18. Januar 2017
Kleiderschrankloch gestopft
Hallo ihr Lieben!
Beim Nähen gibt es für mich zwei grobe Kategorien: Die Dinge, die ich brauche, und jene, die ich gerne nähe. Das kann sich durchaus überschneiden, aber manchmal überwiegt auch der Brauchen-Faktor und der Weg dorthin führt nicht gerade zu überschwänglicher Freude. Allerdings bin ich (leider?) zu diszipliniert um fröhlich interessante Stücke zu nähen und alles andere, langweilige einzukaufen (Stichwort Basics). Mittlerweile reizt es mich sehr, dass ich kaum noch Kleidung kaufen muss und mit etwas Planung auch selbst herstellen kann, was mich anspricht. Im letzten Sommer hat das noch nicht so gut geklappt, da stand ich recht hilflos vor dem Kleiderschrank und fand nicht viel, was den heißen Temperaturen und der Arbeit gleichermaßen angemessen ist und habe einige Teile gekauft. Deshalb überlege ich mittlerweile vor jeder Jahreszeit kurz, was ich unbedingt noch brauche. Für den Frühling werden das vielleicht noch ein paar Jeans sein, ansonsten bin ich da gut ausgestattet. Und bis zum Sommer ist ja noch etwas Zeit. Was mir aber zu Beginn des Winters aufgefallen ist: Ich besitze kaum noch Cardigans! Da waren bestimmt drei Stück in meinem Schrank, die ich nur noch anzog, weil keine Alternative vorhanden war und man nunmal irgendwas anziehen muss. Radikal habe ich die Teile also aussortiert, damit der Drang steigt selbst zu nähen, habe Stoffe gefunden und mit meinem ersten Laurelhurst Cardigan begonnen. Der war ein Erfolg und wird supergern getragen, sodass ich gleich noch einen hinterhergeschoben habe.
Ein kurzer aber sehr notwendiger Exkurs von mir zu den Bildern: Ich bin da mit meiner technischen Ausstattung wohl überfordert. Stelle ich die Kamera passend ein, sodass die Bilder auf deren Bildschirm gut aussehen, sind sie nachher am Laptop total hell ausgebleicht und ich muss tierisch daran herummanipulieren, damit etwas ansehnliches dabei herumkommt. Und manchmal passieren dann auch noch verrückte Dinge zwischen Bearbeitung, Abspeichern und hier wieder hochladen und plötzlich habe ich ein orange verschwommenes Gesicht. Argh. So, Exkurs beendet. Zum Glück geht es um den Cardigan, der sieht ja noch ganz ok aus.
Meiner Mama gefiel der erste Cardigan nach diesem Schnitt ziemlich gut und sie wünschte sich auch einen, was ich sehr gerne annahm. Zwecks Stoffauswahl (und zusätzlichem Gebummel) haben wir einen Ausflug nach Ibbenbüren zum Stoffmarkt gemacht und während sie sich recht schnell für ein mittleren Grauton entschied, sprang mir dieses Weinrot ins Auge. Zack, eingesteckt.
Während ich wie beim ersten Mal in der Breite die Größe 10 genäht habe und damit auch weiterhin zufrieden bin - keine Expansion der Körpermaße, puh - habe ich ein paar Änderungen in der Länge vorgenommen. Eigentlich gar nicht für mich, sondern für die Version meiner Mama, die ja nochmal ein kleines Stück größer ist als ich und sich daher an Ärmeln und Körper mehr Länge gewünscht hat. 5cm habe ich also bei den Schnittteilen dazwischengeschoben, und bevor ich den Schnitt nochmal auseinandernehme, denn sie trägt die gleiche Größe, habe ich es eifnach so gelassen. Ich mag die langen Ärmel, und am Körper fällt es quasi gar nicht auf, finde ich.
Im Gegensatz zur anderen Jacke rollt sich hier der Saum ein wenig ein, das finde ich aber eigentlich ganz schön, sieht aus wie genau so geplant.
Ich schätze, das Stück wird sich lange im Schrank halten, da es in jede Jahreszeit passt und ich diese Farbe einfach sehr mag. Ein voller Erfolg also.
Weil Zipfeljacken zwar schön, aber nicht immer praktisch sind (Stichwort Spülmaschine - bedeutet für die Jacke dann oft Waschmaschine) wollte ich aber auch noch ein anderes Schnittmuster ausprobieren. Den Megan Longline Cardigan hatte ich bei Seemannsgarn erspäht und mir gepinnt. Große Ernüchterung dann beim Besuch der Website, denn Bezahlung war nur mit Kreditkarte möglich, und ich besitze keine. Ein kleiner Email-Kontakt reichte aber aus um alles aufzuklären, ich bekam einen Paypal-Link geschickt und konnte dann auf diese Art und Weise bezahlen.
Der Cardigan ist eigentlich deutlich länger als ich ihn euch zeige, fast schon ein Mantel. Die Version wollte ich aber gar nicht unbedingt nähen, und praktischerweise war ich durch den vorgesehenen Stoff sowieso eingeschränkt. Dabei handelt es sich nämlich um ein Reststück, dass ich mal irgendwo für sieben Euro mitgenommen habe, irgendein Woll-Plastik Gemisch, wenn ich mich recht entsinne. Und so wie es knistert, wenn ich den Cardigan ausziehe, muss da Plastik drin sein. Jedenfalls handelte es sich um ein 1,40x1,40 Stück Stoff, das natürlich nicht für den langen Mantel reichte.
Mit den Schnittteilen in Größe M habe ich so lange herumgepuzzelt, bis ich das bestmögliche aus dem Stoff herausbekommen habe, und was dabei herauskam ist doch durchaus eine ziemlich gute Länge für einen Cardigan. Kein frierender Rücken, keine Nierenentzündung im Anmarsch, alles bedeckt. Die Veränderungen an den Schnitteilen mal in Zahlen: Die Ärmel habe ich um 5cm verlängert, da war ich nicht bereit Kompromisse zu machen. Allerdings finde ich sie noch etwas kurz, auf dem Bild oben hängt die Schulter ein wenig zu tief, wenn sie richtig sitzt ist mir der Ärmel gerade noch passend. In einer zukünftigen Version würde ich nochmal zwei Zentimeter dazugeben. Der Körper ist geschätzt um 15cm gekürzt, ob ich die Mantel-Ausgabe mal nähe, kann ich noch nicht beurteilen.
Das Nähen selbst war relativ selbsterklärend, zwei Ärmel, ein Rückenteil, das eigentlich zweigeteilt zugeschnitten wird, ich frecherweise aber im Bruch zuschnitt und zwei Vorderteile sowie ein Band für den sauberen Abschluss entlang der Kopfleiste. Ich habe die Anleitung einmal quergelesen und dann frei Hand genäht, bis auf die Knopfleiste, da habe ich dann nochmal nachgeschaut. Die hat auch einen sehr schönen Abschluss ergeben. Der Cardigan als Endprodukt gefällt mir sehr gut, durch die leicht ausgestellte Form passt er sich ganz gut meiner Figur an und die Farbe finde ich auch super. Erstaunlich ist auch, wie warm der Cardigan hält, obwohl der Stoff ziemlich dünn ist, wie etwas festerer Jersey. Glücksgriff gemacht, würde ich sagen.
Und mit diesen beiden Jacken ist eine große Lücke im Kleiderschrank erstmal gefüllt. Ich werde mal rüberschauen zum Me Made Mittwoch und in Erfahrung bringen, ob dort mehr spaßiges oder notwendiges genäht wird. Habt einen schönen Tag und packt euch warm ein!
♥
10 Kommentare:
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Das mit den Basics kenne ich sehr gut und merke, dass ich dieses Thema auch mal angehen müsste. Deine beiden Cardigans gefallen mir sehr gut! Schon deinen ersten Laurelhurst fand ich toll und mit weinrot und grau bist du auf jeden Fall schon ziemlich gut ausgestattet. Wobei, den Cardigan kann man wahrscheinlich in fast allen Farben gut gebrauchen, oder? Das zweite Schnittmuster kannte ich noch nicht. Mag ich durch die Schlichtheit auch sehr.
AntwortenLöschenIch trage heute auch einen (gekauften) Zipfel-Cardigan und habe heute Morgen gedacht, dass ich mir doch eigentlich auch mal einen nähen könnte :-)
Liebe Grüße
Christiane
Na dann hast du doch schon eine gute Inspirationsquelle. Man kann auch einfacher Schnitte von fertigen Kleidungsstücken abnehmen als ich dachte, probier das mal aus, bisschen Google hilft dabei und schon eröffnen sich einem völlig neue Möglichkeiten :)
LöschenDeine Gedanken kann ich sehr gut nachvollziehen :-) Ich nähe auch oft Sachen, die mir irgendwo gefielen, wo ich den Stoff oder so toll finde, die ich aber eigentlich nicht brauche... und die Sachen, die man braucht, bleiben auf der Strecke... Da möchte ich in diesem Jahr auch anders dran gehen :-) Deine Cardigans gefallen mir sehr gut, besonders der erste. Einzig die Sache mit den Zipfeln... schauen die nicht auch unter jeder Jacke raus? Aber ist eigentlich ja auch egal... so was könnte ich auch gebrauchen. Die Farbe steht Dir übrigens super :-)
AntwortenLöschenViele liebe Grüße, Brigitte
Siehe unten, vielleicht kann ich morgen mal auf Instagram zeigen, wie ich das so löse mit den Zipfeln ;)
LöschenCardigans gehen immer, da bin ich ganz bei Dir. Und Basics sind echt ein Thema, auch bei mir. Besonders Dein weinrotes Exemplar gefällt mir, wirklich schön! Aber grau ist natürlich ein gefälligeres Teil, weil anpassungsfreudiger. LG, Tanja
AntwortenLöschenDas Thema kenn ich auch, was ich nähen will und was ich nähen müsste geht oft auseinander. Ich habe das Gefühl das es besser wird, da die meisten Wollen Sachen erledigt sind. Da bleibt mehr Muße fürs müssen. Mir gefallen deine Cardigans sehr gut und ich habe auch eine blaue Strickjacke die trotz dünnem Stoff wunderbar warm hält. Solche Teile sind toll.
AntwortenLöschenLG Anja
Sehr schöne Cardigans! Bei mir gibt es leider auch einige Lücken, die gestopft werden müssten...
AntwortenLöschenLiebe Julia,
AntwortenLöschenich bewundere ja deine Disziplin! Bezüglich Stoffe kaufen (kaum was auf Vorrat) und auch bezüglich deiner Nähprojekte, wirklich toll!
Und die Cardigans sehen auch beide nach guten Basic-Teilen aus, die sich auch farblich perfekt in deiner Garderobe machen.
Ich muss ja gestehen, dass solche "Zipfel"-Cardigans höchstens in den Sommermonaten was für mich sind, wenn überhaupt. Ist man da nicht dauernd am drumrumzuppeln? Unter der Jacke beim Fahrradfahren ist es doch auch lästig, oder nicht? Aber ich bin eh ein kleiner Pingel, und solange du zufrieden bist, ist es ja die Hauptsache :)
Liebe Grüße, Denise
Hallöchen Denise!
LöschenManchmal bewunder ich mich auch selbst :D Beziehungsweise danke ich mir, bei unserer kleinen Wohnung ist es echt ein Segen, dass ich nicht Material horte. Ich sehe mich allerdings auch schnell satt, liegt ein Stoff erstmal einen Monat bei mir, habe ich auf ihn oft keine Lust mehr. Von daher passt alles gut zusammen :)
Also an mir fallen die Zipfel super und rutschen auch nicht über die Schulter oder so, ich mache da eigentlich gar nichts. Dann wäre das auch echt kein Kleidungsstück für mich. Bin ja schon manchmal von Blusen überfordert, die man runterziehen muss wenn man die Arme gehoben hat :D Wenn ich ne Jacke drüberziehe die kürzer ist, dann lege ich mir die Vorderteile so quer über den Oberkörper ... schwer zu erklären, ich überlege mal, wie ich das begreiflich mache :D
Liebe Grüße!
Hach, ich wünschte, ich könnte schon so gut nähen, um mit genau solchen Cardigans meinen Schrank zu füllen. Das würde auch hier ein großes Loch schließen. ;)
AntwortenLöschenLiebe Grüße!