war das schon, Nieten gibts jetzt nicht mehr.
Weil der Stoff recht fest und dick ist, habe ich an den Seitennähten ein bisschen was rausgelassen. Sonst sitzt die Größe 12 gut bei mir, musste auch am Po nichts ändern und am Bund auch nicht, das war bei der niedrigen Bundvariante ja schon anders. Die Popotaschen habe ich etwas hochgesetzt. Irgendwas ist beim RV schiefgelaufen, der hängt da völlig mit Schlagseite auf die eine Hosenseite, nicht mittig. Keine Ahnung, was ich da gemacht habe, aber ich trage eh eher was drüber als reingesteckt.
Wieder habe ich es nicht wirklich geschafft, die Hose ohne Drehbein hinzubekommen, beide Innennähte drehen sich von innen weg nach außen. Einmal versuche ich es noch, habe ja jetzt neues Werkzeug, ansonsten vermute ich fast, dass ich beim Zusammenkleben des Schnittteils gemurkst habe und der Fadenlauf schief drauf ist?
Mein Fazit: Die Bundhöhe mag ich, aber hier handelt es sich nicht um die optimale Verbindung von Stoff und Schnitt. Da dieser Jeans recht fest ist, handelt es sich um eine Stehhose: Macht eine tolle Figur und fühlt sich in aufrechter Position auch gut an, im Sitzen kneift es aber ein bisschen und ich habe das Gefühl, es könnte irgendwo platzen. Für mehr Bequemlichkeit wäre mehr Elasthan gut gewesen.
Den Unterschied von Steh- und Sitzhose hat übrigens Meike von crafteln als Lieblingsbeispiel für zwei Kategorien von Kleidung erkoren: Die, die uns toll aussehen lassen, und die, die in allen Lebenslagen bequem sind.
Ich geh mal schauen, was beim Me Made Mittwoch in welche Richtung pendelt zwischen bequem und formgebend :D
Es handelt sich hier übrigens um Ginger!
♥
17 Kommentare:
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Oh weh :'D Ein Hosendrama in mehreren Akten *kicher*
AntwortenLöschenErstmal: Ich find die Hose sieht richtig gut aus! Krumpelige Nähte erkenne ich auch nicht :)
Thema Drehbeine: Hab ich auch immer mal wieder. Hosenbeine minimal schräg auf den Stoff legen hilft da bei mir. meistens sind es die vorderen Hosenteile.
Unbequeme Bundhöhe: Ich mag gerne einen bedeckten Hintern, aber eben eine bequeme Hose :D Meine Lösung ist, dass ich meinen Schnitt angepasst habe. Also das Vorderteil ist niedrig und hinten ist der Bund hoch :) So kann man bequem sitzen und das Bauerbeiter Decollete bleibt anderen erspart *g*
Einen schrägen RV hatte ich glaube icb noch nie :D Vielleicht hast du beim RV einnähen nicht ganz die vordere Mitte erwischt?`Aber mit Shirt drüber wirds wohl echt keinem auffallen :)
Jeder Anfang ist schwer und ich finds toll, dass du nicht aufgibst! Weiter so und irgendwann gbts die perfekte Hose :D
Liebe Grüße,
Svenja
Vielen lieben Dank Svenja für all die Tipps, die Idee mit der Bundlösung find ich schonmal ziemlich cool, das probier ich auch. Beim RV weiß ich auch echt nicht, was passiert ist :D
LöschenDer Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
AntwortenLöschenOh wow! An Jeans traue ich noch einfach noch nicht heran, da bewundere ich Menschen wie dich aus der Ferne. Das mit den Teilungsnähten gefällt mir übrigens super ;)
AntwortenLöschenF2
Oh, so schusselig, das hätte ich auch sein können. Ich hätte das ganze auch erstmal für 2 Wochen in die Schublade verbannt, wo es keiner sieht :D
AntwortenLöschenIch find du hast das ganze Dilemma super gelöst und die Hose sieht echt schön aus (: Von dem schiefen RV sehe ich auch nichts.
Hast Du zum Absteppen dickes Garn verwendet oder ganz normales? Uuuund passen deine Maße zu der Größe die du genäht hast? Ich hab nämlich immernoch nicht angefangen, weil ich nicht weiß welche Größe ich nehmen soll. Mein Hüftmaß ist nämlich 2 Größen über dem Taillenmaß und bei der hohen Version ist das doch recht wichtig dachte ich so :O
Also, ich bin gespannt, ob du das mit den drehenden Hosenbeinen hinbekommst und es mit der nächsten Jeans allgemein etwas besser läuft (:
Alles Liebe, Freja.
Hey Freja,
Löschenich meine, dass die 12 ziemlich gut zu meinen Maßen passte. Ansonsten kannst du ja bis zur Taille auch weiter machen, also die Größen ineinander überlaufen lassen? Zum Absteppen habe ich so dickes Garn von Gütermann genommen, genau. Dreifachstich mit normalem Garn geht auch, das find ich aber eher doof weil man dann in Kurven MIst baut, da ja die Maschine den Stoff immer so vor und zurück zieht, weißt du?
Eine tolle Jeans. Optisch auf jeden Fall, zum Tragegefühl kann ich ja nichts sagen. ;) Mir gefällt deine Notlösung mit den Teilungsnähten richtig gut. Und dieses Gefühl alles wegwerfen und verbrennen zu wollen...oh ja! Das kenne ich nur zu gut... -.-
AntwortenLöschenUnd durchdrückende Unterwäsche gibt's einfach immer und überall und bei Kaufkleidung genauso. Vielleicht sollte man da einfach entspannter sein, die meisten anderen schauen da nämlich gar nicht so genau hin.
Mir gefällt deine Ginger ausnehmend gut!!!
Liebe Grüße
Julia
Was ein Krimi mit der Hose. Ich finde ja die Nähte sind ein super Design-Detail. Nur schade, dass es eine Stehhose ist. Trotzdem Hut ab, dass du sie fertig gemacht hast. Das ist so schwer, ich weiß das!
AntwortenLöschenSich an den vorgegebenen Fadenlauf zu halten, kann ich nur empfehlen. Als ich anfing zu nähen, war ich da nicht so genau, mittlerweile weiß ich, dass das den Fall und die Trageeigenschaften sehr beeinflusst, wenn das sehr schief ist. Aber ich kann verstehen, dass Stoff-Tetris manchmal Ausnahmen verlangt.
Danke für das Lob.
LöschenDen Fadenlauf habe ich ja meiner Meinung nach eingehalten, exakt mit Lineal nachgemessen, und trotzdem Drehbein ...
Deinen Stoffmangel hast du cool gelöst und die Jeans sieht klasse an dir aus. Blöd natürlich, dass sie unbequem ist, aber ich finde es auch schwierig, den perfekten Jeansstoff für den jeweiligen Schnitt zu erwischen.
AntwortenLöschenUnd sichtbare Unterwäsche finde ich nicht schlimm. Sofern man keine Tangas trägt, die ich persönlich niemals trage, drückt sich eben schon mal was durch; was solls.
LG von Susanne
Liebe Susanne, schlimm find ich das mit dem Schlüpper auch nicht, das ist nunmal so. Aber jetzt auch nicht die definition von "sexy" :D Ne, Tanga wär für mich auch keine Option, ich schaukel stolz die Linien durch die Gegend ;)
LöschenUnbequem ist sie zum Glück nur im Sitzen, für Feiern oder sowas also eigentlich ziemlich gut ;)
Hallöchen!
LöschenEine tolle Hose hast du hier gezaubert (und gut improvisiert) - bei der Wahl des Darunter muss ich aber doch kurz einhaken: Gerade wenn einem die störenden Linien auffallen und man mMn durch Selbermachen/Modebewusstsein auf sein Äußeres achtet, ist der Tanga doch mal ein Versuch wert - besonders wenn man ihn mit Selbstnähen verbinden kann: Seht es als Ermunterung vielleicht doch mal etwas zu experimentieren - Dafür gibts z.B. das tolle Schnittmuster (gratis!) von Melissa: http://blog.fehrtrade.com/inspiration/712/free-lacey-thong-panty-pattern/ :)
LG Susi
Trotz Schwierigkeiten ist deine Hose echt klasse geworden! Ich hätte, glaub' ich, schon nach dem falschen Zuschneiden aufgegeben ;D Die sitzt aber wirklich echt gut!
AntwortenLöschenHaha, das mit dem Schlüpper. Ich schmeiß mich weg. Wär mir aber gar nicht aufgefallen und meistens hängt ja eh ein Shirt drüber :D
Vielleicht sollte ich mich auch mal an eine Hose wagen...
Liebe Grüße,
Charly
Tolle Jeans! Schade, dass es eine 'Stehhose' geworden ist, denn aussehen tut sie super und vor allem die Teilungsnähte hinten sehen richtig raffiniert aus (gar nicht wie eine Notlösung).
AntwortenLöschenDeine Jeans sieht super aus :-) Mit den Teilungsnähten wirkt sie richtig stylisch... Toll :-) Schade, dass es "nur" eine Stehhose ist, bei all der Arbeit... Aber auch für Stehhosen gibt es Gelegenheiten :-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Brigitte
Was für ein Nähkrimi ;-) Erinnert mich tatsächlich an meine Arie mit dem Hollyburn. Stehklamotten :-)
AntwortenLöschenDeine Lösung mit den Teilungsnähten ist genial! Wirklich clever und es sieht absolut geplant aus. Das graue Topstitching gefällt mir gut. Und sitzen tut deine Ginger auch toll. Alos: Krimi mit gutem Ausgang :-)
Liebe Grüße, Christiane
Stehhose (wie ärgerlich) hin oder her, die Jeans sieht einfach genial aus. Die Teilungsnähte wirken so als müssten sie, ein richtig tolles Design-Feature!
AntwortenLöschenIch drücke dir die Daumen, dass die Hose irgendwie doch noch gemütlicher wird, so dass du sie öfter tragen kannst. Wäre sonst doch viel zu schade drum.
Liebe Grüße, Denise