26. September 2019

Der große T-Shirt Schnitt Vergleich

Hallo ihr Lieben!

Nähkarrieren beginnen ja oft mit den einfacheren Dingen. Ein Kissenbezug, ein Beutel, ein Utensilo. Oder ein Rock vielleicht, mit Gummibund oder Bündchen. Möglichst wenig Anpassung und Zubehör wie Reißverschlüsse oder Knöpfe. So war es auch bei mir. Dann kam der Spaß am Ausprobieren und die Projekte wurden komplizierter. Blusen, Jacken, Jeanshosen. Das fordert heraus, das macht Spaß. Da bleiben die Basics oft ein wenig auf der Strecke ... seit Jahren erzähle ich hier schon, dass ich unbedingt neue Shirts benötige. Tatsächlich war das lange der Bereich meiner Garderobe, in dem ich noch die meisten gekauften Teile hatte. Ich habe keine neuen Shirts mehr nachgekauft, hatte aber noch genug gekaufte und die meisten haben auch ziemlich lange gehalten. Seit bestimmt einem Jahr trage ich die meisten davon aber nur noch widerwillig weil Pilling, gelbe Flecken unter den Achseln oder eigentlich vom Schnitt her gar nicht so mein Fall. Ich habe das Problem also endlich angegangen, vor fast einem Jahr habe ich den ersten Schnitt gekauft. 


Das war die Shirtbox Extralang von EllePuls. Ich fand es super, dass so viele Varianten dabei sind und optisch sahen die Beispiele im Netz aus, als könnten sie meinem Bedarf entsprechen: Leicht tailliert, insgesamt etwas lockerer und mit eingesetzten Schultern, also weder Raglan noch angeschnittene Ärmel, also solche, wo das Schnittteil wie ein T aussieht und es keine extra Ärmel gibt. Für engere Shirts nutze ich immer das Schnittmuster Agnes von Tilly and the Buttons, aber das ist eben ziemlich körpernah, und sowas mag ich nicht immer und zu allem tragen. Gerade im Sommer nicht. 
Zurück zur Shirtbox. Nach dem Drucken, Abpausen und Ausschneiden habe ich mir einen Jersey aus dem Regal gegriffen den ich hauptsächlich wegen der Farbe gekauft hatte. Zum Nähen brauche ich nichts sagen denke ich, es wird genäht wie jedes andere Shirt auch: Schulternähte schließen - Halsbündchen dran - Ärmel rein - Seitennähte schließen - Säume. 
Ich habe Größe 42 gewählt, die passte laut Maßtabelle zu mir. Nach der ersten Anprobe habe ich am Saum 5 cm wieder abgeschnitten, so extrem lang wollte ich es dann doch nicht. Insgesamt war das Ergebnis aber eher aus der Kategorie "Mäh". Keine Begeisterung wollte aufkommen, die Ärmel sind irgendwie ein bisschen länger als mir gefallen würde und der Sitz ... auf dem rechten Bild könnt ihr sehen, dass es an der Schulter hinten Falten wirft und insgesamt die Schulternaht auch zu weit außen sitzt. Und das bei mir mit meinen breiten Schultern! Ich war also wenig hingerissen, wollte dem Schnitt aber noch eine Chance geben. Immerhin alles nur kleine Problemchen, die sich durch Anpassungen ändern lassen. 


Weil ich für den Winter zum Drunterziehen für Wollpullis gerne noch ein Shirt mit Rollkragen haben wollte, ging es also als nächstes an die Variante. Ich habe eine Nummer kleiner zugeschnitten, also Größe 40, weil es ja untendrunter gerne etwas enger sitzen darf und die Ärmel um ein paar Zentimeter gekürzt. Erleichtert war ich schonmal, dass mein Kopf durch den Rollkragen passte - der Jersey scheint sich dafür gut zu eignen. Aber auf den Bildern könnt ihr am Faltenwurf schon erkennen: Auch das Shirt sitzt nicht. Es ist an der Brust zu eng, die Schultern schieben sich komisch hoch. Wieder "Mäh".


Ein wenig frustriert habe ich mich dem Thema verweigert und ein halbes Jahr geschmollt. Ich wollte keine Anpassungen machen. Es musste doch möglich sein, einen Schnitt zu finden der ohne große Anpassungen einfach sitzt und gefällt? Es ist immerhin nur ein schlichtes Shirt! Aber: Der Druck wuchs. Im Sommer habe ich mir dann erneut den Mut genommen und einen neuen Schnitt ausprobiert: Das Buch "Alles Jersey - Tops und Shirts" bietet unzählige Möglichkeiten. Langarm, kurzarm, alles dazwischen, verschiedene Ausschnitte und Säume. Ich habe das ganz schlichte Shirt mit Rundhalsausschnitt gewählt, gerader Saum und Größe 40, an der Hüfte 42. Um nicht weiter Stoffe zu "Mäh"-Shirts zu vernähen habe ich erst einen Rest genommen (von diesem Kleid. Deshalb ist das Rückenteil auch einmal horizontal und unten nochmal vertikal geteilt). Und siehe da: Das sitzt! Nachträglich habe ich noch ein paar Änderungen vorgenommen, die Bilder sind die Nachher-Version. Die Größenerweiterung an der Hüfte habe ich wieder etwas reduziert, das stand tatsächlich richtig ab. Ich habe auch den Saum neu gemacht und dabei um ein oder zwei Zentimeter gekürzt. Und den Halsausschnitt vertieft, im Rahmen meines Flickenfreitags, da könnt ihr auf Instagram den Vergleich sehen. Tja, und dann war ich ganz schön happy!


So happy, dass ich direkt in den nächsten Stoffladen gestürmt bin und mir Stoffe für weitere Shirts gekauft habe. Na gut, ich war zu anderem Zweck dort, aber die Streifenstoffe sprachen mich sehr an. Dieser hier ist super weich anzufassen, ich muss mir dann immer den Bauch streicheln wenn ich es trage, das sieht eventuell etwas Banane aus. Bei diesem Shirt habe ich das Vorder- und Rückenteil etwa 1cm vom Bruch entfernt erst angelegt, sodass es etwas breiter und damit lockerer wird. Mir war nach Herumspielen, und das Experiment ist geglückt. Dadurch ist auch der Halsausschnitt etwas weiter, aber auch das gefällt mir. Weil die Streifen so schmal sind habe ich einen Rest Bündchen in passendem Grau für den Halsauschnitt gewählt. 


Das letzte Shirt ist dieses blau/weiß gestreifte. Auch hier habe ich etwas Weite hinzugefügt, aber nur 0,5cm vom Bruch weg (also insgesamt 2cm mehr). Dafür habe ich die Seitennähte begradigt, also die Einkurvung für die Taille rausgenommen. Das Halsbündchen habe ich so zugeschnitten, dass ein blauer Streifen rundum mittig liegt. Sieht gut aus, oder? Und hier habe ich tatsächlich zum ersten Mal erfolgreich die Zwillingsnadel benutzt. Ich hatte das vor Jahren mal ausprobiert, war aber so gar nicht zufrieden, weshalb es unter "funktioniert mit meiner Maschine nicht" abgespeichert war. Weil ich aber weder den Dreifachgeradstich noch Zickzack wirklich schön finde, habe ich es gewagt und an einem Stoffstück herumprobiert. Tja, war wirklich einfach im Endeffekt! Und sieht so toll aus. 


Denise hatte mir diesen Schnitt empfohlen, dafür und für deine Beharrlichkeit danke ich dir sehr! Wir haben schon bei einigen Nähtreffs nebeneinander genäht, und während sie meine meistens eher komplizierten Projekte bewunderte war ich immer absolut begeistert darüber, mit welcher Hingabe sie ein einfaches Shirt genäht hat. Da kam ein Label ins Rückenteil, auf einem extra Stück Stoff, Größe und Co wurden aufgestickt und später die Naht mit einem schönen Streifen versteckt. Ich fand das sehr toll, wusste aber, dass ich das nicht wollte. Wofür, sehe doch nur ich beim Anziehen! Tja, in dem Buch war es beschrieben und ich dachte mir, Ausprobieren schadet ja nicht. Nun ... es sieht so schön aus, ich werde nie wieder ein Shirt anders nähen können als mit dem Stoffstreifen über der Naht hinten. Mist. 


Auch wenn es ganz schön fummelig ist und gar nicht so leicht die Größe der Nahtzugabe und die Breite des Streifens aufeinander abzustimmen und dann noch die spätere Absteppung von außen passend zu haben - es sieht so schön aus! Verflixt!

Meine ewige Suche hat nun also endlich ein Ende und ich kann nach und nach die gammeligen Shirts ersetzen. Bisher ist schon für jedes neue eins rausgeflogen und entweder direkt im Müll gelandet oder bei den Sportsachen (da bin ich nicht so pingelig). 

Jetzt bin ich super interessiert: Was ist eurer liebester Schnitt für T-Shirts?

Happy sewing, 

Julia


Verlinkt mit Sewlala, Nähfrosch


11 Kommentare:

  1. Ich verstehe dich gut, Basics nähen ist für mich auch das ungeliebte Kind des Nähens aber was muss das muss. Immerhin hast du ja nun DEINEN Basicschnitt und kannst fix reproduzieren.

    Schönste Grüße,
    Sam

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    1. Hey Sam,
      ja, da bin ich wirklich froh. So geht es dann ja auch relativ flott :)

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  2. Das Buch liegt auch hier - auch wenn ich sehr genre die Oberteile der Rosa-P. Kleider zu Shirts umwandele...
    Dieser Saumstreifen - wenn ich deine Begeisterung lese, denke ich "Finger weg!", aber ich befürchte, irgendwann werd ich das auch mal versuchen..
    Toll geworden, dein Streifenshirt!!
    Herzlichst
    yase

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    1. Wenn man schon was für sich hat ist das doch super! Obacht mit dem Streifen. Einmal angefangen ... :D

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  3. Ich habe bisher die Liv von Pattydoo probiert und auch letztens einen Schnitt aus der Ottobre 2/17. Für mich gehen beide, aber die Liv musste ich unten noch nicht mal verbreitern. Vom Kimono Tee war ich allerdings mehr als enttäuscht..... Mit Streifen zum Nahtverdecken im Nacken mache ich auch manchmal, aber dann von außen absteppen und innen alles mitfassen, ist schon echt ein Gefummel...
    Deine Streifenshirts mag ich sehr, auch von innen ;) LG Ina

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    1. Liebe Ina,
      das Kimono Tee war auch überhaupt nicht meins. Kann deine Enttäuschung gut verstehen! Aber es ist ja auch ein gratis Schnitt, da sollte man sich nicht beschweren.

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  4. Juhu, sie hat auf mich gehört :-)
    Wie schön, dass du endlich deinen Schnitt gefunden hast. Und er sieht so schön aus, das mit der Zwillingsnadel-Abstepplung ist auch echt toll geworden! Welche hast du genommen? Mit 2,5 oder 4er Breite? Ja und mit dem Einfassstreifen ist echt "doof", ne? Ich find das Gefummel auch nervig, aber es sieht halt einfach so viel ordentlicher und wertiger auf. Und außerdem sieht man es ja nicht nur beim anziehen sondern auch beim Wäsche aufhängen :-)
    Meine Lieblingsshirt-Schnitte kennste ja. Für den Sommer kann ich dir auf jeden Fall FrauJosy empfehlen, das mag ich total. Luftig aber trotzdem angezogen!

    Liebe Grüße und hoffentlich bis bald mal!
    Denise

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    1. Oh die Breite müsste ich nachschauen, kann ich dir gar nicht so genau sagen. Und ansonten hast du einfach mal in allem Recht :D

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  5. Ich freu mich immer wenn ich im alltag an mir runter schaue, dass alles an mir selbst genäht ist.. Dazu gehören unbedingt auch dinge wie Schlüpper, Unterhemd und Shirts! Deine geringelten sind großertig, die Beharrlichkeit hat sich ausgezahlt... Ich habe einen Brudaschnitt als Basic... Tolle Innenverarbeitung! LG Sarah

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    1. Hey Sarah,
      ja, da bin ich fast so weit mittlerweile. Tops zum Drunterziehen habe ich immer noch alte die gut funktionieren, ebenso wie Unterwäsche. Sonst ist aber eigentlich alles selbst gemacht :)

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  6. Huhu, schöner artikel! Ich hab von sew liberated das Stasia Tee für mich endeckt, es fällt wunderschön, den Ausschnitt hab ich angepasst.

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